- Editorial
Energie im Alltag
Was gibt Ihnen jeden Tag Energie? Wieso stehen Sie jeden Tag auf und gehen, hoffentlich mit freudvollen Gedanken, den Alltag an? Was fehlt, wenn die Gedanken düster sind?
26.11.2025
Die Antworten auf diese Fragen sind vielschichtig. Vieles wirkt von aussen auf uns ein, und unsere Gedanken prägen unsere Stimmung. Erfolg zu haben, gibt uns Schwung oder eben Energie. Das gilt auch für die Vorfreude auf ein Ereignis oder ein Treffen mit Menschen, die uns wichtig sind. Die Motivationslehre erklärt uns, was uns Energie gibt und wie wichtig das Erleben von Zugehörigkeit, Kompetenz und Eigenständigkeit ist. Wenn wir uns anerkannt fühlen, unsere Fähigkeiten für eine Sache und eine Gruppe einbringen und dabei selbstständig handeln können und die Tätigkeit und den Alltag als sinnvoll erleben, dann sind wir motiviert. Am bedeutendsten ist dabei die Zugehörigkeit, das unzweifelhafte Anerkanntsein durch die Menschen, die uns wichtig sind, und durch die Gruppen, zu denen wir beruflich und privat gehören möchten. Ausgrenzung löst bei uns existenzielle Ängste aus.
Aus der seit den 1930er-Jahren dauernden Langzeitforschung «Harvard Study of Adult Development»1 folgt die eindeutige Erkenntnis, dass alle Menschen, die ihr Leben als erfüllt oder sogar glücklich bezeichnen, tragende Beziehungen haben. Beziehungen und damit die Zugehörigkeit sind weitaus bedeutender als materieller Wohlstand, Berufswahl oder Hobbys. Gesunde Beziehungen sind neben Sinn, Leistung und körperlichem Wohlbefinden Teil der Lebensbalance. Auch diese gibt uns Energie, wenn sie im
Gleichgewicht ist.
In der Führung ist dies alles besonders zu beachten. Erleben Mitarbeitende Anerkennung, Eigenständigkeit und Kompetenz, arbeiten sie viel besser zusammen und sind deutlich kreativer und effektiver. Menschen, die dies nicht erleben, fühlen sich energielos. Zum Erleben von Eigenständigkeit gehört, Freiräume selbstständig zu nutzen, die eigenen Kompetenzen anzubieten und anzuwenden sowie zur Lebensbalance Sorge zu tragen. Dabei gilt: Meine Lebensbalance geht so weit wie die der anderen. Respektiere ich die Grenzen der anderen, stärkt das die Beziehungen, und der Kreis schliesst sich. Wir können selbst gestalten, ob dieser Kreislauf energiegeladen oder leer ist – jeden Tag von Neuem.
