Der Autor: Prof. Dr. iur. Walter Fellmann

20.06.2006

Warum haben Sie sich für das Jurastudium entschieden?

Bis kurz vor der Matura wollte ich Arzt werden – das war Familientradition. Dann habe ich mich aber für Jus entschieden; die Geisteswissenschaften lagen mir letztlich näher als die Naturwissenschaften. Vor allem der Umgang mit der Sprache hat mir stets viel Freude bereitet. Zudem habe ich gerne argumentiert – die Diskussionen am sonntäglichen Frühstückstisch mit meinen Eltern und den zwei Schwestern dauerten jeweils Stunden. Man sagte mir auch einen Sinn für Gerechtigkeit nach. Ich hatte aber keine Ahnung, was ein Jurist wirklich macht.

Wo ist für Sie heute die Herausforderung, Recht zu praktizieren, Recht zu lehren oder über Recht zu schreiben?

Die Herausforderung, als Anwalt Recht zu praktizieren, liegt in der Möglichkeit, vernünftige Lösungen zu vermitteln – fernab juristischer Dogmatik. Die Herausforderung, über Recht zu schreiben, liegt in der Gelegenheit, den Dingen auf den Grund zu gehen, und die Herausforderung, Recht zu lehren, liegt darin, den Studierenden zu zeigen, dass Rechtsanwendung viel mehr ist als blosse Subsumtion, dass es dabei um Wertungen und vor allem um Menschen geht.

Gibt es ein berufliches Projekt, welches Sie noch nicht in Angriff genommen haben, aber an dem Ihnen viel liegt?

Im Moment nicht; lange vor mich hergeschoben habe ich die Idee, ein Buch über Schadensrecht zu schreiben. Dieses Projekt habe ich nun aber in Angriff genommen. Dann gibt es natürlich noch Verpflichtungen: etwa den zweiten Teil des Berner Kommentars zur einfachen Gesellschaft, eine zweite Auflage meines Kommentars zur einfachen Gesellschaft usw.

Gibt es neben Recht ein weiteres Gebiet, über das Sie gerne schreiben würden?

Ja, über Geschichte, vielleicht über Musik. Ich würde auch gerne einen Roman schreiben. Bernhard Schlink, der ja auch Jus-Professor ist, wäre da mein Vorbild; aber das ist vielleicht doch etwas hoch gegriffen.

Welches Buch oder welche Bücher liegen neben der Fachliteratur auch noch auf Ihrem Nachttisch?

Fachliteratur liegt keine auf meinem Nachttisch – ich würde sofort einschlafen. Im Moment lese ich die Biografie von Jens Malte Fischer über Gustav Mahler und das Buch «Die Heimkehr» von Bernhard Schlink.

Wie würden Sie ein Jahr Urlaub verbringen?

Da ich in den Ferien wirklich faulenze, kann ich mir ein Jahr Urlaub fast nicht vorstellen, ein Jahr ohne berufliche Arbeit dagegen schon. Ich habe viele Interessen, die mit meinem Beruf nichts zu tun haben, die aber im Alltag zu kurz kommen: Literatur, Kunst, Musik und vieles mehr. Damit würde ich mich gerne ein Jahr lang befassen.

Falls Sie einen Wunsch frei hätten, welches wäre Ihr grösstes Anliegen?

Dass es meiner Frau und mir gelingt, aus unseren vier Töchtern glückliche Menschen zu machen.