• Vorwort

Was tun

Ich tue mich schwer, meinen Weg durch die heutigen Anforderungen zu finden. Aber ich glaube, es lohnt sich, ihn zu suchen.

Ich verheddere mich in meinem ökologischen Fussabdruck. Weniger rotes Fleisch, meinetwegen, ist ja auch gesund. Ich esse nur scharrende Hühner. Regional und saisongerecht kaufen wir schon lange ein, keine Erdbeeren zu Weihnachten. Gemessen an der Diskussion, sind die Plastikröhrchen schuld an der Klimaerwärmung. Nun gibt es Papierhalme. Sind die aus Recyclingpapier, und wie ist die Oberfläche beschaffen, damit der Halm beim Trinken nicht schlappt? Die Wirtin in den Berner Alpen wusste es nicht, aber das Röhrchen steckte sie schon mal in die Limonade. War unnötig, aber funktionierte. Ich glaube, sie war etwas frustriert, früher hatte sie farbige aus Plastik, die aus Papier gibt es nur in Weiss. Ist ja auch besser, wenn kein Farbstoff verwendet wird. Beim WC-Papier auch. Damit kann ich leben. Palmöl vermeide ich. Ich will keine gerodeten Urwälder. Unter der Dusche fühle ich mich besser, wenn der Orang-Utan noch in den Bäumen schwingt. Vielleicht sollte ich gar nicht duschen. Unsere Vorfahren haben ohne überlebt und sich mit Waschlappen und Seife gewaschen. Eine Google-Abfrage braucht irre viel Strom. Nur gibt es da keinen Zähler, umso lustvoller wird Gedrucktes wegen des CO2 kritisiert. Die Speisen sind in Kunststoff verpackt. Die Organisation aller notwendigen Mehrweggefässe würde zur logistischen Heldentat, würde ich Quark, Reis, Waschpulver, Sugo und Honig offen kaufen. Im Kühlschrank wird die Ware nicht besser, wenn sie unverpackt ist, dann wird noch mehr weggeworfen. Ich esse mein Joghurt auch, wenn es weit über dem Datum ist und es noch gut riecht. Dann ist es so fein dick. Die Gesetze müssen vielleicht geändert werden, damit Fleisch und Fisch nicht verpackt werden müssen. Welcher Fisch ist nicht überfischt? Trotz Apps bin ich unsicher, was ich kaufen darf. Das MSC-Label hilft mir aus der Patsche, ich will daran glauben. Irgendwie ist alles falsch, wenn man nicht vegan isst und sich dabei nicht darum kümmert, wie viele Tiere bei der Sojaernte ums Leben kommen. Die Ananas, die feine, lasse ich im Laden. Aber wovon leben nun die Bauern in Übersee? Fliegen sollte ich mit American Airlines, die streichen ihre Flieger nur knapp an. Die sparen da dreifach: Farbe, Kerosen und CO2. Ich bin dieses Jahr 35 000 km geflogen, dem Reisen zuliebe. Da flog viel Farbe mit. Ich sollte nur noch in Länder reisen, die mit dem Zug erreichbar sind. Das ist CO2-neutraler, wenn nicht mit Kohlestrom eingeheizt wird. Mein Auto lasse ich immer häufiger stehen, doch was geschieht mit der Batterie meines Velos, wenn sie nicht mehr will? Meine Kleider sind in Asien gefertigt worden. Ich wechsle sie nicht jeden Tag, wasche sie gelegentlich und trage sie so lange, bis meine Frau die Stirne runzelt. Das hilft. Aber sie kommen trotzdem nur durch Verbrennen von viel Schweröl zu uns.

Ich tue mich schwer, meinen Weg durch die heutigen Anforderungen zu finden. Aber ich glaube, es lohnt sich, ihn zu suchen.