- Vorwort
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20.09.2011
Die Furcht vor dem leeren Blatt packt mich immer wieder, wenn ich diesen Leitartikel zu verfassen habe. Zu welchem Thema soll ich etwas schreiben: etwas Aktuelles, etwas Zeitloses oder doch wieder einmal eine Glosse? In meinen Gedanken blättere ich durch die Themen dieses Jahres: Revolution in Tunesien, Tsunami in Japan, Atomkatastrophe in Fukushima, Osama bin Laden, Revolution in Ägypten, Aufstand in Libyen, Schuldenkrise in Griechenland, Einwanderungsängste in der Schweiz, Terrorlauf eines Rechtsextremen in Norwegen, Hungerkatastrophe am Horn von Afrika, Krawalle in England, Euroschwäche und Frankenstärke.
Was ist mit den Opfern des Tsunamis? Wie stark strahlt Fukushima heute? Ist die Welt sicherer nach Bin Ladens Tod? Kann man wieder nach Ägypten reisen? Griechenland ist erste Feriendestination der Schweizer. Ohne Ausländer würden unsere Spitäler stillstehen. Gibt es rechtsextremen Terror auch in der Schweiz? Ich habe wieder zugenommen. Brennen die Städte in England noch? Meine Herbstferien kommen mich billiger zu stehen als gedacht.
Jeden Tag, jede Woche neue Themen, Themen mit Bedeutung für die Welt, Themen, die uns kleinräumig betreffen. Der Kopf und die Seele völlig überfüllt mit Nachrichten, die wir nicht fassen, nicht einordnen können. Allesamt wären sie es wert, vertieft bedacht und diskutiert zu werden, für alle wurden bis heute keine Lösungen gefunden. Unsere Befindlichkeit richtet sich denn auch gerade nach der letzten Hiobsbotschaft, für ein paar Tage sind die Zeitungen und übrigen Medien voll damit. Dann wird das nächste Schwein durchs Dorf getrieben, und der unselige Reigen kann von vorne beginnen.
Im Herbst wählt die Schweiz ihr Parlament: Nach Fukushima hatten die Grünen Aufwind. Die Einwanderungsdebatte etwas später begünstigte die Rechtsnationalisten. Die Frankenstärke scheint den Mitteparteien etwas Aufwind zu geben. Welches Thema entscheidet im Herbst die definitive Wahl?
Kurzfristig gedacht, langfristig bereut! Um sorgfältig nachdenken zu können, gute Lösungen zu finden, braucht es auch Distanz und einen klaren Kopf. Ein weisses Blatt macht vielleicht den Anfang, um sich zu konzentrieren und dann sorgfältig Wort für Wort zu setzen. Oder mit den Worten des Dichters Gottfried Benn: «Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.»