• Porträt

«Ich bin ein Mensch mit sehr viel Energie»

Veljko Colic, Lernender Printmedienverarbeiter mit serbischen Wurzeln, ist seit zwei Jahren bei Stämpfli, lebt mit seiner Familie in Bethlehem und bringt die Menschen um ihn herum gerne zum Lachen. Er erzählt uns von seinen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Kulturen und davon, wie er mit seiner vielen Energie umgeht.

«Typisch Schwizer»

Veljko beschreibt sich als einen sehr offenen Menschen: «Mir ist egal, woher eine Person kommt. Die Herkunft hat für mich nichts damit zu tun, wie eine Person ist.» Trotzdem sei es schön, wie unsere unterschiedlichen Kulturen uns prägten. Er kann auch gleich ein Beispiel nennen: Bei der Schweizer Familie seiner Freundin sei es in der Regel ruhig im Haus, bei seiner serbischen Familie könne hingegen der Lärmpegel durchaus mal steigen. «Wir sind aber nicht laut, weil wir uns streiten; wir sind einfach generell sehr laute Menschen», stellt Veljko klar. «Und auch wenn es nicht auf alle zutrifft, so unterscheidet sich die Kultur von uns Südländern etwa in Sachen Pünktlichkeit schon sehr von derjenigen der Schweiz. Aber von solchen Stereotypen lasse ich mich nicht lenken.» Seine Freundin und er nehmen die kleinen kulturellen Unterschiede auf die leichte Schulter: «Wenn sie zu früh ist, hört sie von mir ein ‹typisch Schwizer›, und wenn ich einmal zu spät zu einem Treffen auftauche, nimmt sie mich genauso hoch.» Veljko will aber hier noch anfügen, dass er genauso schweizerisch überpünktlich sei – für dieses Interview etwa sei er wie gewöhnlich 15 Minuten früher eingetroffen. Sowieso bezeichnet sich Veljko als «Ab-und-zu-Chaot», das gehöre ein wenig dazu. Aber Zielorientiertheit ist ihm wichtig, was unter anderem beim Sport hervorsticht.

Verschiedene Kulturen kennenlernen

Veljko ist in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Seine Eltern stammen aus Serbien. Die Grosseltern, Tanten, Cousins und Cousinen leben noch in Serbien. Die Besuche in der Heimat der Eltern haben mit den Jahren etwas abgenommen. Er war mit seiner Freundin jedoch schon dreimal zu Besuch. Es sei sehr schön gewesen, aber die beiden möchten nun neue Orte sehen, denn beide lernen gerne neue Kulturen kennen. Veljko erzählt voller Vorfreude: «Ich gehe diesen Sommer zum ersten Mal in die Türkei mit meinen Freunden. Natürlich freue ich mich auf die wunderschöne Landschaft, aber in erster Linie freue ich mich auf die Menschen. Mich faszinieren zum Beispiel die Kontraste in den Läden: Einen Laden in der Schweiz zu besuchen, ist ein ganz anderes Erlebnis, als in einen Laden in Serbien einzutreten – das sind zwei verschiedene Welten!»

«Mir ist egal, woher eine Person kommt. Die Herkunft hat für mich nichts damit zu tun, wie eine Person ist.»

Veljko Colic

Sport, Spass und vor allem viel Energie

Zurück zum Sport: «Ich habe mich sehr in den Kampfsport verliebt. Ich trainiere nun seit etwa sechs Jahren Boxen.» Bis dahin hatte er aber einiges ausprobiert: Als Kind spielte Veljko ungefähr zehn Jahre Fussball, danach verschlug es ihn zum Volleyball, bei dem er wegen seiner Grösse und seiner Sprungkraft Erfolg hatte. Anschliessend probierte er Tennis aus. Nach ein paar Monaten Pause vom Sport meldete er sich mit 16 Jahren in einem Fitnesszentrum an und kam dadurch schliesslich zum Boxen. «Eine Zeit lang war es extrem: Nach der Schule ging ich direkt ins Fitnesszentrum, vom Fitnesszentrum ins Boxen, dann habe ich zu Hause noch die Hausaufgaben gemacht, und nach dem Schlafen ging es wieder von vorne los. Auch am Samstagmorgen ging ich ins Boxtraining.» Boxen sei ein super Ausgleich für ihn. Bei der Arbeit laufe er zwar schon sehr viel: «Ich glaube, so 20 000 Schritte am Tag.» Aber beim Boxen könne er sich so richtig auspowern, sodass er am Abend wirklich müde sei. «Ich bin ein Mensch mit sehr viel Energie.»

