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Fürs Leben, nicht für die Schule Lehre an der BFH

Die Studierenden der Berner Fachhochschule werden für anspruchsvolle Sach- und Führungsaufgaben ausgebildet. Methoden und Instrumente, die in jedem Betrieb benötigt werden, sind ebenso wichtig wie Kompetenzen, die den Studierenden erlauben, komplexe Probleme in ungewohnten Situationen zu meistern.

«Nicht fürs Leben, für die Schule lernen wir», schrieb der Philosoph Seneca ungefähr 60 v. Chr. seinem Freund Lucilius. Damit kritisierte er die realitätsfremden Philosophenschulen seiner Zeit. Hätte er die Schweizer Fachhochschulen gekannt, hätte er wohl eine bessere Meinung gehabt.

Wissen anwenden

Ein Abschluss an einer Fachhochschule ist «berufsqualifizierend», also «fürs Leben». Gemäss Bundesgesetz bereiten Fachhochschulen «durch praxisorientierte Studien und durch anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse erfordern». Von Hochschulabsolventinnen und -absolventen wird in ihrem Berufsleben erwartet, dass sie nicht nur bekannte Abläufe und Prozesse beherrschen, sondern ungewohnte Probleme meistern und Neues in die Unternehmen, Betriebe und Organisationen bringen. Sie müssen deshalb mehr können, als nur Regeln, Methoden und Systeme in alltäglichen Aufgaben anzuwenden. Sie müssen – auf Bachelorstufe – die neusten Kenntnisse in ihrem Berufsalltag anwenden und weiterentwickeln. Wenn sie ihr Studium fortsetzen und einen Masterabschluss erreichen, wird von ihnen erwartet, dass sie ihr Wissen und Können in ungewohnten Situationen auf neue, komplexe Probleme anwenden.

Von Governance über Compliance bis Wirtschaftsethik

Was und wie gelehrt wird, hat immer zum Ziel, dass die Studentinnen und Studenten über das neuste Wissen verfügen und dieses «fürs Leben» nutzen. Methoden des soliden Handwerks, oder wohl besser ausgedrückt «Kopfwerks», sind Schwerpunkte des Stoffs. Dazu gehören Rechnungswesen, Projektmanagement, Verständnis von Geschäftsprozessen und anderes Rüstzeug, das in Unternehmen und Verwaltungen benötigt wird. Zentral sind aber auch Kenntnisse der heutigen umfangreichen Regelwerke, an die man sich halten muss. Die gute Führung des Unternehmens («governance») ist ebenso wichtig wie die Beachtung aller Regeln, die für jeden Wirtschaftszweig spezifisch sind («compliance»). Die BFH legt grossen Wert darauf, dass die Studierenden nicht einfach Regeln kennen und blind anwenden. Sie sollen vielmehr ein vertieftes Verständnis entwickeln, was diese Anforderungen in einer komplexen Welt bedeuten und warum sie zu beachten sind. Wirtschaftsethik ist deshalb auch ein Modul im Studium. Abgerundet werden die Inhalte durch die Kenntnisse volkswirtschaftlicher Zusammenhänge und aktueller Trends im Fachgebiet. 

Praxisorientiert

Für jede Kompetenz, die Studierende erwerben sollen, gibt es angepasste Methoden, den Stoff zu vermitteln. Die traditionellen Vorlesungen oder das Studium von Büchern und Fachartikeln, oft abwechselnd mit Übungen, gehören auch heute noch dazu. Daneben werden aber elektronische Medien eingesetzt, mit denen Studierende ihr Lernen individuell gestalten können. Der Kontakt mit den Dozierenden bleibt aber ein wichtiger Teil der Lehre. Während des ganzen Studiums werden immer wieder Fallbeispiele bearbeitet. Zu Beginn sind das oft vorgegebene Modellfälle, an denen eine ganz bestimmte Kompetenz angewendet und geübt wird. Später bringen dann die Studierenden, oft aus ihrem Berufsumfeld, eigene, echte Probleme mit, die sie bearbeiten. Andere forschen in Projekten, die die BFH für Partner aus Wirtschaft und Verwaltung durchführt. Die Diplomarbeit («thesis») als Studienabschluss ist eine umfangreiche, selbstständige Arbeit im Rahmen eines Praxis- beziehungsweise Forschungsprojekts. So lernen die Studierenden, anders als offenbar die römischen Philosophiestudenten des 1. Jahrhunderts v. Chr., am praktischen Leben fürs praktische Leben. 


Der Fachbereich Wirtschaft der Berner Fachhochschule führt je zwei Bachelor- und Masterstudiengänge, nämlich Betriebsökonomie und Wirtschaftsinformatik, mit insgesamt gut 1000 Studierenden. Er gibt zwei Zeitschriften heraus, beide in Zusammenarbeit mit der Stämpfli AG. Die «eGov-Präsenz» richtet sich an ein Fachpublikum. Sie enthält wissenschaftliche Abhandlungen über das Potenzial und den Einsatz der Informatik in Regierung und Verwaltung. Die «Präsenz» behandelt in lockerer Folge wissenschaftlich abgestützt aktuelle Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft.