• Porträt

«Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein»

Luc Arnoulet, Lead MedTech Services bei Stämpfli, zeigt mit seinem Nebenprojekt HydrotowerPower, wie einfach urbane Selbstversorgung funktionieren kann – ganz ohne Erde. Was als Experiment für die Familie begann, ist heute eine nachhaltige Vision mit LED-Beleuchtung, Online-Shop und 14 Kilo Chilis, die er jedes Jahr vom eigenen Anbau erntet.

Energie muss raus

Luc beschreibt sich als jemand, der nie still sitzen kann. «Ich muss meine Energie loswerden», sagt er und lacht. Wer mit ihm spricht, merkt schnell: Er ist voller Ideen und Tatendrang. Im Hauptberuf arbeitet er bei Stämpfli als technischer Projektleiter für die MedTech-Kommunikation. Nebenbei betreibt er ein Herzensprojekt: Mit HydrotowerPower bringt er vertikale Pflanzentürme in städtische Haushalte – platzsparend, effizient und ganz ohne Erde.

Technischer Weg, grüner Blick

Lucs beruflicher Weg führte über viele Stationen: Er absolvierte eine Elektronikerlehre, arbeitete fünf Jahre in der Solarbranche, bildete sich zum Telematiker weiter, entwickelte Überwachungssysteme für das Militär und wechselte dann in die Kommunikationsbranche. «Ich war immer offen für Neues», sagt er. Vor ein paar Jahren zog er mit seiner Familie nach Köln. «Meine Frau ist Kölnerin, wir haben zwei Kinder.»

Garten als Ursprung

In Köln hatte Luc erstmals einen eigenen Garten. «Ich habe alles Mögliche angebaut. Es war grossartig. Aber sobald der Herbst kam, war es vorbei – das kann doch nicht sein.» Er begann, zu recherchieren, wie man ganzjährig Gemüse ziehen kann. So kam er zu den Hydrotowers. Die Idee schlug Wurzeln. Heute betreibt er einen Webshop, entwickelt Zubehör und verkauft Komplettsets für den Einstieg inklusive Anleitungen und Workshops.

Hydrokultur für alle

Seine Pflanzentürme werden über einen geschlossenen Wasserkreislauf versorgt. Eine leise Pumpe bringt Nährlösung von unten nach oben, die auf die Wurzeln rieselt. Das spart bis zu 90 Prozent Wasser. «45 Pflanzen auf 0,4 Quadratmetern – das funktioniert auch ohne Balkon.» Luc legt Wert darauf, dass seine Sets erschwinglich und leicht verständlich sind. «Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein.» Die Teile stammen aus China, sind aber geprüft, zertifiziert und frei von Mikroplastik. «Natürlich wäre ‹made in Germany› schön, aber das kostet das Doppelte oder Dreifache, und ich will die Einstiegshürde tief halten.»

Kunden und Kooperationen

Die Türme stehen inzwischen in Wohnungen, auf Balkonen und in Unternehmen. «Drei Türme versorgen knapp 140 Salate.» Auch Kooperationen mit interessierten Youtuberinnen und Youtubern bringen Lucs Produkte in die Haushalte, und sogar mit einem Gefängnis ist er im Gespräch. «Dort ist das Potenzial riesig: Beschäftigung, Versorgung, kein Bedarf an scharfen Geräten.»

Wissen, woher es kommt

Besonders wichtig ist ihm, dass Kinder erleben, wie Nahrung entsteht. «Meine Kinder helfen mit und snacken direkt von den Türmen. Das ist gesunder Alltag und Bildung in einem.» Er selbst fotografiert seine Pflanzen regelmässig für Social Media, probiert neue Sorten aus und freut sich über jeden Keim. «Es ist faszinierend, wie effizient das System ist. Und es motiviert: Wenn du den Salat vor Augen hast, konsumierst du ihn täglich.»

Eine Einladung

Lucs Erfahrungen zeigen: Innovation muss nicht teuer oder kompliziert sein. Seine Pflanzentürme brauchen kaum Strom, sparen Wasser, vermeiden den Einsatz von Pestiziden und bringen Frisches direkt ins eigene Heim. Seine Vision? «Ich will den Leuten zeigen, dass es geht. Und dass es Freude macht.» Für Luc ist Nachhaltigkeit kein Dogma, sondern eine Einladung. Eine, bei der am Ende alle den Salat mit ins Sandwich nehmen.

Lucs Lebensbalance

Tennis als Konstante

Wenn Luc nicht arbeitet oder an seinen Türmen tüftelt, steht er auf dem Tennisplatz. Bis zu zweimal pro Woche mit der Mannschaft und am Wochenende an Turnieren. «Seit über 30 Jahren spiele ich. Das ist mein Ausgleich.»

Familienzeit

Mit zwei Kindern ist die Freizeit gut gefüllt. Ob Ausflüge, Gärtnern oder das Bewirtschaften des alten Hauses. Während seine Frau im Urlaub gerne liest, steht Luc am Strand und hebt ein fünf Meter tiefes Loch aus – Hauptsache, etwas tun.

Anna Lang
Verantwortliche Business Services
Stämpfli Kommunikation
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