Prof. Dr. Peter V. Kunz, Fürsprecher, LL.M.

20.03.2006

Warum haben Sie sich jemals für das Jurastudium entschieden?

Ich habe Angst vor Blut, sodass ich nicht Arzt werden konnte; ausserdem war ich nicht gut in Mathematik, sodass die Naturwissenschaften nicht in Frage kamen – doch im Ernst: Das Studium der Jurisprudenz ist für jedermann spannend, der dafür Interesse hat, wie Probleme auf (mehr oder weniger) friedliche Art gelöst werden können.

Für mich persönlich war zudem ausschlaggebend, dass ich mich bereits schon jung sehr für Politik interessiert und in diesem Zusammenhang auch engagiert habe. Da war die Wahl des Jurastudiums – notabene im «Bundesbern» – fast nahe liegend; tatsächlich habe ich während des Studiums zahlreiche Nachmittage im Bundeshaus auf den Zuschauertribünen verbracht. Politik und Jurisprudenz sind zweieiige Zwillinge.

Wo ist für Sie heute die Herausforderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?

Die Rechtsmaterie ist äusserst anspruchsvoll – das Jurastudium ist deshalb sicherlich nichts für «faule Studenten» und damit schon Herausforderung genug.

Beim Praktizieren des Rechts (insbesondere als Rechtsanwalt) steht oftmals die persönliche Konfrontation im Vordergrund, was das Adrenalin auszulösen vermag – und nicht immer ganz einfach ist. Beim Lehren des Rechts fordert mich heraus, für mich dieselbe Intensität wie in der Advokatur zu bewahren und eine an sich «langweilige» Materie verständlich, wenn nicht sogar unterhaltend, darzustellen, um bei den Beteiligten das Interesse zu wecken. Die internationalen Bezüge – und damit die Rechtsvergleichung – werden immer wichtiger, was eine zentrale Herausforderung der Zukunft sein wird.

Gibt es ein berufliches Projekt, welches Sie noch nicht in Angriff genommen haben, aber an dem ­Ihnen viel liegt?

Als ordentlicher Professor für Wirtschaftsrecht und für Rechtsvergleichung muss bzw. darf ich eine vierstündige Vorlesung zu diesem Thema an der Universität Bern halten. Angesichts der zunehmenden Globalisierung bzw. Interna­tionalisierung des Rechts – etwa im Gesellschafts- oder im Kartellrecht – wird die Rechtsvergleichung sowohl für Studenten als auch für Praktiker in Zukunft äusserst wichtig sein. Es ist mir ein Anliegen, die Sensibilisierung für dieses Fachgebiet bei Juristen und Ökonomen zu wecken und weiter zu fördern.

Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?

O ja – weshalb nicht einmal einen Roman à la «John Grisham»? Ich lese «legal thriller» für mein Leben gerne und könnte einige «Storys» aus meiner früheren Anwaltszeit erzählen. Nicht abgeneigt wäre ich zudem, über mein liebstes Hobby, nämlich über Golf, zu schreiben – nur schade, dass ich viel zu schlecht spiele, um wirklich ernst genommen zu werden.

Welches Buch oder welche Bücher liegen neben der Fachliteratur auch noch auf Ihrem Nachttisch?

Sorry – auf meinem Nachttisch liegt keine Fachliteratur! Ich liebe indes historische Biografien; zurzeit lese ich eine Biografie über George Washington, den ersten Präsidenten der USA. Im Übrigen liegen bei mir zahllose Golfbücher herum …

Wie würden Sie ein Jahr Urlaub verbringen?

Ich würde – wenn das Geld reicht – durch die ganze Welt reisen … und die schönsten Golfplätze besuchen!

Falls Sie einen Wunsch frei hätten, welches wäre Ihr grösstes Anliegen?

Ich möchte möglichst bald ein «Golf Single Handicaper» werden; doch im Ernst: Mein aufrichtiger und hoffentlich realistischer Wunsch ist es, bei meinen Studenten meine persönliche Begeisterung für die Jurisprudenz «rüberzubringen» und sie selber zu begeistern oder zumindest zu motivieren – und es liegt an mir, diesen Wunsch zu verwirklichen.