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Immer unterwegs und überall zu spät

Nein, natürlich nicht. Die Zeit oder die Termine sind kein Problem. Ich habe vier Arbeitsplätze. Von denen einer fix ist. Einer mehr oder weniger. Einer hart erkämpft werden muss. Der vierte immer wieder neu aufgebaut wird. 

Wohnhaft in Zürich, arbeite ich drei Tage in Bern und einen in Wallisellen. Zudem im Zug auf der Fahrt von Zürich nach Bern und umgekehrt mit dem Privileg eines 1.-Klasse-GA. Auch kommt es immer wieder einmal vor, dass ich mein Büro zu Hause einrichte. Mangels eines Zimmers leider nur temporär.

Obwohl ich während Jahren einen festen Arbeitsplatz hatte, war die heutige Situation nie eine spezielle  Herausforderung oder grosse Umstellung. Es hat sich so ergeben, und ich weiss – im Gegenteil  – die Abwechslung zu schätzen. Natürlich habe auch ich die Tendenz, gerne zu wissen, wo ich sitze. Das ist in Bern gegeben. Im Zug nicht. Die Strecke Bern–Zürich und umgekehrt ist auch in der 1. Klasse, oder dort erst recht, sehr gut belegt. Das führt dazu, dass ich immer vor dem Eintreffen des Zuges auf dem Perron stehe. Nicht effizient, aber notwendig, um einen Platz zu haben. Es kam doch schon zwei-, dreimal vor, dass ich stehen musste, weil ich spät dran war. In Wallisellen hat es sich eingespielt, dass ich meist am selben Platz sitze. Für komplexe Telefonate oder Arbeiten kann ich mich in ein Sitzungszimmer zurückziehen. Davon mache ich gerne Gebrauch. Sowohl in Bern wie in Wallisellen arbeite ich in Grossraumbüros.

Natürlich gibt es Nachteile. Bern als Hauptarbeitsort nimmt einem die Flexibilität, Dinge zu erledigen oder Besorgungen zu machen, die nur in der Heimatstadt möglich sind. Teilweise leidet das Zürcher Umfeld etwas, weil ich zum Mittagessen nur am Freitag zur Verfügung stehe. Schwer trage ich manchmal an meiner Mappe. Meist nehme ich zu viel mit, nur um nichts zu vergessen. Das ist vielleicht auch der Nachteil, wenn man für Fachmedien arbeitet. Die gedruckten müssen auch immer wieder einmal mitreisen. Sicher ist, dass ich nicht jeden Tag irgendwo anders arbeiten möchte. Fünf Tage pendeln ist rasch sehr anstrengend. Diese Erfahrung machte ich auch schon, und das war nicht gut.

Alles in allem stimmt für mich die Situation. Wichtig ist, dass ich unterwegs arbeiten kann und deshalb nicht erst spätabends nach Hause komme. Es braucht auch das Verständnis der Arbeitskollegen dafür, dass ich nach fünf nicht jeden Tag zur Verfügung stehe.Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Peter Stämpfli traf ich einmal im Zug von Bern nach Zürich, und er sagte, er könnte das nie. Bernhard Kobel hingegen ist fast etwas neidisch auf meine Stunde zwischen Bern und Zürich.

*Aus dem Lied «Immer unter Strom» von Element of Crime