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Sind Bücher teuer

Wer macht sich beim Blättern in einem Buch Gedanken darüber, was alles dahintersteckt, bis ein Werk in der Auslage der Buchhandlung zu finden ist?

Bücher sind teuer. Das hören wir ab und zu im Verlag. Warum wird ein Buchpreis von vielleicht 38 Franken als hoch empfunden? Verglichen mit einem guten Essen im Restaurant oder einem schönen Blumenstrauss, scheint ein Buch doch eher günstig zu sein.Wie bei einem feinen Nachtessen sind viele Hände und Köpfe beteiligt, bis man ein fertiges Buch in den Händen halten darf. Und es sind, wie bei der Blumenhändlerin um die Ecke, viele Arbeitsstunden nötig, die gar nie in einer Kalkulation zu finden sind. Büchermachen funktioniert nur mit viel Freude an der Sache – und das bei allen Beteiligten.Die grösste Leistung erbringen die Autorinnen und Autoren. Sie schreiben über lange Zeit, vielleicht sogar über Jahre, an einem Manuskript, recherchieren in Bibliotheken und graben in Archiven.

Nachdem Verlagsleitung und Lektorat entschieden haben, einen Titel ins Verlagsprogramm aufzunehmen, entsteht Schritt für Schritt aus einem Manuskript ein Buch. Die Lektorin redigiert, kürzt, ergänzt, macht stilistische Vorschläge, stellt vielleicht sogar die Reihenfolge auf den Kopf – immer in enger Zusammenarbeit mit dem Autor.

Gibt es im Buch Fotos, Zeichnungen, Grafiken, Tabellen? Müssen Texte übersetzt werden? Weitere Spezialisten sind gefragt.

Danach gestalten Polygrafen und Grafikerinnen die Buchseiten und den Umschlag. Sie wählen eine Schrift und die Schriftgrösse. Sie wissen, was es braucht, damit ein Buch angenehm zu lesen und schön anzuschauen ist. Schliesslich will es unter 90 000 deutschsprachigen Neuerscheinungen im Jahr gesehen und entdeckt werden.

Gut schreiben heisst noch lange nicht fehlerfrei schreiben. Im Korrektorat wird akribisch nach Tipp- und Grammatikfehlern gesucht, sodass der Druckerei ein fehlerfreies Buch übergeben werden kann. Drucken, Binden, Spedieren – am Schluss wird hier alles gegeben. Nicht nur damit das druckfrische Buch pünktlich an der Buchpremiere vorgestellt werden kann.

Und damit wären wir bei den Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb und Marketing. Sie sind es, die Lesungen und Diskussionsrunden in Zusammenarbeit mit Kulturveranstaltern organisieren und dafür sorgen, dass möglichst viele Leseratten und Bücherwürmer von der Neuerscheinung erfahren. Sie informieren die Medien und die Buchhändler, schalten Inserate, drucken Prospekte und stellen die Titel online, sodass sie auch im Web gefunden werden.

All dies nehmen Leserinnen und Leser kaum bewusst wahr. Umso mehr schätzen sie es, zu ihrer Buchhändlerin zu gehen, die sie berät und für sie recherchiert. Sie bestellt auch gern ein einzelnes Buch, wenn es nicht am Lager ist. Denn mit der Marge werden die Miete und die Löhne bezahlt.

Ist ein Buch nicht viel mehr als ein bisschen gedrucktes Papier zwischen zwei Buchdeckeln? Das hat seinen Preis.