Blickpunkt - Richtig oder verkehrt

Manchmal gehe ich gegen die Pfeilrichtung durch den Berner Bahnhof. Nicht, weil ich Zürcher bin, sondern weil es aufgrund der Menschenströme sinnvoll ist.

Grundsätzlich versuche ich, mich unterwegs so zu verhalten, dass alle möglichst angenehm reisen können. Das gilt leider nicht für alle Passagiere unserer Bundes- und Regionalbahnen. Einige Beispiele, dafür, was ich im Zug nicht mache: Füsse auf dem Sitz vis-à-vis lagern, mit oder ohne Schuhe. Game-Getöse, Musik oder Klingeltöne durch den Waggon schallen lassen. Fingernägel feilen, lackieren oder kauen. Haare frisieren, schminken, parfümieren. Nachrichten mit vernehmbarem Tastenklick ins Smartphone hacken. (Gut, ich tippe auf dem Laptop auch nicht lautlos.) Am Telefon mit dem Lebenspartner streiten oder Freundinnen in Liebesdingen coachen. Zeitungen mit halbfertigen Rätseln liegen lassen. (Ich löse lieber Programmierrätsel.) Auf dem Weg zum Autosalon ein paar Bierchen kippen. (Gut, besser, man macht das im Zug als im Auto.) Jassen.

Verhalte ich mich richtig oder verkehrt? Bin ich zu angepasst oder zu bünzlig? 

Falls Sie mich im Zug antreffen, sagen Sie es mir ruhig – ich habe auch schon mit Fremden spontan ein Dosenbier genossen …