- Porträt
«Meine Stimme ist mein Instrument»
Die Kundenberaterin Margareta Sommer arbeitet seit zehn Jahren bei Stämpfli und lebt in Hinterkappelen bei Wohlen. Ihre Kunden erkennen sie in erster Linie an ihrer angenehmen Stimme. Sie erzählt uns, wie sie diese trainiert und erfolgreich für die Kommunikation einsetzt.
28.11.2022
Vom Bild zum Telefon
Bereits als sie noch als Bildredakteurin bei diversen Zeitungen arbeitete, drehte sich bei Margareta alles um Kommunikation. Nicht nur, weil Bilder selbst eine zentrale Art der Kommunikation sind, sondern auch, weil Margareta damals schon auf Kommunikationsarbeit setzte. «Man muss nämlich gut argumentieren und verhandeln können, um den Journalisten die gewählten Bilder zu ‹verkaufen›», erinnert sie sich. Eine Strategie zu haben, sei dabei ebenfalls von Vorteil.
Als dann die Industrie um das Jahr 2000 die ersten Veränderungen erlebte, wurde es für Margareta schwierig. Einige Firmen wurden zusammengelegt, und da beispielsweise das Video als neues Medium hinzukam, waren Personen gefragt, die Erfahrungen mit crossmedialem Publishing und Videoschnitten hatten. Margareta merkte, dass das nicht ihre Welt war, und entschied sich für eine Weiterbildung. Sie absolvierte das HF-Studium Medienwirtschaft und Medienmanagement an der Schule für Gestaltung in Bern. «Das war wohl die beste Entscheidung meines Lebens», sagt sie. Im Unterricht lernte sie einen damaligen Mitarbeiter von Stämpfli kennen, der immer wieder von seinem Arbeitgeber schwärmte. Nach der dreijährigen Weiterbildung war bei Stämpfli gerade eine passende Stelle im Telefonmarketing ausgeschrieben, und Margareta bewarb sich erfolgreich.
Stimme als Instrument
Margaretas wichtigstes Arbeitsgerät ist das Telefon. Damit betreibt sie Kaltakquise. Obwohl diese Bezeichnung mittlerweile nicht mehr ganz zutrifft, denn zu den meisten Kontaktpersonen konnte sie in den letzten zehn Jahren eine Beziehung aufbauen. «Oh, hallo liebe Frau Sommer, es ist ja schon wieder ein Jahr vorüber», heisst es dann schon mal. «Wenn Kunden mich am Telefon wiedererkennen, ist das für mich ein Zeichen, dass ich meinen Job richtig gemacht habe.» Wesentlich sei, dass die Stimme angenehm klinge, Präsenz vermittle und ein Wiedererkennen auslöse.
«Es ist mir wichtig, dass ich mir meiner Stimme am Telefon jederzeit bewusst bin und sie auch pflege, denn sie ist mein Instrument, und sie hinterlässt den ersten Eindruck.» Hat man mal einen schlechten Tag, kann sich das auf die Sprechweise auswirken. Wenn das bei Margareta der Fall ist, nimmt sie drei Bälle in die Hand und jongliert ein paar Minuten. An den Tagen, an denen ihre Ansprechpersonen nicht erreichbar sind, dienen administrative Arbeiten als gute Abwechslung. Das Telefon hat seine Vor- und Nachteile: Wegen der Distanz kann sich ein Mensch einerseits besser verstecken, andererseits fallen teilweise auch Hemmungen weg, und die Leute sind offener und ehrlicher als von Angesicht zu Angesicht.
