Ausgleich in Satz und Bild
Täglich begegnen Gestalterinnen und Gestalter dem Begriff des «Ausgleichens». Dabei ist nicht der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit, sondern ein Begriff aus der Typografie gemeint.
Als «Ausgleichen» bezeichnet man das manuelle Anpassen und Verändern der Weissräume zwischen Ziffern und Zeichen, etwas bekannter unter dem englischen Begriff «Kerning». Sinn und Zweck ist die Erzielung eines gleichmässigen Weissraums zwischen mehreren Zeichen, um die Ästhetik eines Wortbildes zu heben.
Der historische Ursprung
Die Technik des Ausgleichens einzelner Buchstabenkombinationen wurde schon in der Zeit Johannes Gutenbergs (um 1420) angewandt. Bis in die 1950er-Jahre war in der englischen Typografie damit primär der Ausgleich von Majuskeln, den Grossbuchstaben, gemeint. In der deutschen Typografie werden insbesondere gesperrte Schriftauszeichnungen in der Schriftgattung der gebrochenen Schriften (Sperrsatz) ausgeglichen. Auch heute noch wird bei Buchstabenkombinationen manuell nachgeholfen, um so ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen.
Wo findet das Ausgleichen statt?
Das Ausgleichen einzelner Zeichengruppen erfolgt überwiegend bei Grossbuchstaben, Zahlenkombinationen, Mediävalziffern und bei grossen Titelschriften (zum Beispiel im Magazin- und Zeitungssatz). Im Fliesstext, auch Mengensatz genannt, wird kaum ausgeglichen. Der zeitliche Aufwand wäre schlicht und einfach zu hoch.
Die Technik hinter dem Ausgleichen basiert auf unterschiedlichen Gestaltungsprinzipien, Proportionsverhältnissen und dem optischen Empfinden der Gestalterinnen und Gestalter. Jede und jeder gleicht Buchstabenkombinationen nach seinem eigenen Empfinden und dem eigenen Geschmack aus.
Auf den ersten Blick scheint das Thema «Ausgleichen» und «Angleichen» in Bezug auf die Bildbearbeitung kaum erwähnenswert. Was aber nicht heisst, dass es nichts darüber zu erzählen gibt. Es sind die für den Bildspezialisten, nebst den Retuschen, selbstverständlichen Anpassungen, die den Unterschied ausmachen: die Anpassung der Graustufen, der Sättigung oder dann das Angleichen von Hintergründen oder das Neutralisieren von Hauttönen einerseits, die spezifische Anpassung für den Ausgabekanal andererseits. Bilder für Publikationen kommen meist aus unterschiedlichen Quellen. Das bedeutet, dass beispielsweise die Lichtverhältnisse und Kameraeinstellungen so verschieden sind, dass zwischen den Bildern eine Disharmonie besteht, die auch dem nicht geschulten Auge auffällt. Diese Unterschiede können mit den erwähnten Korrekturen verringert oder gar eliminiert werden.
Bei Kunden mit einer eigenen Bildsprache oder um eine eigentliche Bildwelt zu erzeugen, wird oft mit «Moods», also einer bestimmten Atmosphäre, gearbeitet. Es wird eine einheitliche Stimmung erzeugt, die von freundlich, sonnig, warm bis zu hart, kalt und unnatürlich reichen kann.
Kontakt
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Bettina Biedermann
Leiterin Verkauf und Projekte Medienvorstufe
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