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Reisende Frauen – eine Geschichte des Reisens

Im Mittelalter waren vor allem Soldaten, Pilger und Kaufleute als Reisende unterwegs. Im 18. Jahrhundert kamen Bildungsreisen in Mode und gehörten bei Aristokraten und wohlhabenden Bürgen zum guten Ton. Vor allem Engländer reisten auf den Spuren von Kunst und Kultur quer durch Europa.

Unbekannt. Porträt von Annemarie Schwarzenbach mit Kamera, 1939. © Esther Gambaro, Nachlass Marie-Luise Bodmer-Preiswerk

Welche Engländerin verbrachte den Sommer in der Schweiz und schrieb da einen der berühmtesten Romane der Weltgeschichte? Es war Mary Shelley – sie weilte im verregneten und nassen Sommer 1816 mit Freunden am Genfersee. Zum Zeitvertreib schrieb jeder eine Schauergeschichte, und Mary Shelley kreierte da ihren «Frankenstein».

Mary Shelley

Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Reclam

ISBN 978-3-15-020516-7, ca. CHF 14.50

Mit Frankenstein hat Mary Shelley eine mythische Gestalt erschaffen, die im Lauf des 20. Jahrhunderts durch teilweise sehr freie Verfilmungen eine ungeheure Popularität erlangte.

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Reisen zum Vergnügen oder zur Erholung etablierten sich erst im 19. Jahrhundert und waren der Oberschicht vorbehalten. Da war noch nichts mit Rollköfferchen oder Rucksack – angesagt waren riesige Schrankkoffer und nicht weniger imposante Hutschachteln.

«Sommerfrische» nannte man den Aufenthalt der Städter auf dem Land oder in mondänen Seebädern. Doch schon bald wurden die Reiseziele exotischer. Der Orient-Express brachte die Reisenden quer durch Europa bis nach Istanbul. Auf dem Nildampfer, bequem im Korbstuhl und bei Tee und Kuchen, sah man die Sehenswürdigkeiten Ägyptens an sich vorbeiziehen.

Da denken wir natürlich sofort an Agatha Christie und ihre Bücher «Tod auf dem Nil» und «Mord im Orient-Express» sowie an die legendären Filme, die eine untergegangene Zeit verklären, als Reisen noch purer Luxus war.

Agatha Christie kannte den Orient-Express und den Orient aus eigener Reiserfahrung. Viele ihrer Romane schrieb Christie während der archäologischen Expeditionen mit ihrem Mann im Nordirak und in Nordsyrien.

Agatha Christie

Der Tod auf dem Nil

Hoffmann & Campe

ISBN 978-3-727265002-0, ca. CHF 17.90

Hercule Poirot freut sich auf eine erholsame Kreuzfahrt auf dem Nil. Doch dazu kommt es nicht. Auch Linnet Ridgeway hat sich den Verlauf ihrer Flitterwochen wohl anders vorgestellt. Die junge, bildschöne Millionenerbin wird tot aufgefunden, und Poirots Ermittlungskünste sind gefragt. Fast jeder der Mitreisenden hat ein Motiv.

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Julia Keay

Mehr Mut als Kleider im Gepäck

Frauen reisen im 19. Jahrhundert durch die Welt

Piper

978-3-492-40633-8, ca. CHF 20.50

Sie überschritten Ländergrenzen und gesellschaftliche Konventionen: Sieben Frauen verschiedenster Herkunft und Weltanschauung – unter ihnen Anna Leonowens, Gertrude Bell und Alexandra David-Néel – eroberten sich im 19. Jahrhundert mit bewundernswertem Mut ihren Platz in den exotischsten Gegenden der Erde.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich dann immer mehr Menschen Reisen leisten, Badeferien am Mittelmeer und Interrailreisen durch Europa, später mit bezahlbaren Flügen Reisen rund um die Welt. Erst mit der Coronapandemie wurde uns bewusst, wie selbstverständlich wir in den letzten Jahrzehnten rund um den Globus gereist waren.

Annemarie Schwarzenbach

Aus der Schweiz in die weite Welt hinaus reiste die berühmte Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach. Sie wurde 1908 in eine Zürcher Industriellenfamilie hineingeboren. Ihre grossbürgerliche Herkunft ermöglichte ihr eine für die damaligen Zeiten aussergewöhnliche Reisefreiheit.

Sie schrieb für Schweizer Zeitschriften und Zeitungen Reportagen, die oft mit ihren eigenen Fotografien gestaltet wurden. Viele ihrer Fotografien sind auf Reisen nach Vorder- und Zentralasien, in die USA, durch Europa sowie nach Zentral- und Nordafrika entstanden.

Bis zum 9. Mai 2021 ist im Zentrum Paul Klee in Bern eine Ausstellung zu sehen, die sich dem grossen fotografischen Werk von Annemarie Schwarzenbach widmet: «Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin». Die Fotografien dokumentieren die unruhige Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, widerspiegeln aber auch persönliche Themen und Konflikte wie Heimatlosigkeit, Leben im Exil, Homosexualität – aber immer auch ihre Leidenschaft fürs Reisen.

    

Annemarie Schwarzenbach

Das glückliche Tal

Lenos

ISBN 978-3-85787-816-9, ca. CHF 20.90

Die Kultautorin verarbeitet in diesem Klassiker die Ereignisse des Sommers 1935, den sie in einem Hochtal des iranischen Elburs-Gebirges verbrachte. Es ist die Geschichte einer Liebe zu einer jungen Türkin, die Geschichte ihrer Drogensucht und die Geschichte ihres Ringens um das eigene Schreiben. Ein Buch voll unstillbarer Sehnsucht, die es unmöglich macht, irgendwo je anzukommen.

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Heute ist es selbstverständlich, dass Korrespondentinnen rund um den Globus reisen und uns via Medien über die aktuelle politische Situation in fernen Ländern auf dem Laufenden halten.

Natalie Amiri

Zwischen den Welten

Mein Leben als Korrespondentin im Iran

Aufbau

ISBN 978-3-351-03880-9, ca. CHF 34.– (erscheint im März 2021) 

Natalie Amiri ist in einer deutsch-iranischen Familie aufgewachsen und lebt heute zwischen Teheran, München und Köln. Sie gehört zu den ARD-Tagesthemen-Kommentatorinnen und ist eine der wenigen intimen Kennerinnen des Irans.

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Åsne Seierstad

Der Buchhändler aus Kabul

Eine Familiengeschichte

Kein & Aber

ISBN 978-3-0369-6111-8, ca. CHF 13.–

Journalistin Åsne Seierstad wird von Sultan Khan, einem Buchhändler aus Kabul, eingeladen, für fünf Monate bei ihm und seiner Familie zu leben. Entstanden sind das intime Porträt eines Mannes und seiner Familie – zwei Ehefrauen, fünf Kinder und viele Verwandte – und ein einzigartiger Einblick in ein Land der extremen Widersprüche.

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