Saubere Schweizer Energiezukunft

Eine saubere Energiezukunft ist der Schlüssel für eine stabile Gesellschaft und Wirtschaft. Heute stammen zwei Drittel der verbrauchten Energie von ausländischen, fossilen Energieträgern, insgesamt wird heute nur ein Viertel in Form von Elektrizität konsumiert.

Energie ist und bleibt eine Schlüsselressource. Zur Schonung von Klima und Umwelt müssen wir unsere Energieversorgung aber schrittweise umstellen: weg von CO 2 -lastigen Technologien und der Atomkraft mit ihren unvorhersehbaren technischen und finanziellen Risiken, hin zu erneuerbaren Energien. Mit dieser Umstellung reduzieren wir nicht nur die Umweltbelastung, sondern auch die Abhängigkeit von Öl-, Gas- und Uranimporten aus politisch instabilen Regionen, in denen oft Menschenrechtsverletzungen stattfinden.

Die Bremser werden sich nicht durchsetzen

Die Schere zwischen Unternehmertum, Technik und Politik geht immer weiter auf. Unternehmen müssten sich auf dauerhaft gute Rahmenbedingungen mit Innovationsmöglichkeiten in Richtung neue Energiewelt und Cleantech verlassen können. Die konservativen Kräfte in der Politik beharren leider auf der alten, fossilen Welt und bremsen häufig gleich mit beiden Füssen. Deshalb ist die Schweiz beispielsweise im Länderranking 2015 für Wind- und Solarstrom pro Kopf nur auf Platz 25 von 29 in Europa. Die bisherigen politischen Schritte waren viel zu klein und erfolgten zu langsam, während sich die Technik rasant weiterentwickelt. Leider immer öfter ohne Schweizer Beteiligung. Die Schweiz droht wegen des hohen Wohlstandes veränderungsscheu zu werden. Doch ich bin überzeugt, dass sich die Bremser und Verhinderer des Wandels nicht durchsetzen werden.

Hoffnung gibt einerseits der erste Platz im «Global Innovation Index 2017». Wir müssen aus der Innovationsstärke unserer Wirtschaft den Schwung in eine moderne Schweizer Energiewelt übertragen. Die Cleantech-Wirtschaft hat Zukunft und wird immer mehr zu einem Exportschlager! Andererseits bin ich überzeugt, dass die Zeit auch sonst reif ist, um die Energiewende umzusetzen. Die dazu notwendige Technologie ist schon heute verfügbar, sie ist preiswert und sowohl der Volkswille wie auch die politischen Instrumente sind vorhanden.

Jürg Grossen

In den kommenden Jahren wird sich der Wandel der Energieträger in Richtung mehr sauberen Strom und weniger Verbrennung von CO2-lastigem Öl und Gas verstärken. Aus der zentral organisierten Energiewelt gilt es den Schritt in die neue dezentrale, erneuerbare und digitale Energiewelt zu machen. Dieser Wandel kommt sowieso, weil er wirtschaftlich ist. Die Politik kann ihn mit den richtigen Rahmenbedingungen aber ideal begleiten.

Mit der Annahme des neuen Energiegesetzes wurde am 21. Mai 2017 ein erster und wichtiger Meilenstein in eine moderne Schweizer Energiezukunft gelegt. Der Neubau von Atomkraftwerken ist nun verboten, die Energieproduktionen aus erneuerbaren Quellen wird gesteigert und der Energieeinsatz wesentlich effizienter. Energetische Gebäudesanierungen werden über steuerliche Anreize begünstigt und gefördert. Seit Anfang 2018 sind die neuen Gesetzesartikel in Kraft, und es gilt diese nun – nach sieben Jahren intensiver Debatte – tatkräftig umzusetzen. In den vergangenen Jahren habe ich parallel zur Politik als Unternehmer an dieser Umsetzung gearbeitet und Erfahrungen gesammelt.

Wohnkomfort, Sicherheit und Energieeffizienz lassen sich heute bestens, ja geradezu ideal vereinbaren. Und das erst noch mit komplett erneuerbarer Energie für Wohnen und Mobilität. Ich lebe seit Jahren so und freue mich, dass meine Anstrengungen als Unternehmer und Politiker nun sichtbare Früchte tragen.

Die Digitalisierung machts möglich

Die Digitalisierung ermöglicht es, im Gebäude mehr Intelligenz und weniger Blech und Kupfer zu verbauen. Voraussetzung dazu ist eine integrale, das heisst allumfassende Gebäudeautomation. Ganz nach dem Motto «Less Tech – but Hightech» werden Heizung, Lüftung und Solaranlage mit deutlich weniger Leitungen und Geräten optimal verbunden und in Einklang gebracht. Auch die Beleuchtung, die Beschattung und die Zutrittssysteme lassen sich problemlos in dieses ganzheitliche System integrieren. Höchster Komfort, Sicherheit und Lifestyle werden ideal mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien kombiniert, und das ohne Mehrkosten unter dem Strich.

Mit dem Modell der Eigenverbrauchsgemeinschaften kann seit Anfang 2018 Solarstrom zu fairen Preisen an die Bewohner von Mehrparteiengebäuden oder Siedlungen abgegeben werden. Es braucht weniger unnötige Stromzähler, die Netzeinspeisungen zu Tiefstpreisen werden minimiert, dafür resultiert eine höhere Rendite für die Solaranlage auf dem Dach oder an der Fassade. Auch die Mieterinnen und Mieter leben so mit günstigem, erneuerbarem Solarstrom vom eigenen Gebäude. Eine Win-win-Situation für Hausbesitzer und Bewohner.

