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Alle denken unterschiedlich

«Wo alle das Gleiche denken, wird nicht viel gedacht», schrieb 1915 der amerikanische Autor Walter Lippmann im Buch «The Stakes of Diplomacy». Unsere täglichen Interaktionen mit der Umwelt erfordern unterschiedliche Denkansätze in unterschiedlichen Situationen. Zahllose Persönlichkeitsprofile sollen Aufschluss geben über unsere Art, zu denken, zu kommunizieren und Entscheidungen zu treffen. Die Stämpfli Gruppe wendet das HBDI®-Profil an. Die Einzelprofile bilden die bevorzugten oder eben nicht bevorzugten Denkstile als Spinnendiagramm in vier Quadranten ab, visualisiert in den Farben Blau, Grün, Rot und Gelb. Wozu aber soll das gut sein?

Warum wir mit manchen Menschen besser kommunizieren können als mit anderen

Im Gespräch mit Valerie Schmutz, Personalverantwortliche, stv. Leiterin Personalwesen

Bei mir hast du spontan Gelb als dominierende Farbe geschätzt – warum?

Personen mit einer starken Ausprägung in Gelb suchen spontan das Ganzheitliche und Kreative. Ob sie auch kreativ sind, ist dann noch eine andere Frage. Du als Kommunikationsleiter musst schliesslich die ganze Firma im Auge behalten und sie strategisch positionieren.

Welcher Bereich dominiert bei dir?

Ich bin auf drei Quadranten relativ ausgeglichen: Grün, Rot und Gelb. Grün hat gerne Routine, ist sehr organisiert und planerisch. Rot ist zwischenmenschlich stark, emotional und manchmal sensibel. Und der gelbe Teil steht bei mir für aufbauend, intuitiv und das Sehen eines ganzheitlichen Ansatzes.  

Also ein perfektes Profil für eine HR-Verantwortliche!

Ein perfektes Profil gibt es nicht. Deshalb haben wir uns für das HBDI®-Modell entschieden. Das Profil wurde bei uns vor 20 Jahren erstmals für interne Verkaufsschulungen verwendet. Zuvor hatte sich Peter Stämpfli viele Analysearten angeschaut, aber die waren alle wertend. Bei HBDI® geht es darum, Denkstile sichtbar zu machen, nicht darum, über diese oder die Fähigkeiten zu urteilen.

Ja, ich habe festgestellt, dass ich in meiner letzten Anstellung meine bevorzugten Denkstile nicht komplett anwenden konnte. Der gelbe Teil kam zu kurz oder wurde im Arbeitsalltag beschnitten. Jetzt passen die Stelle und die Anforderungen wieder viel besser zu meinem Profil, weil ich aufbauend und strategisch arbeiten kann. Aber ich brauche ein Team mit vielen Blau-, Grün- und Rotanteilen. Hilft es, in der Teamzusammenstellung auf Ausgewogenheit zu achten?

Klar, Diversität ist wertvoll und wichtig. Mit einer Arbeitskollegin, bei welcher der blaue Sektor deutlich stärker ausgeprägt ist als bei mir, kann ich gut Situationen beleuchten. Ihr Blick hilft mir bei einer ganzheitlichen Analyse. Aber bei Stämpfli nutzen wir das Profil nicht im Anstellungsprozess. Wir verschicken nicht vor einem Einstellungsgespräch Fragebögen und stellen dann die neuen Mitarbeitenden anhand ihres Profils ein.

Braucht es zwischen Menschen mit verschiedenen Denkmodellen Übersetzerinnen und Übersetzer?

Gut möglich, sofern die Beteiligten keine gemeinsame Wellenlänge finden. Das Bewusstsein über den eigenen Denkstil und das Wissen, dass es noch andere gibt, hilft in der Kommunikation. Wenn ich weiss, welchen Denkstil die andere Person hat, kann ich sie besser abholen. Wenn du zum Beispiel ein Projekt anstösst, kannst du mich auf der emotionalen Ebene abholen und bei mir Begeisterung wecken. Bei Personen, die eher faktisch und in Zahlen denken, musst du vielleicht erst einmal die Zahlengrundlage aufbereiten und kannst mit einer Statistik glänzen.

Unter Druck oder Stress verändern sich die Profile. Mein Denken verändert sich beispielsweise unter Stress weg vom roten (emotionalen) Feld hinein ins blaue (analytische, faktenorientierte). Ich merke auch zu Hause, dass ich unter Druck mit meinen Kindern ungeduldiger bin und erwarte, dass sie «funktionieren». Das hat mir das HBDI schön aufgezeigt. Wie sieht es bei dir aus, und gibt es Unterschiede zwischen privat und beruflich?

Ich rutsche unter Druck noch mehr ins rote Feld und werde emotionaler. Das gilt privat und beruflich, da gibt es keine grossen Unterschiede bei mir. Generell bin ich im Privaten sicherlich weniger organisiert und kontrolliert unterwegs, ich mags spontan. 

Kann sich der Denkstil im Lauf des Lebens verändern?

Ja, das kann er. Meistens sind es jedoch nur kleine Abweichungen. Ich habe den Fragebogen vor etwa fünf Jahren ausgefüllt. Die Zeit im Alter zwischen 23 und 28 ist prägend, da passiert viel in der Entwicklung und der Selbstfindung.

Wir tendieren ja dazu, Menschen, die uns ähnlich sind, einzustellen. Kannst du über diese Herausforderung aus HR-Sicht sprechen?

Das ist der Similar-to-me-Effekt. Wir fühlen uns automatisch zu den Menschen hingezogen, die uns ähnlich sind. Das macht uns das Andocken einfacher, und wir fühlen uns wohler. Dabei vergleichen wir unbewusst uns selbst mit der Person, die sich bewirbt. In den Jahren im HR habe ich gelernt, diese fehlerhaften Beurteilungen und Beobachtungen situativ auszublenden.

Und wie sieht es über die ganze Firma Stämpfli aus? Gibt es ein Stämpfli-Profil?

Unsere Mitarbeitenden können ihre Werte freiwillig in eine Liste eintragen. Wenn ich davon den Mittelwert ziehe, sind wir fast bei einem quadratischen, also einem sehr ausgeglichenen Profil.

Der Mittelwert aus 172 HDBI®-Profilen ergibt ein sehr ausgeglichenes «Stämpfli-Profil».

Spannend! Könntest du mir die Zahlen noch schicken? Das wäre vielleicht etwas für den Artikel.

Ah, ich habe sie dir doch am Mittwoch bereits geschickt?

Oh, du hast recht. Jetzt sehe ich die E-Mail.

Das war jetzt sehr gelb.

Das Modell kurz erklärt

Mit dem HBDI® (Herrmann Brain Dominance Instrument) wird anhand eines 15- bis 20-minütigen Online-Fragebogens ein Abbild der bevorzugten Denkstile im Whole-Brain®-Modell erstellt. Das Ergebnis ist das sogenannte HBDI®-Einzelprofil. Es unterteilt die Denkprozesse in vier Quadranten – analytisch (Blau), praktisch (Grün), zwischenmenschlich (Rot) und kreativ (Gelb) –, und mithilfe eines Spinnendiagramms wird jeweils die persönliche Denkpräferenz in diesen vier Bereichen visualisiert. Meistens werden Denkweisen aller Quadranten verwendet, aber viele Menschen bevorzugen die einen stärker als andere.

Caspar Lösche
Kommunikationsleiter
Stämpfli Kommunikation
+41 31 300 65 16