• Perspektivenwechsel

Über Jahre hinweg

Treue ist ein wichtiger Bestandteil von funktionierenden Beziehungen. Das ist zwischen Unternehmen nicht anders als im Privatleben. In den folgenden drei Interviews erfahren Sie unter anderem, weshalb der Wirtschaftsrechtsanwalt Peter Nobel seit fast 50 Jahren dem Stämpfli Verlag treu ist, was für den Privatrechtsprofessor Franz Werro der Schlüssel für eine dauerhafte Zusammenarbeit ist und was für Daniela Lehner von der Mobiliar Treue in Geschäftsbeziehungen bedeutet.

Darauf kommt es in langjährigen Geschäftsbeziehungen an

Prof. Dr. Peter Nobel ist ein führender, national und international tätiger Schweizer Wirtschaftsrechtsanwalt. 1982 gründete er seine eigene Kanzlei in Zürich, die später in Nobel & Hug aufging. Daneben wurde er vom Zürcher Obergericht zum Ersatzrichter gewählt und war dann während rund 30 Jahren in verschiedenen Funktionen an diesem Gericht tätig. Später war Peter Nobel über 12 Jahre Mitglied der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK, heute FINMA). Nach seiner Habilitation war er in St. Gallen als Professor für Wirtschaftsrecht sowie am Institut für Europarecht tätig. Zudem konnte er dort gemeinsam mit Robert Waldburger die Studienrichtung Law and Economics initiieren. Nach seiner Zeit in St. Gallen erhielt er an der Universität Zürich die Stelle als ordentlicher Professor ad personam für Wirtschaftsrecht.

Peter Nobel, können Sie sich an Ihr erstes Buch erinnern, das Sie gemeinsam mit Stämpfli veröffentlicht haben?

Mein erstes Buch mit dem Stämpfli Verlag trug den Titel «Aktienrechtlichen Entscheide: Praxis zum schweizerischen Aktienrecht» und erschien 1976. Ich wollte damals unbedingt ein Buch selbstständig und ohne Mentor veröffentlichen. Als mich dann Dr. Jakob Stämpfli im Juristischen Seminar an der Freiestrasse in Zürich besuchte, machte er mir grossen Eindruck, als er mit freundlich-patriarchalischer Bestimmtheit sagte: «Selbstverständlich publizieren wir das.» Seither sind im Stämpfli Verlag zehn Bücher von mir erschienen – ohne die verschiedenen Neuauflagen gesondert zu zählen.

Was braucht es – sowohl auf der Seite der Autorinnen und Autoren als auch der Verlage –, um erfolgreich Werke zu publizieren?

Professionalität und einen möglichst grossen Arbeitswillen. Selbstverständlich spielen auch die Marktverhältnisse eine Rolle. Ein Buch muss verkäuflich sein – daran sollten auch die Autoren denken. Für beide Seiten ist es nützlich, die Nase im Wind zu haben. Das Finanzmarktrecht beispielsweise, das ich dank meinen parallel laufenden Tätigkeiten am Zürcher Obergericht, bei der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK, heute FINMA) und als Professor pflegen durfte, war anfänglich ein Pioniergebiet, noch vollkommen verschlossen und nur dank einem guten Beziehungsnetz «aufknackbar».

«Nach der wunderbaren Erfahrung mit dem ersten Werk war ich dem Stämpfli Verlag ‹verfallen›.»

Was macht für Sie das Plus in der Zusammenarbeit mit dem Stämpfli Verlag aus?

Ein wichtiger Bestandteil der guten Arbeitsbeziehung ist für mich das enge persönliche Verhältnis, das flexibel ist und dank dem man mögliche Probleme so früh erkennt, dass sie gar nicht erst entstehen. Das Mahnmal für mich war immer die Voraussage von Max Weber, dass die Bürokratisierung uns alle umklammern werde.1

Was bedeutet für Sie Treue im Zusammenhang mit dem Stämpfli Verlag?

Nach der wunderbaren Erfahrung mit dem ersten Werk war ich dem Stämpfli Verlag «verfallen» und zog keines der vielen Angebote von anderen Verlagen in Erwägung. Ich bin in all den Jahren zwischen 1976 und heute, wo ich gerade die dritte Auflage des «Internationalen Gesellschaftsrechts» vorbereite, immer so ausgezeichnet betreut worden, dass ich an einen Wechsel gar nie gedacht habe.

