Wer ist Prof. Dr. Gabriela Riemer-Kafka?

20.06.2013

Warum haben Sie sich für das Jurastudium entschieden?

Bei meiner Berufswahl spielten folgende Faktoren eine massgebende Rolle: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Kontakt mit Menschen und Lebensnähe, Möglich­keit eines sozialen Engagements für die Schwächeren in unserer Gesellschaft, thematische Vielfalt und kurze Studienzeit. All dies kann nur der Beruf des Juristen bieten.

Worin liegt für Sie heute die Heraus­forderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?

Die zunehmende Gesetzesflut und die Kurzlebigkeit vieler Er­lasse erschweren nicht nur die Vermittlung des Rechts, sondern relativieren auch die dem Recht grundsätzlich innewohnende Wertordnung resp. die Verlässlichkeit des Rechts. Die Herausforderung liegt für mich darin, diese immer wieder im Unterricht sowie in meinen Publikationen sichtbar werden zu lassen.

Auch das Recht ist dem steten Wandel der Zeit ausgeliefert. Was hat sich seit Ihrem Studium verändert?

Mit Genugtuung beobachte ich z.B. die schrittweise, wenn auch oftmals zu langsame Umsetzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes in Recht und Rechtspre-chung, sei es in Bezug auf die Gleichstellung von Frau und Mann, sei es in Bezug auf Menschen mit Behinderungen oder solche aus anderen Kulturen. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen und bedarf der Umsetzung nicht nur durch das Recht, sondern vielmehr noch durch die Gesellschaft!

Gibt es ein berufliches Projekt, welches Sie noch nicht in Angriff genommen haben, an dem Ihnen aber viel liegt?

Nein. Im Gegenteil, ich bin derzeit dabei, mein berufliches Hauptprojekt, nämlich Ideen für eine Strukturreform der Sozialversicherungen aufzuzeigen, seinem Ab-schluss entgegenzuführen.

Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?

Seit meiner Schulzeit schreibe ich gerne. Entsprechend meinen Interessen für soziale und historische Zusammenhänge könnte ich mir durchaus ein Publizieren auf diesen Gebieten vorstellen. Als Krimiautorin sehe ich mich hingegen weniger.

Wie schaffen Sie sich einen Ausgleich zum spannenden, aber anstrengenden Berufsalltag?

Familie und Freunde, ausgedehnte Spaziergänge mit meinem Mann, der Aufenthalt auf unserem historischen Hofgut im Unterengadin, Städtereisen sowie das Klavierspiel an meinem geliebten Flügel entführen meine Gedanken und Gefühle in eine andere Welt.

Können Sie uns eine interessante Geschichte aus Ihrem Berufsalltag erzählen?

Eigentlich ist mein Berufs­alltag für sich alleine schon eine interessante und spannende Geschichte. Jede Begegnung mit den Studierenden, Referenten und Teilnehmenden an meinen Zentrumstagungen oder Vertretern von Institutionen, mit denen ich zusam­­men­arbeite, stellt eine besondere Episode und Bereicherung dar.

Worüber können Sie lachen, was stimmt Sie traurig?

Nicht lachen, sondern schmunzeln muss ich, wenn sich z.B. die Menschen zu wichtig nehmen oder die Technik im Hörsaal versagt und sich alle ziemlich hilflos anschauen. Traurig stimmen mich die zunehmende Entsolidarisierung in der Gesellschaft und der wachsende Egoismus, was letztlich all die wertvollen Errungenschaften unseres Landes und den sozialen Frieden gefährden könnte.