Vor 50 Jahren

Der Jahresbericht Albert Bolligers von 1958 – er war eben zum technischen Direktor der Firma Stämpfli & Cie ernannt worden – zeigt auf gut zwei Seiten, dass in unserem Betrieb vor 50 Jahren etliche für die damalige Zeit wesentliche Veränderungen über die Bühne gingen. Was bis heute nachwirkt, ist die Schaffung einer

Zeitschriftenadministration,

zu deren Leitung Otto Kehrwand eingestellt wurde. Neben der Zeitschriftenadministration bekam die neue Abteilung die Aufgaben der Inseratenverwaltung und -akquisition, den Sanitäts- und Unfalldienst des Betriebes sowie die Verwaltung der drei Wohnhäuser am Druckereiweg hinter dem Gebäude an der Hallerstrasse zugewiesen. Bis anhin waren die Wohnungen in diesen Häusern an Betriebsangehörige und andere Bewohner vermietet. Nun dehnte sich die Firma in das mittlere dieser Gebäude aus und siedelte die Buchhaltung und den Verlag an, und auch die neue Zeitschriftenadministration quartierte sich dort ein. Hans Gugger übernahm die neu geschaffene Stelle eines

Betriebsassistenten.

Ihm oblagen die Terminplanung und -kontrolle, die Betreuung des Personalwesens, der Materialeinkauf, die Aufsicht über die Nebenbetriebe wie Schreinerei und Mechanikerwerkstätte sowie die Verwaltung des Lagers der Halb­fabrikate und jene des Hauptgebäudes.

In der Monotypeabteilung hatte eine 35 Jahre alte Giessmaschine ausgedient. Sie wurde verschrottet und durch ein neues Gerät ersetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Setzereien im 1. und im 2. Stock mit Holzregalen ausgestattet. Verschiedene Firmen boten seit einigen Jahren

Leichtmetallregale

an, in denen die Kästen – «Schubladen», welche die einzelnen Schriften enthielten – auf Rollen liefen, was den Setzern ihre Arbeit sehr erleichterte. Der Saal im 1. Stock, wo im Wesentlichen der Satz für das Kursbuch und das Bundesblatt entstand, wurde vollständig mit solchen Möbeln ausgestattet. Diese Neumöblierung schuf offensichtlich Platz für die Einrichtung der sogenannten

Tiegel- und Automaten­abteilung.

Kleinformatige Druckmaschinen wie Original Heidelberger Tiegel- und Zylinderautomaten wurden aus dem Maschinensaal ausgegliedert und zu einer speziellen Abteilung in einer Glasboxe im 1. Stock zusammengefasst. Im Maschinensaal selber übernahm Otello Ghidini die

Vorzurichtung,

die im Aufbau begriffen war. Hier wurden die Druckformen so weit vorbereitet, dass sich hinterher der Maschinenstillstand an den Produktionspressen bedeutend verringerte. Die beiden Bogenrotationsmaschinen im Keller (Pax), deren Druckwerke bis dahin mit Galvanoplastikplatten funktionierten, wurden auf Kunststoffplatten umgerüstet. Alle der über 20 Druckmaschinen arbeiteten noch nach dem Buch- oder Hochdruckprinzip. Ab dem 1. September galt neu die

45-Stunden-Woche.

Der Abbau der Arbeitszeit war eine Folge der Gesamtarbeitsvertragsverhandlungen der Branche im Jahr 1956. Vereinbart war die schrittweise Verminderung von 48 auf 44 Stunden im Laufe von vier Jahren. Sie brachte die 5-Tage-Woche, nachdem bis anhin am Samstagvormittag stets gearbeitet worden war. Im selben Jahr 1958 erlitt eine Initiative des Landesrings der Unabhängigen (das war die Partei des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler), die die landesweite Einführung der 44-Stunden-Woche zum Ziel hatte, mit 65 Prozent Neinstimmen eine deutliche Abfuhr. Die heutige 40-Stunden-Woche kennen wir seit 1979; sie war ebenfalls das Ergebnis von Gesamtarbeitsvertragsverhandlungen.