Wer ist Prof. Hardy Landolt?
20.12.2010
Warum haben Sie sich für das Jurastudium entschieden?
Als kleiner Bub war ich beeindruckt von den Cowboys und später von den Justizthrillern à la Hollywood. Deshalb gab es für mich nur eine Wahl: entweder Cowboy oder Rechtsanwalt zu werden. Da ich seit einem 1979 erlittenen Schulunfall querschnittgelähmt bin, kam eine Karriere als Cowboy für mich weniger infrage. So habe ich mich eben für das Jurastudium entschieden.
Wo ist für Sie heute die Herausforderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?
Kurz nach Aufnahme meiner Tätigkeit als selbstständig erwerbender Rechtsanwalt und Notar habe ich festgestellt, dass mir zwar die praktische Beschäftigung mit dem Recht gefällt, ich aber die theoretische Auseinandersetzung, so wie sie an der Universität gepflegt wird, vermisse. Diese Erkenntnis war Ausgangspunkt dafür, mich mit verschiedenen Rechtsthemen wissenschaftlich zu befassen. Seit der Ernennung zum Privatdozenten habe ich es zudem schätzen gelernt, mit jungen Leuten über rechtliche Themen zu debattieren. Insgesamt gefällt mit der Mix zwischen praktischer und theoretischer Beschäftigung mit rechtlichen Themen.
Auch das Recht ist dem steten Wandel der Zeit ausgeliefert. Was hat sich seit Ihrem Studium verändert?
Persönlich habe ich die Vor- und Nachteile einer stetigen Spezialisierung festgestellt. Ausserdem wird der Rechtsalltag zunehmend durch elektronische Medien geprägt, was für mich aufgrund meiner Körperbehinderung einen eminent grossen Vorteil darstellt. Sonst «dümpelt» das Recht genauso schnell oder langsam vor sich hin, wie das in den 80er-Jahren während meines Studiums der Fall gewesen ist. Gesetzgebung und Rechtsprechung produzieren gewiss immer mehr Material, das recherchiert, gelesen und verstanden werden sollte.
Gibt es ein berufliches Projekt, welches Sie noch nicht in Angriff genommen haben, aber an dem Ihnen viel liegt?
Zunächst möchte ich all jene Bücher schreiben, die der Stämpfli Verlag gerne von mir hätte … Ich denke nicht an ein bestimmtes berufliches Projekt; aber ich habe den Wunsch, vermehrt wissenschaftlich bzw. schreibend in den von mir bevorzugten Rechtsgebieten tätig zu sein.
Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?
Während meines Studiums haben mich Philosophie und Geschichte sehr stark interessiert. Das ist bis heute geblieben. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen, irgendwann einmal zu einer philosophischen oder historischen Fragestellung etwas zu publizieren. In der Sturm-und-Drang-Zeit der ausgehenden Pubertät habe ich einmal ein Büchlein zum Thema «Der Sinn des Leidens» verfasst. Leider hat bis heute kein Verlag Interesse gezeigt, dieses Büchlein zu veröffentlichen.
Wie schaffen Sie sich einen Ausgleich zum spannenden, aber anstrengenden Berufsalltag?
Während des Jahres versuche ich, mir regelmässige «Freizeitinseln» zu verschaffen. Den eigentlichen Ausgleich zum Berufsalltag stellen für mich aber die jeweils zweimonatigen Auslandsaufenthalte im Juli und August dar. Selbstverständlich wäre es angenehm, wenn die «Freizeitinseln» häufiger Gelegenheit für einen Unterbruch des Berufsalltages schaffen würden.
Können Sie uns eine interessante Geschichte aus Ihrem Berufsalltag erzählen?
Ich bin vor allem in haftpflicht- und versicherungsrechtlichen Angelegenheiten tätig. Dies bringt es mit sich, dass man oft mit Klienten zu tun hat, die glaubwürdig Beschwerden schildern, diese aber von den beteiligten Versicherern, allen voran den Sozialversicherungen, nicht als vorhanden qualifiziert werden. Erst kürzlich hat ein Klient – er arbeitet bei einer IV-Stelle – ganz entsetzt berichtet, dass der für seinen Fall zuständige IV-Sachbearbeiter wohl etwas gegen ihn habe, verneine dieser doch zu Unrecht seine Beschwerden. Zufällig hatte ich am selben Tag vom fraglichen Klienten mehrere Briefe erhalten, in denen er als IV-Sachbearbeiter denselben Standpunkt eingenommen hatte wie der zuständige Sachbearbeiter in seinem Fall.
Über was können Sie lachen, was stimmt Sie traurig?
Mein Leben.