Tipps für schönes Sprechen
Für eine gute mündliche Kommunikation gebe es ein paar einfache, aber wertvolle Tipps, meint Margareta. Natürlich spiele die Atmung eine grosse Rolle. Normale Atemübungen oder Yogaübungen könnten helfen, den Atemfluss zu trainieren und eine angenehme Stimme zu entwickeln. Damit die Schleimhäute nicht austrockneten, sei es wichtig, viel zu trinken. «Ich mache mir beispielsweise jeden Morgen, sobald ich zur Arbeit komme, einen Liter Tee und trinke ihn im Verlauf des Tages.» Auf die Haltung sollte man während des Gesprächs ebenfalls achten. «Beim Telefonieren sitze ich immer auf der Stuhlkante, um eine befreite Stimmlage zu haben», erklärt Margareta. Und bevor man Kundschaft anrufe, sei es wichtig, zu recherchieren, also beispielsweise Kundenprotokolle oder die Kundenwebsite zu studieren.
Telefonakquise während der Pandemie
Nach dem ersten Lockdown im Jahr 2020 seien die Leute vielfach einfach verschwunden, erzählt Margareta. Zum Teil hätten die Betriebe ihre eigenen Mitarbeitenden nicht mehr erreichen können. «Wir würden sie auch gern mal wieder hören», hiess es dann teilweise. In dieser Zeit setzte Margareta deshalb mehr auf E-Mails. Zu ihrer Freude gingen gewisse Kunden auf ihre Nachrichten ein, sodass es zu einem Austausch kam. Bei der Verfassung dieser E-Mails halfen ihr ihre Zeit als Journalistin in den 1990er-Jahren bei der damaligen Zeitung «Berner Tagwacht» sowie die Erfahrung als Filmkritikerin bei der Zeitung «Hauptstadt».
Fotografie als Passion
Margareta hat die Welt der Bilder trotz dem Berufswechsel nicht aus den Augen verloren. In ihrer Freizeit fotografiert sie häufig. Das letzte grössere Projekt war der Fotobildband «Bern». Zudem ist sie in einer Frauengruppierung, die sich im Zusammenhang mit dem Frauenstreik gebildet hat. Damals stellten die Frauen fest, dass bei der Pressekonferenz nur männliche Fotografen vor Ort waren. Deshalb kam der Vorschlag, dass die Schweizer Frauenstreike von Fotografinnen dokumentiert werden sollten. Dafür wurden 30 Fotografinnen gefunden. Schliesslich entstand das Buch «Wir/Nous» mit mindestens einem Bild pro Fotografin. Zum 50. Jubiläum des Frauenstimmrechts kamen sogar 50 Fotografinnen zusammen, die je ein Porträt einer Frau dokumentierten. «Es ist enorm spannend, wie facettenreich die Frauen in der Schweiz sind», sagt Margareta.
Margaretas Lebensbalance
Margaretas Ventil
Nach einem ganzen Tag im Bürostuhl und am Telefon im Gespräch mit Kunden findet Margareta den Ausgleich beim «Gümmele» mit ihrem schwarzen Kuota: «Sonst werde ich ‹stifusinnig›, wenn ich nichts mache.» Wenn es heiss ist, ist sie vor allem am Wochenende auf dem Velo, dann geht sie um 7 Uhr los und legt in der Regel 150 bis 200 Kilometer zurück. Hierbei kann sie abschalten und den Gedanken freien Lauf lassen.
Eine Zeit lang ist sie auch einfach mit der Kamera durchs Emmental spaziert und hat fotografiert, was ihr vor die Linse gekommen ist. In diesem Zusammenhang konnte sie damals Bilder für die Zürcher Ausstellung «Die Kuh» machen.
Jutzen
Seit sie mit anderen Kundenberatern und Personalfachpersonen von Stämpfli ein Stimmbildungsseminar besucht hat, findet Margareta Gefallen am Jodeln. Das hat ihr auch geholfen, mit der Krankheit ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns umzugehen. Wenn man Glück hat, kann man sie im Ostermundigenwald mit ihrer Kollegin beim Jutzen antreffen. Die beiden verbinden ihre gemeinsamen Spaziergänge oft mit einer halbstündigen Jodeleinlage. «Es ist unglaublich befreiend, auf einem ‹Hoger› einen Jutz zum Besten zu geben.»