Belegschaft im Hause Stämpfli 1882 – Teil 2

In der Nummer 1/2013 der «Marginalie» sind die Leserinnen und Leser mit Personalbüchern bekannt gemacht worden, in denen während der Zeit von 1882 bis 1920 jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin der damaligen Stämpfli & Cie. in Bern aufgeführt ist. Das Augenmerk des Beitrages richtete sich auf die Tätigkeiten jener Leute, die heute zum grossen Teil einer Erklärung bedürfen. Im Folgenden erfahren Sie nun, was die übrigen Rubriken über die damalige Belegschaft mitteilen.

Nationalitäten und Wohnorte

1882 fanden sich lediglich sechs Ausländer unter den Mitarbeitenden. Das hat sich später stark verändert. Von den 1913 insgesamt 60 neu Eingetretenen hatten 22 eine fremde Staatsbürgerschaft. Mehrfach kommen Wien und Paris vor, aber auch württembergische, sonstige deutsche und elsässische Heimatorte sowie als Kuriosum «russisch Polen». In dieser beachtlichen Zahl von Ausländern kommt die Walz zum Ausdruck: junge Berufsleute aller Art, die von Stadt zu Stadt durch Europa zogen und für kürzere Zeit Stellen annahmen. In den «Marginalien» 1 und 2/1975 beschrieb unser einstiger Chefkorrektor Paul Knuchel eigene Erlebnisse von seiner Walz, die ihn durch halb Europa führte.

Der Handlanger Gottlieb Hänni war 1882 der einzige Mitarbeiter, der nicht in der Stadt wohnte, sondern in Niederwangen. Von den zwischen 1882 und 1920 rund 2000 Ein­getragenen wohnten ganze 24 ausserhalb der Stadt, meist in angrenzenden Gemeinden, z.B. in Bümpliz, das damals noch selbstständig war. Völlig aus der Reihe tanzte 1914 der Ausläufer Fritz Kurz mit Wohnsitz Schwarzenburg.

Getreu bis in den Tod

Ältester und zugleich dienstältes­ter Mitarbeiter war 1882 der an allererster Stelle eingetragene Setzer Johann Müller mit Jahrgang 1827. Er trat 1853 in die Firma ein und verstarb 1911. Ob er wirklich bis zu seinem Tod gearbeitet hat? Ganze 15 Personen der Belegschaft von 1882 sind tatsächlich aus dem Arbeitsleben abberufen worden, davon sechs wegen Schwindsucht (Tuberkulose). Die Todesursachen sind z.T. beschrieben: «wurde im Sept 83 in Bgdf. v. einer Katze gebissen», «Hirnschlag, morgens 4 Uhr», «Schwindsucht, welche er als Posaunenbläser der Schnurranten erwischt hat», «krank, Magenleiden und daherige Abgehung». Nur der Handlanger Nik­laus Sager ist 1911 nach 40 Arbeitsjahren im Alter von 74 Jahren in Pension gegangen.

Austrittsgründe

Ausser den Todesursachen enthält die Spalte «Bemerkungen» Gründe für die Beendigung der Anstellung. Entlassungen gab es wegen Arbeitsmangels. Der Setzer Fritz Häfely «geht als Gesch.führer in die Druckerei d. Grütli-Vereins n. Zürich». Gottlieb Wirz «wird Verwalter des Passantenbüros». Reinhard Albrecht «etabliert sich». Heinrich Schloz aus Württemberg erlitt eine «Gehirnerweichung; mußte ums Neuj. 1884 nach Hause transportirt werden», einer geht nach «Ch.d.F. wo sein Bruder Faktor ist». Der Drucker Simon Blaser muss wegen «Hetzereien etc.» gehen, eine Einlegerin wird «fortgejagt wegen Betrunkenheit», der Drucker, der nebenbei als Stereotypeur arbeitet, wird «entlassen wegen Unverträglichkeit», eine Falzerin will «einen kleinen Handel anfangen», währenddem andere wegen Verheiratung oder «um der Haushalt. obzuliegen» austreten. Dramatisch wirds beim Einleger Harlacher: «durchgebrannt f. nach Egypten, wird aber von der Polizei in Lau­sanne ergriffen & wieder hergebracht; wird in Wangen aufge­griffen & es zeigt sich, dass er Briefmarkenmakulaturen gestohlen hat».