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100 Jahre Kambly – eine wahre Liebesgeschichte
Das Rezept der bekanntesten und beliebtesten Schweizer Güezi ist streng geheim. Nicht geheim ist das Rezept ihres Erfolgs. Ein kurzer Blick auf Kambly und seine Geschichte. Eine Liebesgeschichte, in vielerlei Hinsicht.
18.06.2010
Jeder kennt sie, jeder liebt sie. Die exquisiten Güezi aus dem Hause Kambly sind weltberühmt. Hergestellt werden sie von jeher im emmentalerischen Trubschachen. Seit 1999 wird zusätzlich in Lyss produziert.
Kambly gehört zum Emmental wie sein löchriger Käse oder sein literarisches Aushängeschild Jeremias Gotthelf – eigentlich ein Zugewanderter aus dem Freiburgischen. Von auswärts kam auch Oscar R. Kambly. Damals, vor mehr als 100 Jahren, brach er vom Kandertal Richtung Trubschachen auf, der Liebe wegen. In der dortigen Dorfbäckerei machte er seine Lehre. 1910 gründete er seinen eigenen Betrieb. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Seither ist viel Wasser die Emme hinuntergeflossen. Als Oscar J. Kambly, sein Sohn, 1953 die Firma übernahm, erfolgte die Umstellung auf die maschinelle Produktion, und mit Oscar A. Kambly, dem Enkel des Gründers und jetzigen Leiter, wagte das Unternehmen den Sprung über die Landesgrenze.
Drei Generationen – drei Abenteuer. Das Wichtigste aber: Bei Kambly ist man immer seinem Herzen gefolgt, bis heute. Ein Erfolgsrezept. Denn ohne die bedingungslose Hingabe an die eigene Sache, die Region und die Menschen – seien es die Kunden, die Lieferanten oder die eigenen Mitarbeitenden –, wäre die Kambly SA heute nicht das, was sie ist: die Nummer eins unter den Herstellern und Exporteuren von Feingebäckwaren der Schweiz.
Freuen dürfen sich Kambly-Fans in diesem Jahr gleich doppelt. Das Familienunternehmen feiert nicht nur seinen 100. Geburtstag; es ist – mit der BLS als Partnerin – neuerdings auch touristisch aktiv. So pendelt seit März ein ganz besonderer Zug zwischen Bern und Luzern: der weltweit erste und einzige
«Kambly Zug».
Schön geschmückt mit grossformatigen Kambly-Bretzeli auf weissem Grund, rauscht die «Trubschachen» durchs malerische Emmental – vier Mal Richtung Bern, vier Mal Richtung Luzern, sieben Tage die Woche. Im Schlepptau der Lok sechs Kambly-Wagen – genügend Platz für mehrere Hundert Personen. Und allgegenwärtig die feinen Bretzeli, auch im Inneren des Zuges: an den Wänden, auf den Tischchen und vielleicht sogar, gut versteckt, in den Taschen der Sitznachbarn. Wer selber keine essbare Version dieser kulinarischen Verführung mit dabei hat, braucht nicht zu verzweifeln. Bestimmt lässt sich ein Mitreisender auf einen kleinen Schwatz ein. Oder noch besser: ein Zwischenstopp in Trubschachen. Letzteres lässt sich perfekt verbinden mit einem Besuch bei Kambly und einem Einblick in die faszinierende
«Kambly Erlebniswelt».
«Nächster Halt: Trubschachen!», tönt es aus dem Lautsprecher. Direkt vom Bahnhof führt ein kurzer Info-Weg zu demjenigen Gebäude, in dem seit 100 Jahren Gebäck der Extraklasse kreiert wird. Wer nicht mehr warten kann oder will, deckt sich im neu gestalteten Fabrikladen am besten schon mal mit Kambly-Köstlichkeiten ein. Auch wenn man im angrenzenden Kambly-Café nach Lust und Laune degustieren darf, die Auswahl fällt schwer. Das Sortiment umfasst mehr als 100 Sorten: von Klassikern wie «Butterfly» oder «Délice de Noisette» über Salziges in x Variationen bis hin zu Novitäten mit verführerischen Namen wie «Carré Pistache» oder «Sablés mit Urdinkel und ganzen Mandeln».
Es gibt aber auch viel Spannendes zu entdecken: Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren Kambly. Zum Beispiel das «Knusperhäuschen», einen originalgetreuen Nachbau der Backstube, in der die ersten Kambly-Bretzeli hergestellt worden sind: nach einem alten Familienrezept, vom Firmengründer persönlich. Bemerkenswert: Das Rezept wurde in den mehr als 100 Jahren nie verändert. Nicht einmal während der beiden Weltkriege, als für die Produktion der Bretzeli zeitweise die Originalzutaten ausgingen. Anstatt auf Ersatzstoffe auszuweichen, stellte man kurzerhand die Produktion ein. Fast unglaublich, zumindest aus unserer Sicht. Qualität ohne Kompromisse – darauf setzt Kambly bis heute. Wer wissen will, wie die feinen Güezi hergestellt werden, sollte unbedingt einen Blick in die Schauconfiserie werfen, wo man den Maîtres Confiseurs hautnah beim Zaubern zusehen oder sich – nach Voranmeldung – unter fachkundiger Anleitung selber in der Confiserie-Kunst versuchen kann.
«100 Jahre Kambly erzählt in 100 Bildern»
Anlässlich des Kambly-Jubiläums kam im Stämpfli Verlag kürzlich der schön aufgemachte Bildband heraus. Kambly und Stämpfli – auch das ist fast schon eine Liebesgeschichte. Kein Wunder: Beide sind Familienbetriebe mit einer ausgeprägten Unternehmenskultur, beide verstehen sich auf das Balancieren zwischen Tradition und Innovation, und beide zeichnen sich aus durch eine starke Verankerung in der Region mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Als kleine, aber feine Aufmerksamkeit erhielten übrigens alle Stämpfli-Mitarbeitenden eine Kambly-Box geschenkt, natürlich gefüllt mit echten Bretzeli. Liebe geht eben doch durch den Magen.