Von Kokosnüssen

Ob wir uns sicher fühlen oder nicht, hängt auch von uns selbst ab. Wir können einiges dazu tun, damit wir uns in unserer Umgebung wohlfühlen.

Die Gefahr, von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, soll grösser sein als die, von einem Hai gebissen zu werden. Trotzdem fürchten sich die meisten Menschen vor Haien mehr als vor Kokosnüssen – so viel zum rationalen Denken des Menschen.

Es gibt objektiv messbare Sicherheiten. So ist bei einer Kollision ein Lastwagenfahrer besser geschützt als der entgegenkommende Lenker im Personenwagen. Solches nehmen wir zur Kenntnis und wählen danach vielleicht unser Fahrzeug aus.

Doch insgesamt handeln wir in Sicherheitsfragen vorwiegend emotional, beim persönlichen Umgang mit Daten sogar irrational. Kreditkarten werden achtsam geschützt, doch auf Sozialen Medien und in E-Shops hinterlassen wir teilweise sehr persönliche Datenspuren, mit denen andere ihr globales Geschäft betreiben. Wir sind wenig besorgt, dass unsere Personendaten in falsche Hände geraten könnten oder dass der Staat unsere Privatsphäre missbraucht, obwohl ein griffiges Gesetz fehlt, das uns das Eigentum an unseren Daten uneingeschränkt sichert. Was wäre, wenn die Gewaltentrennung im Staat unterlaufen und die heutigen selbstverständlichen Schutzmechanismen verschwinden würden?

 

Heute verändert sich vieles sehr schnell. Die Digitalisierung und die damit verbundenen rasanten Veränderungen in Technologie, Gesellschaft und Wirtschaft, die politischen und finanziellen Unsicherheiten, die Flüchtlingsströme und Krisen: Das alles wirkt mehr oder weniger intensiv auf unser Sicherheitsgefühl ein. Was der einen eine freudige Veränderung ist, ist dem anderen ein Gräuel. Die Veränderungen finden statt, ob wir wollen oder nicht.

Wer ihnen offen und kritisch begegnet, sich weiterbildet und die Chancen und Risiken mit anderen zusammen zu beurteilen versucht, wer auf andere Menschen zugeht und sich nicht zurückzieht, der wird sich schliesslich sicherer fühlen. So kann er erkennen, wie er die Gefahr durch «Kokosnüsse» buchstäblich umgehen und sie als Bereicherung nutzen kann. Einen wesentlichen Teil unserer Sicherheit und unseres Sicherheitsempfindens haben wir also selbst in der Hand.