• Unsere Sicht

Daten bewusst nutzen

In den Wissenschaften kam mit der fortschreitenden Digitalisierung ein neues Thema auf: Open Access. Wissen soll geteilt werden und möglichst vielen Menschen zur Verfügung stehen. Mit dem grossen Entwicklungssprung bei der künstlichen Intelligenz (KI) im letzten Jahr stellen sich aber neue Fragen: Wie kann KI gewinnbringend genutzt werden? Und sind öffentlich zugängliche Daten noch urheberrechtlich geschützt, wenn KI jegliche Daten weiterverwendet – ohne Hinweis auf ihren Ursprung?

Urheberrecht schützen

Fachverlage befinden sich schon lange inmitten der digitalen Transformation, so auch der Stämpfli Verlag. Seit Jahrzehnten findet man in unserem Programm nicht mehr nur gedruckte Bücher, sondern auch digitale Produkte. Dazu gehören neben E-Books, also digitalen Abbildern physischer Bücher, auch Produkte und Dienstleistungen, die weit über das gedruckte Buch hinausgehen. Die meisten Inhalte unseres Verlags findet man auf Swisslex, der grössten juristischen Rechercheplattform der Schweiz. Wir bieten Online-Updateservices, Berechnungsblätter und Lernhilfen an und bauen mit LEXIA eine eigene Landschaft aus thematischen Fachmodulen auf. Neben diesen verschiedenen Datenzugängen spielt auch der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) eine Rolle, die mit der offenen Nutzbarkeit von ChatGPT in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt ist.

Chancen von KI für einen Fachverlag

Natürlich sehen wir vom Stämpfli Verlag viele Möglichkeiten, wo wir KI einsetzen können. Bereits integriert haben wir DeepL als Übersetzungsdienstleistung für die Abonnentinnen und Abonnenten unserer Zeitschriften. Auf Knopfdruck werden so einzelne Artikel in eine der vier Landessprachen und ins Englische übersetzt – ein gerne genutzter Service. Ebenfalls neu in Betrieb ist die Funktion Text-to-Speech: Damit kann man sich unsere Zeitschriftenartikel vorlesen lassen und sogar die Lesegeschwindigkeit einstellen – sehr praktisch! Wir sehen auch noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten: die KI-gestützte Erstellung von Metadaten, die Optimierung von Texten nach SEO-Kriterien, sodass sie im Internet besser auffindbar sind, die Zusammenfassungen von Inhalten oder die Verknüpfung mit Gesetzen und Entscheiden.

«Wir bieten Online-Updateservices, Berechnungsblätter und Lernhilfen an und bauen mit LEXIA eine eigene Landschaft aus thematischen Fachmodulen auf.»

Dorothee Schneider

Das Problem mit dem Urheberrecht

Allerdings stehen wir trotz all den Entwicklungsmöglichkeiten vor der grossen Herausforderung, die Urheberrechte unserer Autorinnen und Autoren zu schützen. Denn KI-Anwendungen funktionieren nach dem Prinzip, dass eingespeiste Informationen zum fortlaufenden Training der Anwendung genutzt werden. Deshalb darf man urheberrechtlich geschützte Texte nicht einfach in eine KI-Anwendung einspeisen und eine Zusammenfassung erfragen. Denn die eingegebenen Inhalte können bei einer weiteren Frage zur Beantwortung genutzt werden, ohne dass kenntlich gemacht werden kann, von wem der Inhalt stammt oder aus welchem Werk die Antwortteile stammen. An einer Lösung arbeiten derzeit viele Anbieter, eine umfassend befriedigende Lösung gibt es aber noch nicht.

KI-Regulierung vs. Open Access?

Wir vom Stämpfli Verlag sind deshalb damit konfrontiert, dass wir bei neuen, auf die Tätigkeit der Juristinnen und Juristen spezialisierten Anwendungen prüfen müssen, ob Urheberrechtsverletzungen vorliegen. Wir testen also Suchabfragen und vergleichen die Antworten mit unseren Inhalten. Und tatsächlich gibt es etliche Anwendungen, die Ergebnisse liefern, die als Plagiat gewertet werden müssen. In diesen Fällen gilt es, bei den Anbietern Einblick in die Trainingsdaten zu verlangen. Oftmals stellen wir dann fest, dass auf frei verfügbare Skripte oder Vorversionen des finalen Manuskripts zugegriffen werden konnte – eine rechtliche Grauzone. Bei den Autorinnen und Autoren wächst hierbei das Bewusstsein, dass sie ihre Inhalte selbst besser schützen müssen, wenn sie die Urheberschaft nicht preisgeben wollen. Sie bitten uns immer häufiger darum, sie dabei zu unterstützen, indem wir ihre Inhalte hinter einer Bezahlschranke halten, sodass sie nicht im Internet durchsucht und verwendet werden können. Das ist quasi die Gegenbewegung zur Open-Access-Strategie. Der Ruf nach Regulierung wird immer lauter. Ob KI Open Access ausbremsen wird oder das Urheberrecht bedroht, wird die Zeit zeigen.

Berechnungsblätter

Die Berechnung der Unterhaltsbeiträge nach der Methode des familienrechtlichen Grundbedarfs mit Überschussverteilung ist sehr komplex. Deshalb bieten die Berechnungsblätter des Stämpfli Verlags Unterstützung.

Dorothee Schneider
Geschäftsführerin
Stämpfli Verlag 
+41 31 300 63 08