Papier wird teurer

Erdbeben, Streiks, steigende Nachfrage und schwächelnder Euro – dies sind die Hauptgründe für die steigenden Papierpreise. Papierhandelsunternehmen haben reagiert und die Preise für Papier per 1. April 2010 der Situation angepasst. Nicht nur das: Bereits ist eine weitere Preiserhöhung für Lieferungen per 1. Juli 2010 angekündigt.

Verknappung des Zellstoff­angebots

Zellstoff ist der wichtigste Rohstoff von Papier. Seit 2008 hat sich das internationale Zellstoffangebot stark verknappt. In der zweiten Hälfte des letzten Jahres allein reduzierte sich die Menge um 1,3 Mio. Tonnen. Im Gegensatz dazu stieg die Nachfrage in Osteuropa und Asien. Dies führte teilweise zu sehr langen Lieferfristen, vereinzelt sogar zu Lieferengpässen. «Vor allem bei ungestrichenen, holzfreien Offsetpapieren haben wir bei grösseren Mengen eine Lieferfrist von mindestens sieben, wenn nicht gar zwölf Wochen», meint dazu Jürg Bigler, Leiter Einkauf/Logis­tik/Lager.

Die Gründe für das rückläufige Angebot sind vielfältig: Ende Februar zerstörte in Chile ein Erdbeben Zellstoffwerke mit einer Kapazität von rund 4 Mio. Tonnen. Diese Menge entspricht rund 8 Prozent der Weltproduktion und fehlt nun der Papierindustrie. Zudem streik­ten in Finnland Hafen- und anschliessend Zollbeamte und legten praktisch alle Häfen des Landes lahm. Da dadurch weder Papier aus- noch Rohstoff eingeführt werden konnte, waren mehrere Papierhersteller gezwungen, ihre Produktion vorübergehend ganz einzustellen.

Wechselkurse

Der Euro verlor gegenüber dem Dollar an Wert. Da Zellstoff wie Rohöl ausschliesslich in Dollar gehandelt wird, wirkte sich dies für die europäischen Papierhersteller negativ auf die Erlössituation aus. Zudem verteuerten Spekulationsgeschäfte an der finnischen Zellstoffbörse Foex den Zellstoff weiter, dessen Preis sich zwischen Mitte 2009 und Anfang 2010 praktisch verdoppelte.

Wachsende Energiekosten

Überdies stiegen auch die Energiekosten massiv an: Seit Anfang 2008 verdoppelte sich der Erdölpreis. Dies schuf Mehrkosten insbesondere in der Produktion und beim Transport.

Alle diese Faktoren führten dazu, dass die Papierindustrie ihre teilweise nicht mehr kostendeckenden Abgabepreise im ersten Halbjahr erhöhte und die steigenden Einkaufspreise vollumfänglich an ihre Kunden weitergab.

«Viele europäische Papierfabriken arbeiten auch nach diesen Preiserhöhungen noch nicht kos­tendeckend. Aufgrund der Situa­tion gehen die Hersteller dazu über, ihre Mengen in Märkte zu verkaufen (z.B. Asien), die einen höheren Erlös bieten. Dies verschärft die Liefersituation in Europa zusätzlich. Sollte sich die Situation nicht verbessern, ist zu erwarten, dass es zu weiteren Maschinen- oder Fabrikstilllegungen und Preiserhöhungen kommt. Die Liefersituation wird dadurch nicht besser werden», beurteilt Jürg Bigler die Lage.