Der Sommelier

Als Stephan Grieb vor 25 Jahren seine Tätigkeiten beim Stämpfli Verlag aufnahm, kannte kaum jemand den Begriff des Sommeliers: Der Begriff kommt aus dem Französischen (Mundschenk) und wird verwendet für den ausgebildeten Berater für eine strukturierte Weinkarte in gehobenen Restaurants und den Kundenberater für die perfekte Auswahl des Weins zum Menü. Stephan hat das Berufsbild des Weinsommeliers auf die Verlagsbranche übertragen.

1.     Die Auswahl

So, wie der Weinsommelier durch die Weinanbaugebiete streicht und die besten Lagen für die jeweilige Traube erforscht, so bereiste Stephan die Universitäten und Anwaltskanzleien. Nur wer persönliche Kontakte zu den besten Autoren/Winzern hat, kann mit den besten Büchern/Themen/Jahrgängen rechnen.

Und für seinen «scharfen Blick» für das Wesentliche war er schon in den Zeiten der Studentenverbindung bekannt: Sein Spitzname «Falco» ist ihm bis heute geblieben. Auch seine Kollegen beim Curling schätzen Stephans Blick für die Möglichkeiten: Wo legen wir noch einen Stein (oder einen Kommentar / ein Lehrbuch) so vor das Haus, dass sich die Konkurrenz die Zähne ausbeisst?

2.     Der Einkauf

Der Gewinn eines Unternehmens liegt im Einkauf – das ist eine betriebswirtschaftliche Grundregel. Der Weinsommelier muss von den richtigen Flaschen die optimale Menge einkaufen, um möglichst grosse Rabatte zu erzielen, aber keine Kellerhüter zu produzieren.

Stephan hat es im letzten Vierteljahrhundert geschafft, vielen Autoren ein attraktives Angebot zu machen: von der inhaltlichen Projektbetreuung über die adäquate Ausstattung der Bücher, von mannigfaltigen Vertriebswegen in gedruckter und digitaler Form bis – nicht zuletzt – zum Versprechen einer meist stattlichen Stückzahl an verkauften Exemplaren.

3.     Das strukturierte Angebot

Wer heute das juristische Programm auf staempflishop.com durchforscht, wer heute bei Nico im Buchlager den Regalen entlangschlendert, wer heute auf swisslex.ch recherchiert, sieht, welche Bandbreite juristischer Werke Stephan ermöglicht hat. Von der kleinen Schrift (zum Recht) über Dissertationen zu allen Rechtsgebieten, Monografien und Lehrbüchern bis hin zu den Berner Kommentaren: Keine Darreichungsform des juristischen Fachs hat Stephan ausgelassen.

Wie der Weinsommelier in die entlegensten Anbaugebiete fährt, um seinen Kunden auch Ausgefallenes und Erlesenstes anbieten zu können, so prüfte Stephan die Angebote der Autoren auf Programmfähigkeit und Verkaufbarkeit. Und wenn man heute in die Anwaltsbüros schaut, wenn man durch die Arbeitszimmer der juristischen Professorenschaft streicht oder sich im Internet umsieht – die Arbeitsleistung von Stephan wird man dort finden. So manches Büchergestell wäre heute ärmer/leichter ohne die Bücher, die Stephans Handschrift tragen.

4.     Die Beratung

Stephan hat Tausende von Menschen beraten und an seinem Wissen teilhaben lassen: Autoren hat er die richtige Produktform für ihr Wissen vermittelt, den Kollegen die richtige Strukturierung der Texte (Print und online) erklärt, Werbemassnahmen geplant und in Form gebracht. Stephan hat stets ein offenes Ohr für berufliche Fragen und immer eine Antwort parat.

Um seine Beratung auch im kulinarischen Bereich zu optimieren, hat sich Stephan bei Doemens in München zum Biersommelier ausbilden lassen. Und so wurde er als diplomierter Biersommelier fast folgerichtig Mitinhaber seiner Brauerei: der Brasserie Haldemann in Sugiez. So schaffte Stephan es auch ins Fernsehen: Unter youtube.com kann man sein Interview zu den Aufgaben und Freuden eines Biersommeliers sehen.

Stephan Grieb hat vor 25 Jahren als Assistent des Verlegers Rudolf Stämpfli begonnen, das Verlagsprogramm ausgebaut und die Erweiterung um elektronische Angebote (wie Swisslex) begleitet. Nach diesen ereignisreichen Jahren geht Stephan jetzt in den Ruhestand. Wir werden ihn vermissen.