Von William Wallace zu Adrian von Bubenberg

Vor exakt 15 Jahren verliess ein 15-jähriger Junge das Kino Exil in Düdingen. Die letzten gut drei Stunden hatte er damit zugebracht, in die vergangene Welt des Hollywood-Streifens «Braveheart» einzutauchen, und als er das Gebäude an der Hauptstrasse verliess, war er immer noch ganz überwältigt von dem Film. Seinen Kollegen, mit denen er sich das Epos angeschaut hatte, ging es nicht anders, und bald war man sich einig, ein Meis­terwerk gesehen zu haben.

Wie die meisten Teenager ihres Alters waren sie fasziniert von den Helden und den Kämpfen des Films, und bald einmal drehte sich die Diskussion um die gewaltigen Schlachten und die bewegende Geschichte Schottlands.

Nach einer Weile meinte der 15-jährige Junge, dass nicht nur Schottland über solch eine bewegende Geschichte verfüge, sondern sein Heimatland, die Schweiz, doch ebenso. Bald einmal waren die Jugendlichen überzeugt, dass man einen ähnlich guten Film auch über die Schweizer Geschichte drehen könnte, namentlich über das Kapitel der Burgunderkriege. Parallelen sah man zuhauf (auch wenn sie sich damals vor allem auf die grossen Schlachten um die Freiheit und den Schweizer «Wallace» Adrian von Bubenberg beschränkten).

Leider kam man bald einmal auch zur Erkenntnis, dass dieses Kapitel wohl nie Einzug in die Hollywood-Filmhistorie schaffen würde, da die Schweizer Geschichte für grosse Filmmassstäbe zu wenig interessant sei.

Die Jugendlichen zerstreuten sich bald einmal in alle Himmelsrichtungen, im Kopf immer noch die gewaltigen, monumentalen Bilder des Historienfilms.

Kein Hollywood-Streifen, dafür ein Heldenroman

Gut neun Jahre später tauchte die Idee plötzlich wieder im Kopf des nun 24-jährigen jungen Mannes auf, und er begann sich zu fragen, ob es sinnvoll wäre, einen Roman über Karl den Kühnen und seinen Konflikt mit den Eidgenossen zu schreiben.

Er begann Nachforschungen anzustellen und fand bald einmal heraus, dass seit Generationen kein historischer Roman mehr zu diesem Thema verfasst worden war. Die einzigen historischen Romane deutscher Sprache, auf die er im Zuge seiner Recherchen stiess, waren diejenigen von Werner Bergengruen («Karl der Kühne» aus dem Jahre 1930), Rudolf von Tavel («Ring i der Chetti», 1931), die Volksschauspiele von Arnold Ott («Karl der Kühne» und «Die Eidgenossen», 19. Jh.) und August Feierabend («Die Burgunderschlachten», 19. Jh.).

Für ihn als Schweizer, der mit den Geschichten um Karl den Kühnen und Adrian von Bubenberg aufgewachsen war und der Orte wie Murten und Grandson bestens kannte, waren diese Umstände ideale Voraussetzungen, damit der junge Mann den geplanten Roman schreiben und damit die vorherrschende Lücke eines aktuellen historischen Romans zu diesem Thema schliessen konnte.

Also begab er sich an die Arbeit und schrieb die ersten Worte unter dem einfachen Arbeitstitel «Karl der Kühne». Doch weitere sechs Jahre sollten ins Land ziehen, bis das Werk schliesslich vollendet war und sich seinen Platz mit dem Titel «Der Löwe von Burgund» auf dem Markt zu erkämpfen suchte …

Und wer weiss … vielleicht bekommen wir die Geschichte um Karl den Kühnen und Adrian von Bubenberg eines Tages doch noch auf der Leinwand zu sehen, und der Traum des 15-jährigen Knaben geht in Erfüllung.