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Design

Wie Designersocken entstehen

10.11.2021

Thomas Jakobson ist eine junge Firma. Ich habe sie im Zuge meiner Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste gegründet. In meinem Studium ging es damals intensiv um Designkonzepte und Konzeptdesign. Meine Herangehensweise war immer ganzheitlich und sollte ein Produkt in den Mittelpunkt einer erschaffenen Welt stellen. Ich habe mich für das Produkt «Socken» entschieden, da ich immer ein grosser Liebhaber farbiger Socken war. Nun konnte ich meine eigenen Designs entwickeln und die Socken dann voller Stolz verkaufen.

Ich designe in einem Jahr zwei Kollektionen: eine für das Frühjahr und eine für den Herbst und Winter. Meine Inspiration steht immer am Anfang des Designprozesses. Ich wähle Themen aus, die mich berühren, die mir wichtig sind. Auf meinen Reisen lasse ich mich von Orten, Mustern, den Farben der Natur oder der Architektur inspirieren. Mit einem Moodboard sammle ich dann passende Muster, Bilder, Stimmungen und Farbwelten, welche die entsprechende Stimmung repräsentieren. Bevor ich mich für eine solche Inspirationsquelle entscheide, überlege ich, welche Stimmung mir persönlich guttut und bei welcher ich positive Gefühle verspüre. Mein Designansatz ist meist sehr persönlich und widerspiegelt oft meine aktuelle Stimmungslage und vielleicht auch meine Sehnsüchte.

Wenn ich mich für eine Stimmung und dementsprechend für ein Thema entschieden habe, das Moodboard steht und die Farben definiert sind, beginne ich, damit eine Welt zu erschaffen. Der ganzheitliche Ansatz aus einer Idee, einer Erinnerung oder einer Stimmung, selbst eine Welt zu kreieren, ist aus meiner Sicht die Grundlage für gutes Design. Ich versuche, mit meinen Inspirationen eine Welt zu erschaffen, wohin ich meine Kundinnen und Kunden schliesslich verführen, entführen und begleiten kann. So versuche ich, sie in meine Welten mitzunehmen und ihnen am Schluss nicht nur farbige Socken, sondern damit auch das Lebensgefühl zu verkaufen.

Aus den Inspirationen entstehen simple oder auch komplexere Muster. Oft interpretiere ich klassische Muster wie Streifen oder Punkte neu, setze sie in einen «fremden» Kontext oder experimentiere mit Farbkombinationen, die mir sympathisch sind. Während des Designprozesses setze ich mich oft mit anderen Sockenmarken und ihren Designs auseinander. Dort das richtige Mass zu finden, andere nicht zu kopieren oder sich von Designs anderer Marken nicht den Kopf verführen zu lassen, ist aus meiner Sicht eine anspruchsvolle Aufgabe. Immer wieder entdecke ich Socken, die mich ansprechen. Oft finde ich aber auch Beispiele, die mir nicht passen und mir somit auch Grenzen aufzeigen.

 

Eine weitere Quelle der Inspiration sind die Kollektionen der grossen Modehäuser Europas. Auf den Laufstegen gibt es immer wieder spannende Muster, Farbkombinationen oder ansprechende Gesamtkunstwerke zu entdecken. Die grossen Luxusmarken versuchen, ihre Kundinnen und Kunden genauso in ihre Welten zu entführen und ihnen so die einzelnen Kleidungsstücke schmackhaft zu machen. Aus diesen Welten kann ich immer wieder Partikel für meine eigenen Welten gebrauchen oder durch die Designprozesse zurückgehen und so dabei lernen und Fortschritte machen.

Wenn ich davon spreche, dass ich ganzheitlich an meine Designs herangehe, meine ich, dass ich nicht nur ein Produkt designe. Die Präsentation der Produkte, das passende Fotoshooting, die richtige Location, die richtigen Models und vielleicht auch der richtige Moment gehören genauso zum Designprozess. Alles ist durchdacht und kann so von den Kundinnen und Kunden entdeckt werden. Sie sollen in die Welt eintauchen können, sich verlieren und mit einem guten Gefühl durch ihren Alltag gehen können. Jede Socke kriegt einen Namen und einen kleinen beschreibenden Text, der die Menschen eintauchen lässt. Bilder, Stimmungen und Worte sind so wichtige Begleiter meiner Sockendesigns.

Ich habe weiter oben von gutem Design gesprochen. Darüber lässt sich offensichtlich streiten. Da ist für mich auch viel Geschmack dabei. Menschen tragen ihren Rucksack mit Momenten ihres Lebens mit sich und reagieren so ganz unterschiedlich auf Designs. Gutes Design hat für mich viel mit Klarheit und einer definierten Sprache zu tun. Design kann einfach und plakativ, aber mit einer tiefen Idee verbunden sein. Design kann aber auch komplex sein. Das erschwert den Zugang und macht es weniger empfänglich für alle Menschen. Schlecht würde ich es dann aber nicht benennen, da vielleicht die Idee dahinter auf eine kleine Gruppe Menschen abzielt und nicht den Anspruch hat, allgemeintauglich zu sein.

Verschiedene Menschen haben verschiedene Geschmäcker und lassen sich zu unterschiedlichen Zeiten gerne oder weniger gerne auf bestimmte Themen ein.

Die Idee, eine Gruppe Menschen auf die Reise zu ihren eigenen Designs mitzunehmen, habe ich seit jeher eine sympathische Ausgangslage gefunden. Ich erzähle gerne Geschichten und nehme mein Umfeld gerne mit auf Reisen in meinen Gedanken oder in meine Erinnerungen. Genauso nehme ich meine Kundinnen und Kunden mit auf Reisen, die ich durchlebe, die ich fühle und die mir ein gutes Gefühl geben. Am Schluss sehen die Menschen von mir eine Kollektion von vier bis acht Socken. Dahinter steht aber ein Prozess, meine Persönlichkeit und meist meine aktuelle Gefühlslage. Wenn ich Freude an einem Thema, an einer Farbkombination oder einer Designwelt habe, macht es mich glücklich, wenn ich diese meinem Umfeld, meinen Kundinnen und Kunden oder einfach interessierten Personen zeigen darf.

 

Die Designersocken von Thomas Jakobson gibt es hier: http://thomasjakobson.bigcartel.com