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Stämpflianer auf Reisen
Die Stämpfli Mitarbeitenden sind offenbar ein reiselustiges Völklein. Spielend hätten wir das ganze Magazin mit ihren Berichten füllen können – und mussten uns doch beschränken. Nachfolgend einige Berichte von Touren nach Ost und West, zu Wasser und zu Land, von gestern und heute.
12.03.2021
Segelreise in der Karibik
Im Januar 2020 – noch bevor Corona das grosse Thema war – hatte ich die Gelegenheit, die südlichen Inseln der kleinen Antillen in der Karibik zu bereisen.
Schon einige Jahre hat es mir die Segelei angetan. Der Bubentraum hat sich zu einer grossen Leidenschaft entwickelt. Für den Hochseeschein fehlten mir im Winter dann noch die letzten 400 Seemeilen, um das Soll von 1000 Seemeilen (für Landratten: 1852 km) zu erfüllen.
Die Reise
Am 17. Januar gehts auf nach Grenada, um herauszufinden, ob das Wasser dort wirklich so kitschig blau schimmert …
Nach einer ersten, lauten Nacht in einer Pension in Sankt George’s beziehen wir das Schiff vom Typ Ovni 455: Einmaster, Alurumpf, gut 14 Meter lang für 7 Leute. Organisiert wird der Törn vom CCS, der Ausbildungen anbietet und für die Vergabe der Schweizer Hochseescheine zuständig ist.
Der Einkauf ist dank etwas Planung rasch erledigt, und schon die erste Nacht verbringen wir in einer Bucht ausserhalb der Hauptstadt.
Unsere Route führt uns von Grenada über Carriacou und Union Island in die Tobago Cays in den Grenadinen. Und da ist es: Wasser, so kitschig türkis, wie es Photoshop nicht besser hinkriegt.
Aufgrund der politischen Lage müssen wir der Küste Venezuelas fernbleiben – der Bund hat eine Reisewarnung erlassen, und der Club verbietet das Anlaufen von Los Roques. «Schad, aber de haut …»
Deshalb segeln wir von Union Island direkt Richtung Bonaire und Curaçao. Eine Überfahrt von 408 Meilen, die drei Tage und Nächte in Anspruch nimmt und uns nebst Delfinen auch nachts durch Biolumineszenz leuchtendes Wasser beschert – ein magischer Moment.
Nach 14 Tagen kommen wir in Curaçao an, und ich bin mir sicher: Ich komme wieder!
Oli Glauser
Dänemark per Velo – Kindheitserinnerungen
Solange ich denken kann, verbrachte meine Familie die Ski- und Herbstferien auf der Bettmeralp. 1978, ich war gerade zehn geworden, machten wir das erste und einzige Mal Sommerferien. Eine erlebnisreiche zweiwöchige Velotour durch Dänemark, die nur so gespickt war mit ersten Malen für mich und meine beiden älteren Schwestern.
Ihr denkt sicher: easy. Aber hallo! 1978! Velo mit drei Gängen! Jede/r hat das eigene Gepäck für zwei Wochen in einer Tasche auf dem Gepäckträger. Und nein, Dänemark ist nicht nur flach!
Am 9. Juli bestiegen wir in Basel den Liegewagen und durchfuhren in der Nacht Deutschland. Als wir in Dänemark ankamen, warteten schon unsere Velos auf uns, die wir vorausgeschickt hatten. Ich hatte extra für diese Reise ein grosses Velo bekommen.
Wir übernachteten in Jugendherbergen, in kleinen Häuschen oder Mehrbettzimmern oder in Hotels. Wir sahen zum ersten Mal das Meer und fuhren auf grossen und kleinen Fähren. Wir besuchten unter anderem ein Freilichtmuseum, ein Schloss, in dem ein echter König gelebt hatte, und das Grab eines Wikingerkönigs.
In Kopenhagen durften natürlich ein Besuch der kleinen Meerjungfrau und die Wachablösung im Schloss nicht fehlen. Das Tivoli bei Nacht mit all seinen farbigen Lichtern war auch sehr eindrücklich.
Überhaupt: Diese Reise werde ich nie vergessen. Die Fotos helfen sicher dabei. Aber ich habe heute, nach über 40 Jahren, noch Erinnerungen, die auf keinem Dia festgehalten sind und nicht im Reisetagebuch meiner Mutter oder in jenem meiner ältesten Schwester stehen.
Ursula Frey
An Blascaod Mór
Ein Besuch in Dublin, die Tempel Bar Street mit ihren unzähligen Pubs unsicher machen: Für viele reicht dieses Erlebnis schon aus, um sagen zu können, sie seien in Irland gewesen und hätten die irische Kultur hautnah miterlebt. Irland ist jedoch mehr, die Kultur ist mehr, und sie findet oft da statt, wo man sich erst gar nicht hintraut.
