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Die Natur des Gartens – Garten ist Kultur

Gartenkultur ist ein wertvolles Gut, das stets den Zeitgeist zum Ausdruck bringt. Über die Jahrhunderte haben sich Gestaltungsgrundsätze, Pflanzenverwendung und Nutzungsansprüche laufend gewandelt. Derzeit liegt der Garten als Gegenpol zur digitalisierten und schnelllebigen Zeit voll im Trend. Er ist für immer mehr Menschen ein wichtiger Anker und Inbegriff eines authentischen Lebensgefühls.

Dem facettenreichen Bild der Gartenkultur wurde in den letzten Jahren das Urban Gardening hinzugefügt. Das Gärtnern in der Stadt entwickelte sich zur Trendbewegung in vielen europäischen Städten. Säen, setzen, wässern und ernten sind zur sinnstiftenden Freizeitbeschäftigung für zahlreiche junge urbane Menschen geworden. Auf brachliegenden Flächen spriessen Gemeinschaftsgärten, für Familiengärten gibt es Wartelisten. Gleichzeitig geraten durch die zunehmende Siedlungsdichte Grünflächen in den Städten immer mehr unter Druck. Planer wie der Botaniker und Pflanzenkünstler Patric Blanc begegnen dem Wunsch der Bevölkerung nach mehr Grün mit innovativen Lösungen und gestalten Grünflächen in vertikaler Ausdehnung. Ganze Hochhäuser wurden auf diese Weise mit einer Pflanzenhülle bekleidet. Diese vertikalen Gärten haben aufgrund der Klimaerwärmung auch eine ökologische Bedeutung und finden als bedeutender Impuls der Gartenkultur des 21. Jahrhunderts weltweit Nachahmung.

Garten ist Luxus

Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die sich das Luxusprodukt Garten leisten kann. Für viele ist der Garten zum erweiterten Wohnraum geworden. Aufwendig ausgestattete Gartenoasen als Ort des Rückzugs vom als stressig empfundenen Alltag sind ebenso gefragt wie der Nutzgarten. Viele Menschen suchen einen Gegenpol zur Waren- und Informationsflut und zur Schnelllebigkeit unserer Zeit. Das Echte und Einfache finden sie im Garten. Diese Wertsteigerung und allgemeine Bedeutung der Gartenkultur hat der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast (1945–1998) auf den Punkt gebracht: «Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.» Kienast brachte in einer Zeit, als die Ökologiebewegung dominierte und die Haltung verbreitet war, dass die Natur die bessere Gestalterin sei als der Mensch, die Gestaltung, das Entwerfen mit der Natur zurück in die Gartenkultur. Einigen Errungenschaften der Ökologiebewegung, wie den Pestizideinsatz zu reduzieren, konnte der wegweisende Landschaftsarchitekt viel Gutes abgewinnen. Die Verwendung ausschliesslich einheimischer Pflanzen, wie sie die Naturgartenbewegung fordert, lehnte er jedoch ab, weil damit die Kultivierung der Pflanzen und ihr grosser Sortenreichtum als wichtiges Kapital der Gartenkultur zunichte gemacht würden. Diese Diskussion ist aktueller denn je. Angesichts der als Gartenflüchtlinge in die Landschaft ausgewilderten invasiven Neophyten wird derzeit wieder vermehrt gefordert, sich auf die Verwendung einheimischer Arten zu beschränken.

Nutzen oder Schönheit?

Die Ursprünge des Gartens gehen auf Nutzgärten zurück, wie sie die Menschen vor Tausenden von Jahren anlegten. Dabei ging es einzig um die Nützlichkeit. Nutzen und Schönheit fanden im Klostergarten erstmals gartenkulturell zusammen. In den frühen Renaissancegärten wurden Nutzpflanzen in eine regelmässige Ordnung gebracht. Der Mensch emanzipierte sich von den Kräften der Natur. So fand die Schönheit als Kriterium Eingang in die Gartenkultur. Im 18. Jahrhundert entstand in Europa die Idee einer Landschaftsverschönerung, die bis ins 19. Jahrhundert reichte. Garten und Landschaft sollten zur Einheit werden.Stand lange Zeit allein der Zierwert im Vordergrund, so zeichnet sich seit einigen Jahren die Renaissance des Nutzgartens ab. Schönheit und Nutzen stehen vermehrt im Einklang. In Stadtparks werden Gemüseflächen angelegt, Obsthaine und Beerengärten gepflanzt. Sie bieten neben ihrem Nutzwert auch eine ästhetische Bereicherung und lassen Stadtbewohner den Kreislauf von Knospenbildung, Blüte, Fruchtbildung und Reifen der Früchte erleben. Wer einen Garten plant, nimmt sich Versatzstücke aus der Natur – oder aus dem Gartencenter – und gestaltet sie zu einem Stück idealem Wunschbild. Jeder Einzelne trägt dabei zum facettenreichen Bild der Gartenkultur bei. 


«dergartenbau» – Sprachrohr der Grünen Branche

«dergartenbau» ist das auflagenstärkste Schweizer Fachmagazin für die Grüne Branche. Es erreicht alle beruflichen Stufen, vom Lernenden über Mitarbeitende und Kader bis zu den Betriebsinhaberinnen und -inhabern. Die Bedürfnisse und Interessen der vier gärtnerischen Fachrichtungen sowie weiterer Berufszweige werden auf über 1000 redaktionellen Seiten bedient – verteilt auf 26 Ausgaben jährlich. Die Stämpfli AG übernimmt dabei das Korrektorat, gewisse Vorstufenarbeiten, den Druck sowie das Versandwesen. Ebenfalls im Verlag dergartenbau erscheinen die beiden Beilagentitel «garten + design» sowie «grün + raum».