Die viele Energie zeigt sich auch in Veljkos aufgestelltem Charakter. Frühmorgens bei der Frühschicht um 6 Uhr ist er meist der Erste, der andere freudig grüsst und fragt, wie es ihnen geht. «Sie verdrehen mittlerweile eher die Augen im Sinn von ‹dä scho wieder›, als zu antworten», ergänzt Veljko lachend. Wenn man Veljkos Kollegen fragen würde, dann würden sie ihn wohl als Clown beschreiben – als einen sehr humorvollen Menschen. «Ich mache gerne Spässchen, weil ich Menschen gerne zum Lachen bringe.» Auch seine Lehrerinnen und Lehrer sagen, dass man es merke, wenn er fehle. Veljko dazu: «Was mich beruhigt: Sie sagen nicht, dass ich den Unterricht störe, sondern dass ich zum richtigen Zeitpunkt den passenden Witz bringe.»

Schon als Kleinkind hat Veljko viel Spass getrieben. Er war auch so viel wie nur möglich draussen. «Ich habe immer versucht, das Nachhausegehen so lange wie nur möglich hinauszuzögern. Ich war so ein Kind, das abends nach Hause kommt und überall blaue Flecken hat, aber natürlich nicht weiss, woher.»

Printmedienverarbeiter als Traumberuf?

Veljko wollte während der Ferien im zehnten Schuljahr ein wenig Geld verdienen, also meldete er sich bei einem Temporärbüro. Dadurch landete er bei Stämpfli. Seine Laufbahn habe mit kleinen Sachen angefangen. Wenn es Störungen gab, schaute Veljko dabei zu, wie die Maschinenführerin oder der Maschinenführer diese behob. Nach und nach registrierte er, welche Fehler die Maschinen anzeigen und wie sie behoben werden. Als die verantwortliche Person bei einer Störung einmal weiter weg war, entfernte Veljko den Papierstau selbst. So kam es, dass er immer mehr eingebunden wurde. «Beim Einrichten der Maschinen zu helfen und die Verarbeitung des Auftrags vorzubereiten, fing dann richtig an, mir Spass zu machen.» Er habe sich zuerst aber nicht getraut, sich auf eine Lehrstelle zu bewerben. «Ich kannte die Voraussetzungen nicht.» Beçir Mema, der jetzige Leiter der Buchbinderei, riet ihm damals jedoch, sich auf der Stämpfli-Website zu informieren und es einfach mal zu versuchen. «Ich habe in dieser Phase an verschiedenen Orten geschnuppert. Ich war auch bei einer Lebensmittelproduktion. Aber ich habe in keiner anderen Firma erlebt, dass man so herzlich willkommen geheissen wird. Alle lächeln einem zu und grüssen.»

Veljkos Lebensbalance

Bewegung

So viel Energie muss irgendwo hin. Deshalb treibt Veljko seit seiner Kindheit Sport, und er hat schon viel ausprobiert. Momentan hilft ihm Boxen dabei, die Balance zu halten. Nicht nur kann er dabei die viele Energie, die er hat, etwas abbauen. Boxen hilft ihm auch dabei, seine Konzentration zu fördern.

Essen

Veljkos Interesse für verschiedene Menschen und Kulturen zeigt sich auch beim Essen. Er probiere gerne Verschiedenes aus. Aber natürlich hat auch er ein Lieblingsessen: «Niemand kann das Essen so kochen und servieren wie meine Mutter – es ist einfach 1000-mal leckerer als auswärts.»

Anna Lang
Verantwortliche Business Services
Stämpfli Kommunikation
+41 31 300 62 05