Blickpunkt

Auf der Suche nach einem geeigneten Sujet bin ich in unserer Werkstatt auf einen grösseren Schubladenstock gestossen, mit ganz vielen kleinen Schubladen.

In düsterem Metallic-Blau steht er da, abweisend und verschlossen, mit all seinen Geheimnissen darin.

Obwohl seine Inhalte sauber angeschrieben sind – jede Schublade mit einer Etikette –, vermittelt er einen eher undurchsichtigen Eindruck, der höchs-tens männliche Handwerkerfantasien beflügeln könnte. Beim genaueren Lesen der Etiketten ertappe ich mich dabei, wie ich den Inhalten lebendige Eigenschaften zuordne. Oder wem kommen beim Wort Madenschrauben nicht unvermittelt sich windende, kleine Wesen in den Sinn? Wie allerdings eine Stopp-Mutter aussehen könnte, vermag ich mir nicht abschliessend auszumalen.

Bei Schwerspannstiften stelle ich mir spontan Lehrlinge vor, die schwer in den Griff zu kriegen sind, und Gelenke sind klar orthopädischer Natur.

Ringschrauben haben Goldschmiede bisher nicht entworfen, und einen Wellendichtring könnte man sicher irgendwo an der Meeresküste anbringen, als Schutz gegen Überschwemmungen und Tsunamis. Und wenn alle ihre Sicherungsscheiben vor die pneumatischen Verbindungsstücke schieben würden, müssten wir die männlichen und weiblichen Stecker nicht voneinander trennen, und als Folgeschäden gäbe es auch keine Stopp-Muttern!

Nach diesem Hirngespinst verlasse ich zügig die Werkstatt. Frauen haben da offensichtlich nichts zu suchen.