- Editorial
Individualisierung
Individualisierung ist eine zwiespältige Sache. Individualisieren bedeutet, etwas besonders oder gar einzigartig zu machen, zu etwas, das unverwechselbar ist.
21.11.2024
Das wollen wir mit uns selbst wohl alle. Jeder Mensch ist anders als alle anderen, darin liegt ein Teil der Würde, die jedem Menschen eigen ist. Dennoch versuchen nicht wenige, sich noch besonderer zu machen, als sie ohnehin schon sind, um mehr wahrgenommen zu werden und gleichzeitig die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu stärken. Wenn Menschen den angeblichen Schönheitsidealen von Influencerinnen nacheifern, versuchen sie damit besonders, schöner oder zumindest auffälliger auszusehen. Sie erhöhen ihre Auffälligkeit und verschwinden gleichzeitig in einer Gruppe ähnlich Aussehender. Ihre angeborene Individualität wird unter der fremdbestimmten Individualisierung verdeckt. Eine freudvolle, spielerische Art, die eigene Identität zu verstecken, ist der Kostümball oder der Rollentausch, den wir 2023 an unserem Betriebsfest gewagt haben. Zum Thema 80er-Jahre verkleideten sich die meisten zeitgemäss und wurden bisweilen kaum erkannt. Für ein paar Stunden individualisierten wir uns zu einer unbekannten Persönlichkeit und waren wohl alle froh, danach der eigentlichen Identität wieder Raum zu geben.
Eine zumindest vordergründig völlig andere Bedeutung hat die Individualisierung in der Kommunikation. Wir nutzen sie, um die Kundinnen und Kunden unserer Auftraggeber direkt anzusprechen. Das geschieht auf digitalen Kanälen oder mit personalisierten Drucksachen, die adressiert zugestellt werden. In einer Welt der Informationsüberflutung ist der persönliche Zugang mit einem gedruckten Medium eine wirksame Möglichkeit, Menschen mit Informationen anzusprechen, die sie besonders interessieren oder interessieren könnten. Nicht breit gestreute Massensendungen wirken, sondern individuell zugeschnittene Informationen, die ästhetisch und haptisch überzeugen. Die individualisierte Information soll, wie oben beschrieben, einzigartig und unverwechselbar sein. Sie soll die Persönlichkeit (die Marke) des Absenders widerspiegeln, sie unverwechselbar darstellen; sie muss frei sein von zeitgeistigen Einflüssen der «Influencer», die im Kommunikationsmarkt schon immer nach Aufmerksamkeit suchten. Wir stehen für eine Individualisierung, die echt ist und dadurch überzeugend wirkt.
Wie kommt das persönliche Titelbild auf die «Marginalie»? Hier geht es zur Entstehungsgeschichte