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Zwischen Fairtrade und Profit

Die Ökologie und das Recht aller Menschen auf Nahrung sind mit dem globalen Agrarhandelssystem nicht vereinbar. Vonnöten ist ein Produktionssystem für Lebensmittel, das eine gerechtere Verteilung der Nahrungsmittel, eine ökologische Produktion und gerechten Handel unter einen Hut bringt. Dieses Buch zeigt Wege und Ideen auf.

«So eine Welt wollen wir nicht!», sagt Ursula Brunner, die 92-jährige Schweizer Fairtradepionierin, die uns zu diesem Buch inspiriert hat. Die Kontrolle über Boden, Wasser, Saatgut und Ernten durch wenige Akteure nimmt weltweit zu. Der Agrarfreihandel verschärft die Probleme zusätzlich, und 800 Millionen Menschen hungern. Wir haben darum verschiedene Fachleute angefragt und sie gebeten, die heutige Situation vielschichtig zu analysieren. Im Klartext, aber ohne Schuldzuweisungen zeigen die Beiträge die zunehmende Machtkonzentration im heutigen Agrarsystem auf. Unser Essen und die Demokratie sind bedroht. Verschiedene Autorinnen und Autoren reden von den Sackgassen, in denen sich die industrielle Landwirtschaft und das globale Agrarhandelssystem gegenwärtig befinden. Weiter wie bisher ist keine Option. Sie schlagen Lösungen vor und beschreiben gute Beispiele im Handel, Projekte der Selbsthilfe und Philosophien, wie etwa die Gewaltlosigkeit Gandhis.

 

Weiter wie bisher ist keine Option

Wir wollen ein Produktionssystem für Lebensmittel, welches sowohl die regionale Entwicklung wie auch die Ökologie und das Recht aller Menschen auf Nahrung unter einen Hut bringt. Agrarunternehmen müssen mithelfen, diese Ziele zu erreichen, und dürfen nicht einseitig den Shareholdern dienen. Das offene und solidarische Konzept der Ernährungssouveränität ist ein notwendiger Schritt, um die Mitbestimmung entlang der gesamten Produktions- und Handelskette auszubauen. Als Folge davon werden die Produzenten weniger abhängig von übermächtigen Konzernen und deren einseitigem Profitstreben. Die ganze Gesellschaft, nicht nur einzelne Lobbyisten, muss über die Regeln der Welthandelsorganisation WTO oder über den Einfluss der Weltbank oder privater Stiftungen diskutieren. Genauso wie über die internationalen Handelsabkommen wie die Transatlantische Freihandels- und Investitionspartnerschaft TTIP, die momentan hinter geschlossenen Türen ausgetüftelt wird. Gerechter Handel ist vielschichtiger als einzelne Fairtradeprojekte und braucht verantwortungsvolles Handeln aller: der Konsumentinnen, Bürger, Politikerinnen, Wissenschaftler, aber auch der Bäuerinnen, Plantagenarbeiter und Unternehmen.

Aufruf zum Mitdenken 

 Nationale Politik und internationale Abkommen zu beeinflussen, ist zwar schwierig, dennoch können wir alle mitdenken. Dafür haben wir dieses Buch gemacht: An Schulen, am Stammtisch, unter Freunden, in der Partei, durch Leserbriefe, im Internet zeigen wir, dass wir mitbekommen, was etwa bei den WTO- und TTIP-Verhandlungen läuft. Es darf uns nicht egal sein. Auch durch unseren eigenen Konsum setzen wir Zeichen. Woher ein Produkt kommt, wie es produziert wird, wer davon lebt oder darunter leidet, welches der wahre Preis unserer Einkäufe ist, das muss uns interessieren! Wir können uns auch beim Essen vom guten Gefühl inspirieren lassen: Was ich schlucke, soll für mich, für die Produzentinnen und Arbeiter, für die Natur, für die Tiere und für unseren Planeten gut sein.


Das Autorenteam

Fausta Borsani, Agrarökonomin, Unternehmensberaterin und Präsidentin von Cooperaid. Sie hilft, Werte zu finden, zu leben und zu kommunizieren (www.faustaborsani.ch). Thomas Gröbly, gelernter Bauer, Theologe, Ethiker, Dozent und Buchautor (www.ethik-labor.ch). Weitere Beiträge von: Markus Arbenz, Roman Berger, Ursula Brunner, Elisabeth Bürgi-Bonanomi, Ajoy Chaudhuri, Peter Clausing, Leila Dregger, Hilal Elver, Tina Goethe, Hans R. Herren, Ulrike Herrmann, Angelika Hilbeck, Ulrich Hoffmann, Thomas Kesselring, Markus Mugglin und Rajagopal P.V.

Veranstaltungen und Informationen zum Buch: fairtradeprofit.ch Die Buchpremiere fand am 23. November 2015 in Zürich statt.