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Corona als Gamechanger
Ein touristischer Blick auf die Pandemie und die Folgen für die Reiseindustrie
12.03.2021
Ich schreibe diesen Text Ende 2020. Wir befinden uns mitten in der Pandemie. Die Corona-Fallzahlen sind nach wie vor viel zu hoch. Nicht nur in der Schweiz, sondern in vielen Teilen dieser Welt. Längst ist der tägliche Blick auf die Statistiken des BAG zur Gewohnheit geworden. Lockdown, Positivitätsrate, PCR-Tests, R-Werte und Inzidenz sind neue Begriffe, die inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Die Touristik gehört zu den Branchen, die weltweit am stärksten unter der Pandemie leiden. Im Jahr 2020 ist der internationale Flugverkehr laut Eurocontrol und IATA um 64 Prozent geschrumpft. Die Reisebuchungen in der Schweiz sind laut Amadeus in den Monaten August bis Oktober 2020 um bis zu 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Es gibt unzählige internationale Reisebeschränkungen, die sich permanent ändern und zu einer Verunsicherung der Reisenden führen. Es handelt sich – ohne zu übertreiben – um die historisch grösste Krise einer Branche, die weltweit zu den grössten Arbeitgebern zählt.
Wir haben als Reaktion auf die Krise das Programm «Smart Recovery» gestartet. In Phase 1 im Frühjahr 2020 ging es um die akute Krisenbewältigung, vor allem um die Organisation einer sicheren Rückreise unserer Kunden aus allen Teilen der Welt. Phase 2 fokussierte auf den Aufbau von Resilienz. Wie alle Unternehmen der Reiseindustrie haben wir ein konsequentes Kosten- und Liquiditätsmanagement betrieben, die Mitarbeitenden ins Homeoffice und in die Kurzarbeit geschickt und die Digitalisierung noch schneller vorangetrieben. Wir mussten unzählige bereits gebuchte Reisen rückabwickeln und angezahlte Gelder zurückerstatten.
Aktuell beschäftigen wir uns sehr stark mit der Frage, wie sich das Reiseverhalten in der Zukunft ändern wird. Gibt es ein Zurück zum «Old-Normal»? Oder wird die Krise dauerhaft Einfluss haben? Die für uns gute Nachricht lautet zunächst, dass die Menschen auch in der Zukunft reisen wollen. 54 Prozent aller Menschen im DACH-Raum würden sofort verreisen, wenn die Reiserestriktionen aufgehoben würden. 74 Prozent aller Menschen wollen in Zukunft gleich viel oder sogar mehr in private Reisen investieren als in der Vergangenheit, so eine aktuelle Marktforschung von Amadeus. Viele Studien zeigen jedoch, dass die Themen Sicherheit und Flexibilität bei der Reise sehr stark an Bedeutung gewinnen werden. Unsere Kunden wollen verlässliche Destinationsinformationen, sichere Reisestandards und technologische Lösungen für sicheres Reisen. Eine leistungsstarke Reiseversicherung gewinnt an Bedeutung. Daneben glauben wir, dass es auch bei den Reisedestinationen zu einer partiellen Verschiebung kommen wird. Nachhaltiges Reisen sowie Reisen, bei denen Gesundheit und Wellness im Vordergrund stehen, werden an Bedeutung gewinnen. Weg vom Overtourism hin zum besonderen, einzigartigen Erlebnis.
John F. Kennedy sagte einmal, dass sich das Wort Krise im Chinesisches aus zwei Schriftzeichen zusammensetze. Das eine bedeutet Gefahr, das andere Gelegenheit. Für uns als Industrie sehe ich eher die Gelegenheit, dauerhaft von der Krise zu profitieren, sofern wir unsere Hausaufgaben machen. Unsere Reiseexperten verfügen über fundiertes Know-how für jede Destination auf der Welt, und Beratung wird an Bedeutung gewinnen. Wir freuen uns darauf, vielleicht auch Sie demnächst wieder beraten zu dürfen.