Passepartout – eine Schriftenreihe der Burgerbibliothek Bern

Die Burgerbibliothek Bern an der Münstergasse 63 ist ein öffentliches wissenschaftliches Archiv, das zahlreiche wertvolle und international bedeutende Bestände an Handschriften, Archivalien und Bilddokumenten verwahrt. Zu den bekanntesten Sammlungen zählen die rund 1000 mittelalterlichen Handschriften und die Archivalien zur Schweizer und Berner Geschichte. Darunter befinden sich Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten wie des Arztes, Dichters und Universalgelehrten Albrecht von Haller (1708−1777) und des Pfarrers und Schriftstellers Jeremias Gotthelf (1797−1854).

Trouvaillen ans Licht geholt

Neben diesen gibt es Objekte und Sammlungsteile, eigentliche Trouvaillen, die nie beachtet oder zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Um diese Schätze ins richtige Licht zu rücken, lancierte die Burgerbibliothek 2009 die neue Schriftenreihe Passepartout. Der Name Passepartout ist Programm: In freier thematischer Folge erscheint einmal jährlich ein reich bebilderter und aufwendig gestalteter Band, der kurz, fachkundig und leicht lesbar in die Materie einführt und damit den Freunden der Burgerbibliothek und einem historisch interessierten Publikum, aber auch Fachleuten zum Schlüssel in die Archivschätze wird.

Ohne Zusammenarbeit geht nichts

Die Arbeit mit archivarischen Beständen und erst recht deren Vermittlung ist immer Zusammenarbeit. Nur im engen Austausch zwischen den Spezialisten im Archiv und den Archivnutzern können Archivalien richtig eingeordnet und damit zum Leben erweckt werden. Genau diesen Dialog greifen auch die Passepartout-Bände auf, sind sie doch bisher alle in enger Teamarbeit entstanden: Der ers­te Band Passepartout geht auf eine Seminarveranstaltung des Instituts für Germanistik der Universität Bern zurück, die sich mit spätmittelalterlichen, deutschsprachigen Handschriften beschäftigte. Gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Burgerbibliothek wurden die Handschriften untersucht und die gemeinsam gewonnenen Ergebnisse im Passepartout publiziert. Im zweiten Passepartout, das sich dem gemalten Vogelbuch der Familie Graviseth aus dem 17. Jahrhundert widmet, beleuchten ein Historiker, ein Ornithologe und ein Kunsthistoriker aus ihren Fachperspektiven das künstlerisch und vogelhistorisch einmalige Werk. Autorinnen und Autoren aus dem Archiv und Forschende von ausserhalb vereinen auch die Passepartout-Bände zum Sigriswiler Pfarrer, Chronisten und Zeichner Karl Howald (1796−­1869) oder zum Berner Maler Rudolf Münger (1862−1929). In Müngers umfangreichem Nachlass fanden sich die Vorstudien zur Ausmalung des Kornhauskellers. Die Musikantenfiguren in den Zwickelfeldern des Gewölbes zeigen Münger als Teil eines grossen, sich freundschaftlich verbundenen Freundeskreises von Berner Künstlern, zu denen auch Ferdinand Hodler zählte. Das jüngste Passepartout kann so als praktischer Führer durch den Kornhauskeller gebraucht werden.

Jeder Band eine bibliophile Kostbarkeit

Eine ganz besondere Sorgfalt wird auch auf die Gestaltung des Passepartouts gelegt, damit sich die Bände einerseits sehr attraktiv präsentieren, andererseits auch dem historischen Archivgut gerecht werden. In Zusammenarbeit von Gestalter, Fotograf und den Spezialisten bei Stämpfli wurden bei Wahl des Papiers bis hin zu Schrift, Satz und 5-Farben-Druck anspruchsvolle und ansprechende Lösungen gefunden, sodass sich jedes einzelne Passepartout über seinen Inhalt hinaus als eigene kleine bibliophile Kostbarkeit präsentiert.

Moderne Archive entsprechen nicht mehr dem Bild der verstaubten Grüfte. Sie sind transparent geworden, nicht zuletzt durch das Internet, das ihre Bestände online abfragbar macht. Gleich geblieben sind hingegen die Aufgaben des Sammelns, Bewahrens, Erschliessens und Vermittelns. Mit dem Passepartout öffnet die Burgerbibliothek vertrauensvoll ihre Tresore und Magazine – und hofft, den Leserinnen und Lesern ein vielfältiges, entdeckungsreiches Archivkaleidoskop zu eröffnen.