Azmina Khimji
Juristische Projektverantwortliche, MLaw und Assistentin Geschäftsleitung
Stämpfli Verlag 
+41 31 300 63 15

Franz Werro ist ordentlicher Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Freiburg und am Georgetown University Law Center (Washington), wo er Privatrecht unterrichtet. Ausserdem hält er Vorlesungen an verschiedenen Universitäten in Europa und den USA. Er tritt als Schiedsrichter und Berater in internationalen Handelsstreitigkeiten auf. Seit 2014 ist er wissenschaftlicher Leiter des American Journal of Comparative Law, und seit 2020 ist er Präsident des Rates des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung.

Franz Werro, welche Erinnerung haben Sie an Ihren ersten Kontakt mit unserem Verlag?

Meine erste Stämpfli-Erinnerung geht auf eine Begegnung mit Herrn Grieb für das Buch der Professoren Deschenaux und Tercier zum Haftpflichtrecht zurück. Damals brachte ich als Assistent das Manuskript der zweiten Auflage nach Bern. Ich sass auf dem Rücksitz eines Autos, mit dem mit Schreibmaschine geschriebenen Manuskript auf den Armen, das aufgebläht war von Tipex und Post-it-Zetteln und bei dem ich jeden Moment Gefahr lief, alle Seiten zu verlieren. Bei der Ankunft waren mehrere Personen nötig, um den Transport zum Büro von Herrn Grieb zu gewährleisten. Andere Zeiten, andere Sitten! Was mein erstes Stämpfli-Buch betrifft, so stammt es aus dem Jahr 1995. Es war die Neuauflage des Buchs von Deschenaux und Tercier, «Le mariage et le divorce». Seit diesem mehrmals neu aufgelegten Werk gab es – um nur diese Publikationen zu nennen – drei Auflagen meines Buchs zum Haftpflichtrecht und zwei Auflagen meiner annotierten Sammlung von Urteilen im Vertragsrecht. Und die nächsten Auflagen sind bereits in Arbeit.

«Verlagstreue bringt eindeutig die Annehmlichkeit mit sich, genau zu wissen, mit wem man es zu tun hat und wie die Projekte ablaufen werden.»

Die lange Liste von Büchern können wir nur bestätigen.

Ich muss gestehen, dass ich nicht weiss, wie viele Bücher es insgesamt sind. Es müssen ziemlich viele sein, und es erinnert mich daran, dass das Rentenalter nicht mehr weit entfernt ist (lacht).

Was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie an Ihre Zusammenarbeit mit dem Stämpfli Verlag denken? Und was ist dabei der Schlüssel zu einer dauerhaften Zusammenarbeit?

Als Erstes die Kompetenz und Freundlichkeit der Lektorinnen und Lektoren, seien es der bereits erwähnte Herr Grieb oder Frau Clerc und Frau Weiss. Ich erinnere mich auch an das sehr herzliche Treffen mit Herrn Rudolf Stämpfli, als die Produktion von Büchern in englischer Sprache oder die Zusammenarbeit mit ausländischen Verlagen ins Auge gefasst wurde. Die Treue im Verlagswesen bringt eindeutig die Annehmlichkeit mit sich, dass man genau weiss, mit wem man es zu tun hat und wie die Projekte ablaufen werden. Abgesehen von den menschlichen Qualitäten der Personen, die ich bei Stämpfli kennengelernt habe, und meiner Verbundenheit mit Bern ist die Qualität der geleisteten Arbeit sicherlich der Schlüssel zu einer langjährigen Zusammenarbeit.

Fanny Weiss
Verantwortliche für französischsprachige Projekte
Stämpfli Verlag 
+41 31 300 63 07

Daniela Lehner ist seit 15 Jahren für die Mobiliar tätig und arbeitet als Leiterin Marketing Services. Der Bereich ist das Kompetenzzentrum bei der Beratung, Konzeption, Planung, Realisierung und Automatisierung von Print- und Verpackungsdienstleistungen, Mediengestaltung und der Verwaltung von digitalen Inhalten wie dem Marketing-Portal. Auch in ihrem Privatleben mag Daniela den Austausch mit unterschiedlichen Menschen und eine abwechslungsreiche Freizeit. Diese findet sie vor allem in der Natur. Wann immer möglich begibt sie sich auf Reisen. Dabei geht sie ihrer grossen Passion, dem Tauchen, nach.

Daniela, wir beide arbeiten nun schon seit über fünf Jahren zusammen. Die Partnerschaft zwischen der Mobiliar und Stämpfli besteht aber schon länger. Kannst du mir mehr darüber erzählen?

