• Vorwort

Kraft der Worte

Die Worte des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück im Oktober dieses Jahres an die Adresse der Schweiz haben zu Recht Wellen geworfen. Mit «Zuckerbrot und Peitsche» drohte er offen; das schürt die Vorurteile gegenüber der Rhetorik deutscher Politiker – schnell sind Wörter sinnlos hingeworfen. Aber auch wenn heute Politiker mit Hitler oder Stalin verglichen werden, wissen die Sprechenden kaum, was sie wirklich sagen und wie gefährlich oberflächlich ihr Vergleich ist. Wörter sind mehr als nur Ausdrücke, die nach Lust und Laune aneinandergereiht werden können. Wörter haben Kraft, aufbauende und zerstörerische.

Wörter können je nach Zusammenhang ermutigen oder entmutigen, erfreuen oder ärgern. «Arbeit macht Freude», das hoffen wir, «Arbeit macht frei», das steht am Lagertor des KZ Auschwitz, furchtbares Sinnbild des Zynismus der Nazis. Unverfängliche Worte können auf einmal schwer werden: Seit ich in Warschau den «Umschlagplatz» gesehen habe, den Ort, wo die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs weit über 300 000 Juden in Güterwagen verladen haben, kann ich das Wort nicht mehr frei benutzen, obwohl es in der Schweiz ein harmloser Begriff in der Logistik ist.

Ein Wort hat nicht überall, hat nicht für jeden Menschen dieselbe Bedeutung. Ein Wort, das am Stammtisch passend ist, kann im Gespräch mit Kunden deplatziert sein. Es lohnt sich, Wörter bewusst zu wählen, sie nicht gedankenlos zu wiederholen, nur weil sie im Trend liegen. Es lohnt sich zu hinterfragen, ob viel verwendete Begriffe Sinn ergeben oder nur als Hülsen herumgereicht werden. «Realwirtschaft» und «Gewinnwarnung» sind solche leeren Begriffe, die irgendetwas ausdrücken und etwas anderes meinen und die Dinge oft im Unklaren lassen. Es gibt Wörter, die eignen sich ausgesprochen gut, um nicht auf den Punkt zu kommen und um die Sache herumzureden; dazu gehört auch der ausufernde Gebrauch englischer Ausdrücke; verstehen wir da wirklich, was wir sagen? Und meinen wir, was wir sagen? Oder sprechen wir die Dinge einfach nach? «Commitment» ist ein solches Wort. Fragen Sie zehn Menschen, ob sie den Begriff erklären können! Und weshalb werden wir zum «Networking-Apéro» anlässlich eines Vortrags zum Thema «Life Power» eingeladen? Nur weil es international tönt, wird es nicht intelligenter.

Pauschalmeinungen und Vorurteile haben ihre Wörter, die aus­ufernd gebraucht werden; das muss wohl etwas Befreiendes haben. «Banker» ist so ein Begriff geworden, hingeschmissen, oft abschätzig gemeint. Meinen wir aber wirklich auch die Bankenvertreter, die mit einem Blick aufs Ganze vielen Wirtschaftsunternehmen profes­sionelle, verlässliche Partner sind? Kaum. Also aufgepasst, welche Wörter wir wählen und wie wir sie einsetzen!

Respekt ist der bedeutendste Wert, auf dem unsere Unternehmenskultur aufbaut. Die Sprachwahl, das einzelne Wort, entscheidet darüber, ob wir uns respektiert fühlen. Unfreundliche, unüberlegte und schwammige Begriffe behindern die Zusammenarbeit und klare, eindeutige und respektvoll eingesetzte Worte fördern sie und ermöglichen, auch nach Fehlern aufeinander zugehen zu können. Auf das einzelne Wort kommt es an, und es richtig einzusetzen, daran wollen wir auch in unserem Unternehmen stetig arbeiten.

Ihnen, liebe Kunden, Mitarbeitende und Partner, wünschen wir frohe Festtage und danken Ihnen für die grosse Unterstützung das zu Ende gehende Jahr hindurch.