- Porträt
«Ein Planer zu werden, war nicht mein Plan»
Daniel Jakob arbeitet seit fünf Jahren in der Produktionsplanung und Steuerung bei Stämpfli. Er lebt mit Frau und Sohn in Laupen und geht im Vergleich zur Arbeit ganz spontan durchs Privatleben. Oder vielleicht doch nicht ganz?
06.06.2022
Mittendrin
Daniel plant. Vom frühen Morgen bis zum Feierabend. Er ist dafür zuständig, dass die Druckaufträge auf den unterschiedlichen Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen sinnvoll verteilt werden. Ausgangspunkte für seine Planung sind etwa die voraussichtliche Datenlieferung des Kunden, das gewünschte Lieferdatum der Druckprodukte sowie Umfang und Auflage des Auftrages. Sein zentrales Werkzeug ist die Plantafel, eine Erweiterung der eingesetzten ERP-Software. Darin sind viele Informationen hinterlegt, sodass die Software einiges bereits selbst berechnen kann.
Ein reicher Schatz an Erfahrungen
Daniel hat eine Lehre als Drucker gemacht, bei Poly Laupen, einer Verpackungsdruckerei – der Hausdruckerei von Toblerone. Nach dem Besuch der Technikerschule der grafischen Industrie Zürich übernahm er bei Poly Laupen die Schichtleitung, die Auftragsvorbereitung für die Druckmaschine und darauf die Produktionsplanung. Nach der Schliessung der Druckerei kam Daniel zu Farbendruck Weber in Biel, wo er wiederum für die Produktionsplanung zuständig war. Danach folgten, weil er einmal etwas anderes machen wollte, sieben Jahre als Kundenprojektleiter Print bei Weber.
«Da ich meine Lehre in der Druckproduktion gemacht hatte und später in der Kundenprojektleitung Print tätig war, habe ich sehr viel Wissen über die Druckproduktionsprozesse gesammelt. Als Kundenprojektleiter in einer kleineren Firma habe ich von der Offerte über den Materialeinkauf und den Transport bis zur Abrechnung alles selbst gemacht. Die Zeit in der Kundenprojektleitung möchte ich nicht missen. Sie war sehr wertvoll.» Doch die Produktionsplanung begann Daniel zu fehlen. «Abteilungsleiter der Druckerei zu werden, hat mich nie wirklich gereizt, und trotzdem trage ich gerne Verantwortung. Um im Hintergrund schalten und walten zu können, ist die Produktionsplanung bestens geeignet. Da erhielt ich das Angebot von Stämpfli, und ich habe die Stelle mit Freuden angenommen.»
«Ich bewundere es, wie Daniel die Ruhe bewahrt bei auftretenden Problemen.»
Blitzschnell reagieren
Es ist Montag. Nach Daniels Kaffeepause sind wie üblich neue E-Mails eingetroffen, zwei davon haben es aber in sich: Ein Maschinenführer ist erkrankt, er kann nicht zur Nachmittagsschicht erscheinen und wird die ganze Woche ausfallen. Zusätzlich treffen auch noch die Druckdaten eines Kunden einen Tag später ein. Jetzt gehts los! Daniel schiebt und verschiebt auf der Plantafel, was das Zeug hält, schreibt E-Mails, telefoniert, schiebt wieder auf der Plantafel, bis er mehrere Stunden später für die aktuelle Woche und darüber hinaus eine nahezu komplett neue Planung erstellt hat. «Hierfür müssen wir zum Beispiel wissen, wie viele Maschinenführer zur Verfügung stehen und wer welche Maschine bedienen kann, das ist sehr unterschiedlich. Bei einem Personalausfall fallen mindestens vier Schichten (1 Schicht = 8 Stunden) weg, womit 40 Stunden neu verplant werden müssen.»