Wir haben in unserem Archiv nachgeforscht und Erstaunliches entdeckt: Die Mobiliar und Stämpfli verbindet eine bald 200-jährige Partnerschaft! Beide Unternehmen gehören zu den ältesten der Schweiz, Stämpfli ist sogar noch 27 Jahre älter. In den ersten Statuten von 1826 der Schweizerischen Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden, der heutigen Mobiliar, steht: «Gedruckt in der Stämpflischen Buchdruckerey». Statuten, Geschäftsberichte und vieles mehr liess die Mobiliar im Lauf der Zeit bei Stämpfli drucken. Seit sieben Jahren haben wir eine noch engere Beziehung, da wir unsere Druckvorstufe komplett zu Stämpfli ausgelagert haben. Mobiliar und Stämpfli – das passt einfach. Wir sprechen die gleiche Sprache, und Stämpfli verfügt über die hohe Fachkompetenz, die wir brauchen.

Ein wirklich langer gemeinsamer Weg! Was fällt dir als Erstes ein, wenn du an die Zusammenarbeit mit Stämpfli denkst?

Stämpfli ist ein verlässlicher Partner, wenn es um die Produktion von Drucksachen geht, aber auch bei der Layoutherstellung des Geschäftsberichts. Und vor allem denke ich an das tolle Team in der Druckvorstufe, das für uns arbeitet. Die Zusammenarbeit funktioniert sowohl auf der geschäftlichen als auch auf der menschlichen Ebene. Das Team macht einen hervorragenden Job bei der Beratung, der Koordination und der Umsetzung unserer Mediengestaltungsaufträge. Die Mitarbeitenden stehen im direkten Austausch mit unseren internen Auftraggeberinnen und Auftraggebern und werden dabei als internes Team der Mobiliar wahrgenommen, als Teil unserer Abteilung. Das entspricht auch unserer Anforderung, die wir damals ans Outsourcing gestellt haben: Es muss immer aus der Perspektive der Mobiliar auf Kundenwünsche eingegangen werden. Gerade die Umsetzung unseres CI/CD stellt manchmal eine Herausforderung dar. Da braucht es die richtigen Argumente in der richtigen Sprache.

«In langjährige Beziehungen muss man sehr viel Arbeit stecken.»

Die Mobiliar und Stämpfli sind sich über viele Jahre gegenseitig treu geblieben. Was bedeutet für dich Treue im Geschäftsumfeld?

Dass man sich langfristig und partnerschaftlich aufeinander verlassen kann, auch in turbulenten Zeiten. Und dass man einander hilft und schaut, dass Dinge rasch und gut erledigt werden. In Beziehungen, die von Treue geprägt sind, können zudem Spannungen und Differenzen offen angesprochen und gelöst werden, weil man sich vertraut. All das bringt die nötige Ruhe, um Schritt für Schritt in die gleiche Richtung vorwärtszugehen. Die langjährige, beständige Geschäftsbeziehung mit Stämpfli ist geprägt von Wertschätzung und Respekt. Das ist für uns als Unternehmen zentral und entspricht unseren Werten, die wir in jedem Kontakt – egal ob mit Versicherten oder Partnern – leben wollen: menschlich, nah und verantwortungsvoll zu sein. Als genossenschaftlich verankertes Unternehmen ist die Ausrichtung auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden ganz tief verankert, sie gehört quasi zu unserer DNA.

Was ist der Schlüssel für eine langjährige Zusammenarbeit?

Es gibt sicher nicht nur einen Schlüssel oder eine geheime Zutat, mit der dann alles rund läuft. In langjährige Beziehungen muss man sehr viel Arbeit stecken, damit sie gut funktionieren. Sie müssen gepflegt und in ihrem Wachstum gefördert werden; wie ein Baum, der als kleiner Sprössling noch verletzlich ist, aber unter den richtigen Bedingungen immer grösser und stärker wird. Es braucht zum Beispiel gute, aktive Kommunikation und Begegnungen auf Augenhöhe. So lernt man einander besser kennen, was die Zusammenarbeit vereinfacht. Aber auch eine gezielte Weiterentwicklung und ein gesundes Wachstum sind elementar, damit eine Geschäftsbeziehung erfolgreich und zukunftsfähig bleibt. Gemeinsam ambitionierte Ziele zu erreichen und Erfolge zu feiern, schweisst zusammen. Ganz wichtig ist sicher, dass man die Beziehung nie als selbstverständlich erachtet. Sonst besteht die Gefahr, dass sie einschläft.

Giulia Rohrer
Co-Leiterin Medienproduktion
Stämpfli Kommunikation
+41 31 300 65 62