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Mehr als Ferien
Die Mitarbeitenden von Globetrotter Travel Service gehen jedes Jahr zwei bis drei Monate selbst auf Reisen, um ihr Know-how laufend zu erweitern und die Kunden dadurch noch authentischer, informativer und tiefgründiger beraten zu können. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sind da Ferien noch nötig? Weshalb Reisen mehr als Ferien ist, erklären André Lüthi und Dany Gehrig in den folgenden beiden Kolumnen.
20.06.2015
Beim Reisen sein eigenes Weltbild erschaffen
«Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben», sagte Alexander Humboldt.
Ja, Reisen ist mehr als Ferien – Reisen heisst immer auch Lernen, Entdecken und Erkennen. Unzählige Länder durfte ich in den letzten Jahren bereisen und entdecken. Das Reisen war und ist die beste Universität und der eindrücklichste Augenöffner für mich. Wie oft habe ich auf Reisen etwas anderes vorgefunden als das, was ich erwartet hatte. Ich realisierte immer wieder, dass meine Vorstellung von der Welt oft nichts anderes war als die Interpretationen der Welt von Journalisten und Buchautoren. Ich glaubte, dass die Welt eben so sei, wie es niedergeschrieben wurde. Gefährlich.
Kaum reiste ich selber in ein Land, war alles anders – neue Wahrheiten und Dimensionen entstanden, selbst erlebte und erfühlte Momente zeichneten mein eigenes Bild.
Es war an der afghanisch-pakistanischen Grenze; ich war tagelang zu Fuss unterwegs – da erlebte ich eine Gastfreundschaft und Herzlichkeit der streng muslimischen Bevölkerung, wie ich sie noch nirgends erlebt hatte. Aber Moment mal, das kann doch nicht sein – Afghanistan, Islam – da haben mir unsere Medien doch ein ganz anderes Bild vermittelt... In diesen Momenten kommt bei mir oft Heimweh auf. Heimweh nicht im eigentlichen Sinne. Heimweh, weil ich zurück in meine geliebte Schweiz will und so vielen Menschen wie nur möglich sagen möchte, dass sie reisen sollen. Und sei es nur eine kurze Reise in die Nähe – aber mit offenen Augen und Sinnen. Es ist unendlich bereichernd, sich selber ein Bild zu machen, von diesem so faszinierenden, oft unverständlichen, aber auch so inspirierenden Planeten. Und so das Medienweltbild durch ein eigenes zu ersetzen.
Die Ferne zieht mich immer wieder von Neuem an – auch weil ich nach Hause kommen und erzählen will. Erzählen, dass mich die Menschen, zum Beispiel in Afghanistan und Pakistan, tief berührt haben – und dass es nebst der Mediensicht etwas viel Wertvolleres gibt: die Eigensicht.
Reisen – auf Menschen zugehen
Kapstadt, November 2014: Neela, meine dreieinhalbjährige Tochter, rennt los. Sie hat einen Spielplatz entdeckt und will sich austoben. Dies ist ihr nach einem elfstündigen Flug von Zürich in die südafrikanische Metropole nicht zu verübeln. Erst beim Näherkommen bemerke ich, dass Neela das einzige hellhäutige Kind auf dem Spielplatz ist. Schon schiessen mir Gedanken durch den Kopf: Ist meine Tochter sicher? Werden die Kinder sie ausgrenzen? Wie wird Neela reagieren, die noch nie so viele andersfarbige Kinder gesehen hat? Noch bevor ich meine Gedanken zu Ende gesponnen habe, spielen die Kinder miteinander – einfach Kinder, die zusammen tollen und sich balgen.
Kinder sind vorurteilsfrei – sie unterscheiden Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe oder ihrem Glauben. Sie gehen einfach aufeinander zu.
Ich hatte vor zwei Jahren auch Bedenken, unseren Globetrotter-World-Photo-Preisträger Fabian Stamm für sein Reportageprojekt nach Kurdistan zu schicken. Ein für mich unbekanntes Gebiet, das generell mit Krieg in Verbindung gebracht wird. Zurückgekommen ist Fabian mit eindrücklichen Bildern von Begegnungen mit Menschen. Menschen, die nach dem Golfkrieg versuchten, ihr Leben neu zu gestalten. Umso mehr haben mich in den letzten Monaten die Meldungen über Anschläge und Kriegshetzerei in dieser Gegend schockiert. Für mich wurden nicht einfach Regionen erobert. Für mich wurden Menschen getötet, die ich zwar nie persönlich kennengelernt habe, die mir Fabian Stamm jedoch mit seiner Bilderreportage näherbrachte.
Weltweit hegen viele Menschen Vorurteile über Fremdes und Unbekanntes – die Beweggründe sind so vielfältig wie die Menschheit selber. Mich stimmt es traurig, dass mündige Erwachsene aufgrund vom Hörensagen sowie der eigenen Wahrnehmung aus Berichterstattungen gleich ganze Völkergruppen – sei es wegen der Hautfarbe oder der Religionszugehörigkeit – schubladisieren und werten. Diesen Menschen wird ein Stempel aufgedrückt, den sie sich nicht ausgesucht haben.
Das Reisen mit Kindern ermöglicht einen schnellen Kontakt zu den Einheimischen. Unterwegs als Familie folgt man nicht primär den üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten, man hält sich oft an Orten auf, an denen sich der Alltag der Einheimischen abspielt. In einem lokalen Bus, auf dem einheimischen Markt oder eben auf dem Spielplatz. Klar, die einzelnen Begegnungen sind vorübergehend und zufällig. Trotzdem bleibt ein Bild einer Region, einer Bevölkerungsgruppe oder einer Glaubensrichtung haften – ein persönlich erfahrenes und nicht ein von Dritten übertragenes und interpretiertes Bild.
Globetrotter Travel Service AG
Der Globetrotter Travel Service ist führender Anbieter von massgeschneiderten Reisen mit 22 Filialen in der Deutschschweiz. Die Berater sind zwölf Wochen pro Jahr auf Reisen und kennen die Welt aus erster Hand. Nebst einer hohen Beratungsqualität bietet der Reiseanbieter dem Kunden eine umfassende Angebotspalette. Weiter ist das Unternehmen in den Bereichen Geschäfts-, Incentive- und Gruppenreisen tätig, mit Geschäftsstellen in Basel, Bern, Zürich und Zug. Seit 2009 ist Globetrotter Official Partner von Swiss Olympic und ist im Haus des Sports mit einer auf Sportreisen spezialisierten Filiale vertreten. www.globetrotter.ch