• Editorial

Identität

«Der Mensch ohne den Mitmenschen ist nicht der Mensch, sondern das Gespenst des Menschen. Deshalb ist Arbeit ein soziales, ein geselliges, ein kameradschaftliches Werk.» – Karl Barth

In der Schweiz weisen wir uns mit der ID oder dem Pass aus, wenn dies verlangt wird. Die Dokumente belegen unsere rechtliche Identität. In etlichen Nationen erhalten die Bürgerinnen und Bürger jedoch keinen Pass, und Flüchtende, die ihre Nationalität nicht ausweisen können, fallen in gewissen Staaten «zwischen die Grenzen», dadurch dass ihre staatliche Anerkennung und damit die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Nation) verweigert wird. Doch Anerkennung ist für uns lebenswichtig.

Menschen benötigen die Zugehörigkeit zu einer oder mehreren Gruppen. Ohne sie fühlen wir uns nicht anerkannt und verlassen. Für meine Gruppenzugehörigkeit ist es entscheidend, dass ich eine für die Gruppe und für mich sinnvolle Rolle habe, meine Fähigkeiten einbringen darf und meine Identität bewahren kann, indem sie von den anderen respektiert wird. Das gilt im Privaten wie an der Arbeitsstelle. Das Gegenteil streben Sekten an, die die Identität der Einzelnen unterdrücken, oder noch krasser: Gefangenenlager, die den Häftlingen nur Nummern vergeben. Der eigene Name ist wesentlicher Teil unserer Identität.

Wir bestimmen unsere Identität in Abhängigkeit von anderen, wir können nur einzigartig im Vergleich zu den Mitmenschen sein. Welche Eigenschaften habe ich, die ich nicht nur wegen anderer nutzen kann, sondern weil ich ich bin? Und welche helfen, um von einer mir wichtigen Gruppe anerkannt zu werden? Wenn andere mich ernst nehmen, verstärkt das meine Identität, und so ist gegenseitige Anerkennung im Team entscheidend für das Wohlbefinden und die Motivation aller. In einem Umfeld, in dem ich keine Bedeutung habe, in dem es einerlei ist, ob ich existiere oder nicht, gehe ich zugrunde. Darin liegt unter anderem der Skandal der modernen Sklaverei. Versklavte werden zu Arbeitsinstrumenten erniedrigt, ihre Identität hat keinerlei Bedeutung. Das Muster der Ausgrenzung kennen wir aber auch im Alltag vieler Organisationen, in denen Kolleginnen und Kollegen nicht ernst genommen oder gar gemobbt werden.

Auch Unternehmen haben eine Identität, die sich idealerweise in ihrer Marke spiegelt. Die Markenstruktur muss die Ausprägungen der Unternehmensidentität enthalten. Ist dies nicht der Fall, entpuppt sich das Unternehmen als unglaubwürdig. Das ist ein Grund, weshalb wir in der Stämpfli Gruppe Wert auf unsere Unternehmenskultur legen. Die Werthaltung, die das Unternehmen verkörpert, muss sich in unserer Marke wiederfinden. Dabei ist es entscheidend, die Unternehmensidentität zusammen zu teilen und gleichzeitig die je eigene, persönliche Identität behalten und stärken zu können. Das ist die Grundlage erfolgreicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Peter Stämpfli
Verwaltungsratspräsident
Stämpfli Kommunikation
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