Im Verkehr ist die Schweiz noch im Hintertreffen

Beim Energieverbrauch und beim CO2-Ausstoss des Verkehrs ist die Schweiz gegenüber den benachbarten Ländern im Hintertreffen und noch weit von den gesetzten Zielen entfernt. Leider hat der Bundesrat entgegen dem Volksentscheid bei der Energiestrategie 2050 mildere Ausstossziele als die EU beschlossen. Das ist unverständlich und verhindert eine rasche Umstellung auf effiziente Fahrzeuge. Aber auch beim Verkehr wird die Digitalisierung helfen, die Ziele einer sauberen, effizienten und staufreien Mobilität mit mehr Intelligenz statt Beton zu erreichen. Beim Strassenverkehr setzen wir in unserer Firma seit Jahren auf einfache Elektroautos. Diese bieten höchsten Komfort und maximale Energieeffizienz. So sind wir mit Solarstrom vom eigenen Dach unterwegs.

Jürg Grossen

Statt die Strassen immer mehr auszubauen und damit nur Engpässe zu verlagern müssen bessere Verkehrsleitsysteme und intelligente Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Car-Sharing, selbstfahrende Fahrzeuge und neue, digitale Arbeitsformen helfen zudem, die Verkehrsprobleme auf eine energieeffiziente, umweltschonende Art und Weise zu lösen.

Elektro- und Gebäudetechnikplaner im Zentrum

Als Unternehmer bin ich seit 24 Jahren Mitinhaber einer Elektroplanungsfirma, die heute fast in der ganzen Schweiz tätig ist. Immer stärker steht der Elektro- und Gebäudetechnikplaner im Zentrum bei der Umsetzung der Energiewende in Gebäuden. Energieeffizienz und Gebäudeautomation sind dabei zentrale Pfeiler. Immer mehr Platz nimmt mit zunehmender Verbreitung von Elektroautos auch das individuelle Mobilitätsverhalten der Gebäudebesitzer, aber auch der Mieterinnen und Mieter ein. Um unseren Kunden aus Industrie, Detailhandel und öffentlicher Hand neue Technologien glaubwürdig zu empfehlen, gehen wir mit gutem Beispiel voran. Wir haben unser bestehendes Firmen- und Wohngebäude in Frutigen in den vergangenen Jahren zu einem weitgehend eigenversorgten und intelligenten «SmartGridready-Gebäude» weiterentwickelt. Unser Stromverbrauch beträgt heute noch weniger als 20 Prozent des schweizerischen Durchschnittsverbrauchs gleichartiger Gebäude, der Wärmeverbrauch nur noch 25 Prozent. Mit der von uns entwickelten Steuerung lässt sich die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen ohne Subventionen erheblich verbessern. Mit dem «SmartGridready-Gebäude» haben wir 2016 den Schweizer Energiepreis Watt d’Or gewonnen und in der Folge eine neue Firma für dieses Spezialgebiet gegründet. «Smart Energy Link» heisst sie und bietet eine einzigartige integrale Solarstromsteuerung an. Diese ermöglicht es, den Eigenverbrauch zu erhöhen, indem Wärmepumpen, Boiler, Waschmaschinen oder Ladestationen für Elektroautos dann in Betrieb sind, wenn Solarstrom produziert wird. Energiemessung und Verrechnung erfolgen automatisch. So wird passive Solarwärme optimal genutzt und sowohl Komfort wie Sicherheit für alle gesteigert. Im schweizerischen Gebäudepark schlummert ein riesiges Potenzial für Energieeinsparungen und die Produktion von erneuerbarer Energie. Die Energiezukunft beginnt im Gebäude, jedes kann zu einem Kraftwerk werden, zur Netzstabilität beitragen, damit einen zusätzlichen Netzausbau verhindern und die gesamte Infrastruktur entlasten. Jeder kann zum Pionier der Energiewende werden und Atomstrom sowie fossile Energie durch Solarstrom ersetzen. Smarte Gebäude mit energieeffizienter Infrastruktur sind gefragt. Sauberer, leiser und kostengünstiger Fahren und Wohnen gibt ein gutes Gefühl.


Zur Person

Jürg Grossen ist am 24. August 1969 in Frutigen geboren, wo er heute mit seiner Familie auch lebt. Er ist sportlich aktiv, spielt gerne Fussball und unternimmt Velo- und Skitouren. Er ist seit 1994 Mitinhaber, Co-Geschäftsführer und Verwaltungsrat der Firma Elektroplan Buchs & Grossen AG und seit 2009 der ElektroLink AG in Frutigen. Er ist zudem Co-Geschäftsführer und Verwaltungsrat der im 2017 gegründeten Smart Energy Link AG. Er hat sich schon früh mit den Themen Energie- und Stromeffizienz befasst und sich darauf spezialisiert.



Energieverbrauch in der Schweiz

Zwei Drittel des Energieverbrauches in der Schweiz stammen aus ausländischen, fossilen Energieträgern (Heizöl, Benzin, Diesel, Gas), knapp 8% aus Kernkraftwerken. Rund 15% werden aus Wasserkraft, der Rest aus thermischen Kraftwerken wie Kehrichtverbrennungs- und Fernwärmeanlagen und von der Sonnen- und Windenergie beigetragen. Insgesamt wird heute nur ein Viertel der Energie in Form von Elektrizität konsumiert.