Auf meinen unzähligen Reisen durch Irland, im County Kerry, habe ich mein kleines persönliches irisches Juwel gefunden: die Great Blasket Island. Die Insel ist seit den 1950er-Jahren nicht mehr bewohnt und wurde erst in den vergangenen zehn Jahren für Tagestouristen aus den Buchten Dingle, Ventry und Dunqin wieder zugänglich gemacht.
Nur einer der Anbieter, Billy O’Connor aus Dingle, kann noch ein wenig mehr bieten, hat er doch die Mehrheit der noch intakten Häuser auf der Insel von seinem Grossvater geerbt und renoviert. So ermöglicht er heute Gästen die Übernachtung auf der Insel. Jedes Jahr suchen Alice und Billy ein «Saisonnier-Pärchen», das von April bis Oktober fix auf der Insel lebt und vor Ort nach dem Rechten schaut.
Die Überfahrt ab Dinlge Harbour dauert rund eine Stunde, jedoch mit einem kleinen Extra. Für die letzten Meter zur Insel muss man auf offenem Meer auf ein Schlauchboot umsteigen; die einzige Möglichkeit, die kleine Anlegestelle der Insel zu erreichen.
Einmal auf der Insel angekommen, stellt der moderne Mensch fest: WLAN, Strom und warmes Wasser sind hier Fehlanzeige. Für die Dusche am Morgen muss kaltes Wasser aus einer Zisterne reichen, gekocht wird mit Gas, geheizt mit Steinkohle, und das Essen muss vom Festland selbst mitgebracht werden. Auf der Insel gibt es lediglich einen kleinen Kiosk, wo Tagestouristen einen Kaffee mit Kuchen oder einen kleinen Snack kaufen können.
Unsere selbstauferlegte Pflichtlektüre auf der Insel war «The Islandman» von Tomas O’Crohan, einem der letzten Einwohner der Blasket Islands. Seine Briefe wurden einst zu einem Werk gesammelt und lassen den Leser am einfachen Leben auf den Blaskets und an den täglichen Sorgen und Problemen teilhaben. Das Werk zählt heute zur klassischen Literatur Irlands und liest sich durch die beinahe wörtliche Übersetzung aus dem Gälischen ins Englische äusserst holprig und steif, vor Ort aber umso bildhafter.
So waren wir denn da, auf der Great Blasket Island! Mehr als 350 km von Dublin entfernt, kein Pub in der Nähe, alles, was uns Irland in diesem Augenblick bot, war ein authentisches Erlebnis in einem alten rustikalen Haus, so, wie sich das Leben in diesem Land vor noch nicht allzu langer Zeit angefühlt haben muss. Das einzige Pub-nahe Erlebnis, das es für uns an diesem Abend geben sollte, war ein Bier aus dem Rucksack.
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Melanie Schweizer
Turkmenistan – Darvaza und Köw Ata
Die Gaskrater in der Wüste Karakum nennt man «door to hell» oder «gate to hell». Und als wir dort ankommen, wissen wir, weshalb. In den 1950er-Jahren haben die Sowjets dort nach Gas gesucht, und nach einem Unfall (wir konnten bisher nicht herausfinden, was genau geschah) sind diese riesigen Krater entstanden, aus denen nach wie vor – seit fast 70 Jahren – Gas strömt. Als jemand das Ausströmen des Gases stoppen wollte, zündete er es an. Und seither brennt und lodert es dort.
Der Ort ist so unwirklich, dass man ihn kaum beschreiben kann. Mitten in der Karakumwüste ein riesiges Loch, das brennt. Der Wüstenwind bringt die heisse Luft in Wogen hinauf – das ist nicht immer angenehm …
Wir fahren mit Iouri zum Gaskrater. Er ist 68-jährig, ursprünglich Russe (obwohl er nicht trinkt, nicht raucht und nur mit seiner Frau schläft, wie er uns sagt), war früher Bordingenieur für Flugzeuge und hat während sieben Jahren den ersten Präsidenten Niyazov auf seinen Auslandreisen begleitet. Was hätte er alles zu erzählen! Aber er behält es schön für sich, und wir getrauen uns nicht zu fragen. Wir können uns wohl verständigen, aber viel mehr liegt nicht drin. Er bereitet uns ein wunderbares Abendessen in der Wüste vor, danach gehts nochmal zum Höllentor – bei Nacht ist es noch viel beeindruckender.
Nach dem Wüstentrip nach Darvaza fährt uns Iouri in den Südwesten nach Köw Ata. Dort schwimmen wir in einem Untergrundsee: 65 Meter geht es in einem Berg schmale Treppen runter, der Geruch nach faulen Eiern wird immer stärker. Unten erwartet uns ein richtiger See mit klarem Wasser (soweit wir das sehen können), der auf natürliche Weise immer zwischen 34 und 37 Grad warm ist. Auch das ist Turkmenistan.
Reto Portner