• Vorwort

Warm, wärmer …

Ein heisser Sommer, warmes Meer, laue Lüfte. Herrlich!

Ich habe es sehr genossen.

Nahezu jedes Jahr im Herbst reise ich nach Kreta zum Tauchen. Die Ägäis ist in dieser Jahreszeit noch warm, und auch wenn Kreta nicht ein Tauchermekka ist, geniesse ich  diese Tauchgänge sehr. Griechenland hat wie die Schweiz einen heissen Sommer erlebt, es scheint über Wochen auch nahezu windstill gewesen zu sein. Das Wasser hatte im Oktober immer noch 25 °C, wunderbar, ich tauche im dünneren Anzug.

Taucher kennen das Phänomen der Sprungschicht (Thermokline): In einer be-stimmten Tiefe treffen sich warme und kühlere Wasserschichten, die Mischzone ist sehr dünn. Man sieht sie als eine Art Trennlinie, das Wasser flimmert in der Grenzschicht. Und zu spüren ist es natürlich auch, selbst wenn der Temperaturunterschied nur ein oder zwei Grad beträgt.

Dieses Jahr war keine Sprungschicht in den gewohnten Tiefen. Erst ein Tauchgang, der mich tief hinunterführte, liess ein erstes Mal erahnen, dass es noch abkühlen könnte. Trifft man im Herbst diesen Temperatursprung vielleicht auf 20 oder 25 Metern, war heuer selbst auf 40 Metern noch nichts zu spüren: die Folge des heissen, windstillen Sommers.

 

Ein anderes Phänomen macht den Fischern auf Kreta zu schaffen: der Hasenfisch (Lagopsaro). Verwandt mit dem Fugu oder Kugelfisch, ist er nicht geniessbar wegen seines Körpergifts. Jedoch frisst er Speisefische und anderes Getier, selber hat er keine  Fressfeinde und vermehrt sich entsprechend. Für mich als Taucher erlebbar ist der Schwund der Population von Kraken, die auch auf dem Speisezettel des Hasenfisches stehen. Der Lagopsaro ist aus dem Roten Meer eingewandert und fühlt sich mittlerweile im wärmer werdenden Mittelmeer wohl. Man muss eigentlich hoffen, dass ein Fressfeind ihm nachwandert, um ihm Herr zu werden.

Sprungschicht und Hasenfisch führen mir vor Augen, dass sich das Mittelmeer erwärmt, sicher eine Folge der Klimaerwärmung. Ich will der Frage, warum sich das Klima erwärmt, hier gar nicht nachgehen, ich stelle es einfach fest. Ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass der Mensch mit ursächlich ist dafür, dass sich die Erwärmung beschleunigt. Nicht nur dem Fischer auf Kreta zuliebe finde ich es deshalb  wichtig, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen, den Klimawandel den natürlichen Kräften zu überlassen.