Der andere Daniel
Daheim plant Daniel aber gar nichts und lässt lieber alles spontan auf sich zukommen. Ein Erlebnis in seiner Kindheit unterstreicht dies schön: Bis etwa zur sechsten Klasse ist Daniel in einem Fussballklub. Da fragen ihn Kollegen an, ob er Lust habe, bei der Freiburger Leichtathletikmeisterschaft als vierter Staffelläufer einzuspringen. Daniel sagt spontan zu, erhält Nagelschuhe, übt die Stabübergaben, und das Team wird Freiburger Meister. «Das hat natürlich ‹gfägt›, und es hat mir besser gefallen als das Fussballspielen. ‹De het’s mr dr Ärmel inegno›, und es ist auch gut gelaufen, um ehrlich zu sein. Somit bin ich geblieben.»
Seine Frau sage sogar, er sei zu spontan, schmunzelt Daniel. Doch erzählt er von seinen Freizeitbeschäftigungen, fällt auf, dass er bei aller Spontaneität zwischendurch durchaus auch grössere Pläne verfolgt. Als seine brasilianische Frau ihm vor zwölf Jahren das Fischerdorf Jericoacoara in ihrer Heimat zeigen wollte – einen perfekten Ort zum Surfen –, entschied Daniel, endlich das Surfen zu erlernen, was ihn seit seiner Kindheit reizte.
«Für mich sind die Tage mit Wind die besten Tage»
Ein Jahr lang hat er so oft wie möglich auf dem Murtensee geübt, bis er mit dem Windsurfbrett zumindest schnell geradeaus fahren konnte. Das Wenden ist schwierig, wegen der Wellen und wegen des Windes kann sich die die ganze Physik auf dem Brett und mit dem Segel ändern, und man landet schnell einmal im Wasser. Doch nach einem weiteren Jahr fleissigen und schrittweisen Übens stand Daniel schliesslich in Jericoacoara auf dem Wasser: «Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich nun Windsurfen kann.» Auf dem offenen Meer begegnete er aber einer neuen Schwierigkeit: den Strömungen. «Es hat sich fast wie ein Von-vorne-Anfangen angefühlt.» Das hat ihn aber keineswegs entmutigt: «Es war etwas vom Schönsten, an den brasilianischen Küsten zu surfen, also wollte ich unbedingt dranbleiben. Es ist aber auch etwas vom Anspruchsvollsten, was ich je gemacht habe. Es kann sehr frustrierend sein, wenn man nicht vorankommt.» Heute surft Daniel bei jeder Gelegenheit unter anderem auf dem Neuenburgersee.
Eine Art geplante Spontaneität
Einen Windsurfausflug kann man nicht so gut planen. Die Durchführung ist abhängig vom Wind und nur kurzfristig umsetzbar, da der Wind im Vergleich zu Schön- oder Schlechtwettervorhersagen sehr unberechenbar ist. Das setzt Flexibilität voraus. Deshalb muss der Rucksack mit der umfangreichen Ausrüstung stets bereit oder sogar immer mit dabei sein – Planung für alle Fälle!
Daniels Lebensbalance
Windsurfen
In der Schweiz braucht es einen Neoprenanzug, Neoprenschuhe und Neoprenhandschuhe. An sehr windigen Tagen trägt Daniel immer einen Helm als Schutz gegen herumfliegendes Material. Unverzichtbar ist das Trapez (zum Einhängen am Gabelbaum), der Gabelbaum selbst (an dem man sich festhält), der Mast mit dazugehörigem Mastfuss, das Segel und natürlich ein, zwei oder noch mehr Surfbretter in verschiedenen Ausführungen. Eine Materialschlacht!
Weitere Videos finden Sie auf dem YouTube-Kanal WindWasserWelle.
Fotografie
Die Kamera ist eine treue Begleiterin für spontane Aufnahmen, zum Beispiel auf Familienausflügen. «Was mir auch Freude bereitet, ist, die Bilder später zu Hause ein wenig zu bearbeiten.»