Buch-, Offset- und Digitaldrucker

Als Handwerker habe er einst seine berufliche Laufbahn begonnen, sagt Paul Scheidegger. Er erlernte den Beruf eines

Buchdruckers,

den es seit 500 Jahren gab und dessen Grundlagen trotz laufender Verbesserungen die gleichen geblieben sind. Da schloss er die aus der Setzerei gelieferten Bleisatzseiten samt Bildstöcken zu Druckformen zusammen, klopfte sie mit Hammer und Klopfholz, wodurch eine glatte Oberfläche entstand. Die Farben mischte er selber, bevor er sie ins Farbwerk eingab, und mithilfe von Seidenpapier erstellte er eine so genannte Zurichtung, ein Relief, das hinter dem zu bedruckenden Papier für den unterschiedlich hohen Druck von feinen, hellen und schweren, dunklen Partien sorgte, sodass am Ende auf seinen Druckbogen alles ausgeglichen wirkte. Selbstverständlich musste er auch den Bau seiner Maschinen kennen, die oftmals ihre Tücken hatten. Besonders ganz dünne und extrem dicke Papiere boten Probleme beim Durchgang durch die Maschine, und die unterschiedlichen Oberflächen der Papiere verlangten eine fein regulierte Farbgebung. Anfang der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts erreichte der

Offsetdruck

die Qualität des Buchdrucks und verdrängte diesen innerhalb weniger Jahre, weil mit ihm die Drucksachenherstellung schneller und billiger wurde, vor allem auch im Zusammenhang mit der Abkehr vom schwerfälligen Bleisatz hin zum Filmsatz in der Vorstufe. Wie fast alle seiner Berufskollegen musste sich Paul umschulen lassen und arbeitete fortan mit einer Technik, die aus der Lithografie hervorgegangen war und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nur von Firmen angewandt wurde, die sich darauf spezialisiert hatten. Hammer und Klopfholz legte er beiseite, bekam er doch als Druckunterlagen fertig belichtete Aluminiumplatten, die er in seine Maschine einspannen musste. Auch die Zurichtung entfiel, und die Farben hatten ganz andere Eigenschaften als die des Buchdrucks. Hingegen kam zum Farbwerk nun noch ein «Wasserwerk» hinzu, dessen Regulierung der Offsetdrucker beherrschen muss. 1996 installierte Stämpfli die erste

Digitaldruckmaschine,

und zwei Jahre später entschloss sich Paul Scheidegger, sich auf diesem wiederum völlig neuen Gebiet zu betätigen. Druckunterlagen wie Satz oder Platten gibt es nun überhaupt nicht mehr, das Druckbild wird elektronisch übermittelt, an die Stelle der Farbe ist der Toner getreten. Begriffe wie Entladung/Nachladung, Belichtung, Entwicklung und Übertragung prägen diese Technologie. Dem uneingeweihten Betrachter bietet sich das Bild einer Reihe von Schränken, an deren Anfang ein Bildschirm steht. Hier bereitet Paul die Druckform vor, d.h., er stellt wie seinerzeit im Buchdruck die Seiten so zusammen (ausschiessen), dass sie bei der fertigen Drucksache in der richtigen Reihenfolge erscheinen.

In der ersten Schrankgruppe lagert Paul das zu druckende Papier ein, dessen Eigenschaften ihm aus seiner bisherigen Tätigkeit wohl bekannt sind. Die Beschreibung der neuesten Maschine nennt einen Formatbereich von 178 × 178 bis 364 × 521 mm und mögliche Papierstärken von 60 bis 350 g/m2. Wie bei den andern Verfahren spielt auch beim Digitaldruck die Oberfläche des Papiers eine Rolle.

Hinter der folgenden Verschalung verbergen sich die komplizierten elektronisch gesteuerten Aggregate der Belichtungseinheit, wo die Bebilderung stattfindet. Die Eingriffsmöglichkeiten in diesem Bereich sind für Paul und seine zwei Kollegen höchst beschränkt. Zwar lassen sich im Farbdruck die verschiedenen Toner steuern, aber nur für die gesamte Druckfläche. In den letzten Schränken wird das Papier weiterverarbeitet und verlässt lieferfertig die Maschine, und zwar bis zu 8000 Exemplare in der Stunde. Paul muss seine Arbeit nicht mehr trocknen lassen, wie er sich das früher gewohnt war, sondern kann sofort ausliefern.

Printing on Demand und Termine

Ein wesentlicher Vorteil ist, dass sich der Digitaldruck auch für ganz kleine Auflagen anbietet, ja dass individuelle Veränderungen auf jedem Exemplar möglich sind, wodurch Kundenwünsche in nie geahnter Weise erfüllt werden können. Während seiner ganzen Berufstätigkeit war Paul Scheidegger vom Termindruck begleitet. Die Terminbegehren, die er heute befriedigen kann, stellen jedoch alles Bisherige in den Schatten.

Angefangen hatte das Ganze bei Stämpfli mit einer Schwarzweissmaschine. Bald jedoch kamen Maschinen auf den Markt, die farbig druckten. Bei Stämpfli wird derzeit gerade eine neue Farbanlage in Betrieb genommen, die auf Seite 7 dieses Heftes beschrieben wird. Paul Scheidegger erwartet, dass vor allem die Qualität der Farbwiedergabe im Digitaldruck weitere Fortschritte zeitigen wird.