• Editorial

Datenverantwortung

«Wer Angst hat, will mehr Sicherheit, und dafür soll der Staat sorgen. Und die Angst nährt sich aus dem Unbekannten, Neuen, Bedrohlichen, das viele nicht deuten können.»1

Manchmal denke ich, Daten sind wie Radioaktivität. Sie sind selbst nicht sichtbar, nur indirekt über ihre Auswirkungen auf den Bildschirmen und indem sie Maschinen steuern oder Menschen kontrollieren. Daten sind überall. Sie nützen uns und gefährden uns. Indem wir durch den Alltag gehen, produzieren und versenden wir Daten, hinterlassen Datenspuren und Datenmengen, von deren Grossteil wir nicht wissen, wo sie lagern. Aber sie sind da und werden genutzt. Gesetze versuchen, uns vor Missbrauch zu schützen. Die meisten Menschen kümmern sich selbst jedoch kaum darum, welche Daten sie erzeugen und weitergeben. Sorglosigkeit schlägt Sorgfalt: Handy, E-Shops, Google und soziale Medien lassen grüssen. Doch läuft etwas schief, gehen Daten «verloren» oder werden sie missbraucht, ist die Klage gross, und der Ruf nach noch mehr staatlichem Schutz erklingt. Gesetze schützen uns und unsere Freiheit jedoch auf Dauer nicht, wenn wir uns nicht selbst darum kümmern und uns vor uns selbst bewahren.

In der Schweiz rührt die Sorglosigkeit vielleicht auch daher, dass wir uns vor der Regierung nicht fürchten. Heute können wir sicher sein, nicht aufgrund unserer Daten denunziert zu werden. Dafür gilt es, Sorge zu tragen, demokratisch legitimierte Freiheit und Sicherheit ist kein Selbstläufer. Und es lohnt sich, sich selbstverantwortlich zu fragen, ob denn so viele persönliche Daten, Bilder, Texte und allerlei Angaben gespeichert werden müssen und wie sehr wir mit deren Abspeichern unsere Freiheit einschränken. Brauchen wir das alles? Ist es gut, dass die Daten «irgendwo» in einer Cloud liegen? Es lohnt sich zudem der ökologische Gedanke. Tamedia hat ermittelt, dass das Speichern von 1000 Bildern in einer Cloud während eines Jahres gleich viel CO2 erzeugt wie ein Kurzstreckenflug. Die saubersten und am besten geschützten Daten sind die, die gar nicht erst abgespeichert werden.

In unserem Unternehmen können wir ohne digitale Daten nicht arbeiten – und wir dürfen nicht sorglos sein. Die Bedrohung durch Hacker ist gross, wir versuchen uns nach den neuesten Kenntnissen zu schützen. 90 Terabyte Daten lagern auf unseren Servern. Das entspricht 585 Millionen A4-Seiten im Word-Format; genug, um eine Fläche von über 5000 Fussballfeldern zu bedecken. Diese Daten gehören zum ganz grossen Teil unseren Kundinnen und Kunden. Für ihre Sicherheit übernehmen wir die Verantwortung – zu ihrem Schutz und zu unserem eigenen. Wir sind zu Sorgfalt verpflichtet, nicht nur bei den vielen Daten.

Peter Stämpfli
Verwaltungsratspräsident
Stämpfli Kommunikation
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