Wer ist Prof. Monika Pfaffinger?

20.12.2011

Warum haben Sie sich für das Jurastudium entschieden?

Aus Faszination für das Recht als kulturelle Errungenschaft, die ich bereits vor dem Studium durch meine Mutter, selbst Juristin und zugleich Künstlerin, vermittelt bekam. Ich erfuhr und erfahre Recht als menschliche Leistung, die mittels des Instruments der Sprache, logisch-analytischen Denkkategorien sowie Kreativität den Irrationalitäten und Unberechenbarkeiten des Lebens begegnen will.

Wo ist für Sie heute die Heraus­forderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?

Die Herausforderung, Recht zu lehren – damals wie heute –, liegt für mich u.a. in der Vermittlung des rational-kategorischen Handwerks der Rechtswissenschaft unter gleichzeitiger Anregung zu selbstständigem und kreativem Denken. Lehren und Lernen ist weit mehr als Informationsvermittlung und -verarbeitung. Herausfordernd ist damit auch, Faszination für eine Materie zu vermitteln – und das scheint mir ebenso eine zentrale Aufgabe des Lehrens –, was zahlreicher, auch sozialer Kompetenzen bedarf und bei hohem Engagement stets die Rückbesinnung auf eigene Ressourcen verlangt. Anspruchsvoll ist sodann, die Studierenden anzuregen, ihr Studium gerade unter dem Bologna-System nicht einzig als Berufsausbildung, sondern als Bildung im weitesten Sinne zu sehen.

Über Recht zu schreiben, ist zunächst anspruchsvoll, weil die während des Studiums erarbeiteten Grundverständnisse im Rahmen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung in ihrer Fragilität und Dekonstruierbarkeit erkennbar werden.

Was zunächst Ziel und Herausforderung war – in stringenter Argumentation klare Aussagen mit Punkt machen zu können –, präsentiert sich beim Nachdenken und Schreiben über Recht eines Tages mit zahlreichen Fragezeichen. Entlässt man dann die wissenschaftlichen Gedanken in die Freiheit, treffen diese als auch sehr Persönliches immer wieder auf Standards und sind zu disziplinieren – ein Kunstakt.

Auch das Recht ist dem steten Wandel der Zeit ausgeliefert. Was hat sich seit Ihrem Studium verändert?

Seit meinem Studienabschluss sind noch keine Dezennien vergangen, weshalb sich vielleicht weniger Faktizitäten des Rechts denn persönliche Wahrnehmungen verändert haben. Vorab unterscheidet sich der standardisiertere Blick der Studentin von dem geöffneteren der Forscherin. Faktisch haben sich jedenfalls im Familienrecht grundlegende Veränderungen ergeben, so z.B. die rechtliche Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft; zugleich bleibt hier eine gewisse Persistenz tradierter Familien- und Rollenbilder zu verzeichnen. Allgemein findet sich das Recht wohl weiter durch die Internationalisierung und Globalisierung unter erhöhtem Anpassungsdruck. Es steht vor der Herausforderung, pluralen Lebensformen einer multikulturellen Gesellschaft einen Regelungsrahmen und damit Boden zu geben.

Gibt es ein berufliches Projekt, welches Sie noch nicht in Angriff genommen haben, aber an dem Ihnen viel liegt?

Derzeit beschäftigt mich neben meiner Lehr- und Vortragstätigkeit sowie den kleineren Forschungsarbeiten ein grosses Projekt, meine Habilitationsschrift. Viele der sich hier stellenden Fragen werden sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu verfolgen sein. Besonders interessieren würde mich dabei auch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/innen aus anderen Disziplinen. Im Bereich des Familienrechts reizvoll ist namentlich die Verknüpfung meiner Tätigkeit in der EKFF und ihrer fami­lienpolitischen Perspektive mit dem wissenschaftlichen Diskurs.

Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?

Nein. Stattdessen würde ich mich gerne meiner musischen Seite, namentlich dem Klavierspiel, mit mehr Musse widmen können.

Wie schaffen Sie sich einen Ausgleich zum spannenden, aber anstrengenden Berufsalltag?

Durch Vertiefung in die vielen anderen Dinge, die Lebendigkeit und Inspiration vermitteln, welche mir wertvolle Menschen, Literatur, Musik, Kunst und Sport schenken.

Können Sie uns eine interessante Geschichte aus Ihrem Berufsalltag erzählen?

Jeder einzelne Tag meines Berufsalltages liefert interessante Geschichten, bei so vielen Begegnungen mit verschiedensten Persönlichkeiten unter Studierenden, Kolleginnen und Kollegen sowie im Rahmen wissenschaftlicher Auseinandersetzungen.

Über was können Sie lachen, was stimmt Sie traurig?

Die Fähigkeiten und Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens. Gute und schlechte Urteile.