Wer ist Prof. Dr. Alexander R. Markus?

19.12.2008

Warum haben Sie sich für das Jurastudium entschieden?

Mich haben ursprünglich vor allem die Naturwissenschaften gereizt; rasch hat mich das Jus-Studium aber gefangen genommen; ich fand und finde die Verbindung zwischen der technisch-systematischen Methode und dem breiten gesellschaftlichen Gegenstand faszinierend.

Wo ist für Sie heute die Herausforderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?

Das Recht bewegt sich ständig in einem Spannungsfeld: Wahrung von System und Struktur einerseits – als Gebot der Rechtssicherheit – und andererseits stetiges Streben danach, den neuen ethischen und technologischen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Herausforderung besteht im Versuch, beides unter einen Hut zu bringen.

Auch das Recht ist dem steten Wandel der Zeit ausgeliefert. Was hat sich seit Ihrem Studium verändert?

Markantester Unterschied ist der Raum, der dem internationalen Recht im Studium eingeräumt wird; vielenorts ist dieses leider erst heute im Begriff, einen dem rechtlichen und politischen Stellenwert entsprechenden Platz in der Lehre einzunehmen.

Gibt es ein berufliches Projekt, das Sie noch nicht in Angriff genommen haben, aber an dem Ihnen viel liegt?

In meiner Berufskarriere habe ich an der Verhandlung von zahlreichen Staatsverträgen mitgewirkt. Eines dieser Projekte war ein weltweites Zivilprozessübereinkommen, das – nach jahrelangen Verhandlungen – wegen damals unüberwindbarer Gegensätze zwischen den Rechts­traditionen des «Common Law» und des «Civil Law» nicht zu Ende geführt werden konnte. Ich hoffe, dass die Verhandlungen zu diesem überaus bedeutenden Vertragswerk eines Tages wieder aufgenommen werden, und dass ich meinen Beitrag zu einem Gelingen leisten kann.

Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?

Philosophische Themen haben mich schon immer interessiert. Mit sehr viel Glück werde ich die Zeit dafür finden.

Wie schaffen Sie sich einen Ausgleich zum spannenden, aber anstrengenden Berufsalltag?

Ausgedehnte Spaziergänge und Sport nehmen bei mir einen ebenso wichtigen Platz ein wie die anschliessende Belohnung mit einem guten Essen.

Über was können Sie lachen, was stimmt Sie traurig?

Ich muss zuweilen über Leute lachen, die sich selber allzu wichtig nehmen. Traurig stimmt mich, dass die Weltpolitik oft von kurzfristigem und konzeptlosem Denken getragen ist – dies obwohl die Geschichte uns doch schon lange von der gegenteiligen Methode überzeugt haben sollte.